An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
Flussbett des verl o renen Stromes trennte und die tobenden Wassermassen hinter sich ließen, wurde das Vorankommen durch den von Mensche n hand geschaffenen Stollen immer mühsamer.
„Das hier wurde nicht von den Technokraten in den Stein geha u en!“, ächzte Adler und drängte sich dicht hinter Stier durch den niedrigen Tunnel, der sich immer enger durch das harte Gestein wandt und mehrmals in irreführenden Sackgassen verzweigte, die urplötzlich im Nichts endeten.
Das offensichtlich hastig in den harten Fels getriebene Labyrinth, mit seinen tückischen, scharfkantigen Felsvorsprüngen, denen man zahlreiche Abschürfungen verdankte, schien einfach nicht enden zu wollen und bedeutete für die Normalwüchsigen der kleinen Gruppe eine regelrechte Qual, während sie sich gebückt durch die stickige Enge des Stollens zwängten.
Stier, unumstritten der Kräftigste und dementsprechend Belei b teste unter ihnen, verfluchte ununterbrochen die Erbauer der kryptengleichen Schächte, die sich scheinbar ziellos in verwirre n den Windungen durch den uralten Fels schlängelten.
„Wo soll das hier hinführen?“, mäkelte selbst Adler, der ständig mit seinem langen Bogen und dem Köcher an der niederen D e cke hängen blieb.
„Mir scheint, hier sucht jemand etwas und das schon eine ganze Weile. Hat dir dein Vater hiervon auch erzählt, Gal?“, rief der Bogenschütze nach vorne zu der Waldzwergin, die aufgrund ihrer vorteilhaften Größe die unfreiwilligen Forscher anführte.
„Nein! Diese eigenartigen Gänge hat er nie erwähnt!“, erwiderte sie nachdenklich und wich einer der zahlreichen, trüben Pfützen aus, die sich in den breiten Riefen am Boden gesammelt hatten und von kraftraubenden Arbeiten mit schweren Steinbearbe i tungswerkzeugen zeugten, „das hat rein gar nichts mit den Tec h nokraten zu tun. Aber das hier denke ich!“
Allmählich lichtete sich die lieblos in den Stein gehauene Marsch vor ihr und mündete in einen gewaltigen lichtdurchfluteten Dom, ungleich kunstvoller und filigraner in den massiven Fels geme i ßelt, gleich einer sorgsam verborgenen Kathedrale.
„Das ist das Werk des alten Volkes!“, staunte sie und blieb eh r fürchtig am Rande des schroffen Zugangs stehen, bevor ihre Weggefährten auch nur erahnen konnten, welch imposantes Ba u -werk sie in diesen trostlosen Tiefen erwarten würde.
„Nun geh schon weiter!“, beschwerte sich Adler und versuchte die erstarrte Waldzwergin zur Seite zu schieben, bevor auch er von dem beeindruckenden Anblick überwältigt wurde.
„Unglaublich!“, stammelte er und verharrte ehrfürchtig, während die Nachfolgenden, sichtlich erleichtert über das Ende des kargen Stollens, gleich darauf ebenfalls der monumentalen Architektur des riesigen Gewölbes erlagen.
Dem Verfall der Ewigkeit trotzend, spannten sich Dutzende brei-te, mühevoll in den Stein gehauene, hoch geschwungene Arkaden von Säule zu Säule und trugen in ihrer einfachen Stru k tur und Beschaffenheit die außerordentliche Last des steinernen Maus o leums mit fast spielerischer Eleganz.
Die akkurat, in mehreren Reihen errichteten, mit feinen Rillen versehenen Pfeiler dienten der durchdachten Konstruktion als voluminöses Fundamente, die aufgrund ihrer soliden, leicht k e gelförmigen Bauweise zum Boden hin breiter wurden und mit ihren enormen, druckverteilenden Standflächen jeglicher Erschü t terung der Erde zu trotzen schienen.
Zwischen den zahlreichen, stilvollen Pilastern, an den geheimni s voll schimmernden Wänden, waren leicht verblichene Fresken zu erkennen, die auf der einen Seite mit ausufernder Bildhaftigkeit, den Mythos der Träne des Basileus und auf der Gegenüberli e genden mit nicht minder euphorischen Stilmitteln die jahr e lange Odyssee Raphaels, auf der Suche nach dem Edelstein und die Errichtung Elderwalls durch das alte Volk darstellten.
Mit demütiger Bedächtigkeit, der sich selbst Adler nicht entziehen konnte, schritt die kleine Gruppe langsam durch das beeindr u ckende Monument.
Nicht nur Natas, der wieder auf den Schultern seines Beschützers saß, bestaunte mit großer Neugier die detailreichen Bildnisse von fremden Ländern, versunken in Myriaden von Sand, seltsam ge-kleideten Menschen mit verhüllten Gesichtern und ungewöhnl i chen Tieren, die auf ihren hochgewachsenen Körpern zwei kle i ne Berge trugen.
„Kann jemand diese Schriftzeichen lesen?“, Alder wies auf die ellenlangen Texte, die sich an den schmalen Sockeln unterhalb der Darstellungen
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