An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
schützend vor die anderen.
„Vielleicht hätte ich die doch töten sollen!“, murmelte er und be-äugte Binschli argwöhnisch, bis dieser in schallendes Gelächter ausbrach, mit einer für sein augenscheinlich hohes Alter außer-o r dentlich flinken Bewegung um die eigene Achse wirbelte, die dicken Taue gekonnt zerschnitt und mit einem ebenso unglaub-l i chen Satz auf das schnell abtreibende Boot sprang, das auf der Stelle von der starken Strömung mitgerissen wurde.
Darius unterdessen hatte alle Hände voll damit zu tun, sich mit vollem Körpereinsatz gegen das schlagende Ruder zu stemmen, um die schlingernde Barke unter Kontrolle zu bringen und ein Zerbersten an den scharfen Klippen des Ufers zu verhindern.
Die Urgewalt des ungestümen Stromes schleuderte sie auf den schwarzen, von steinernen Monolithen bewachten, Schlund zu, der die Wassermassen tosend verschlang.
„Das ist nicht euer Weg!“, schrie Binschli den Verlorenen abe r mals zu, „geht den Weg zur Träne des Basileus am Utras entlang und ihr werdet euer Schicksal finden!“ Bei den letzten Worten des Alten verschwand das kleine Boot in den heißhungrigen Fluten und ließ die kleine Gruppe mit der rätselhaften Verkünd i gung alleine.
„Bei allen Göttern!“, schimpfte Stier und stampfte mit seinem Hammer empört auf die morschen Bretter der verlassenen An-l e gestelle, so dass diese bedenklich schwankte, „das kann doch wohl nicht wahr sein!“
„Hör auf damit oder du bringst uns noch alle um!“, schimpfte Gal und ruderte mit den Armen, um auf dem wackeligen Unter- g rund nicht die Balance zu verlieren.
Wolf wandte sich ab und verließ wortlos mit Natas und Hannah den kleinen Steg, zurück auf das sandige Gestade.
„Was hat er da gefaselt? Die Träne des Basileus? Was ist das nun wieder?“, feixte Adler und schaute erwartungsvoll zu Gal, als sie den Dreien ans Ufer folgten.
„Das ist ein Mythos aus grauer Vorzeit, den mir mein Vater als Kind wieder und wieder erzählte,“ sie hielt einen Moment nac h denklich inne, „jetzt ahne ich, warum er es getan hat!“
„Na erzähl schon!“, drängte Stier mürrisch hinter den beiden.
Als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten, begann Galina im Wortlaut ihres Vaters die Geschichte zu erzählen, der sie unzählige Male gelauscht hatte. „Als diese Welt noch jung war, geformt aus Feuer und Rauch, beherrschten mächtige Drachen die dunstigen Höhen und durchschnitten mit ihren breiten Schwingen die schwefelhaltigen Sph ä ren des blutroten Himmels. Ihre Herrschaft dauerte Äonen und die Menschen waren ihrer brutalen Willkür schutzlos ausgeliefert, bis die Götter sich besa n nen und den Menschen die Werkzeuge in die Hand gaben, um die ungezügelte Gier der Feuerspeier zu bändigen“, die Waldelfin bemerkte mit einem Lächeln die großen, neugierigen Augen ihres jüngsten Zuhörers und erzählte weiter, „viele Jahrhunderte daue r te der folgende Krieg gegen die Her r scher der Lüfte und als der letzte von ihnen mit Namen Basileus, der älteste und gefürcht e teste seiner Art im Sterben lag, von zahllosen Speeren und Pfe i len tödlich getroffen, vergoss er eine letzte, zornige Träne und ve r steinerte sie mit seinem heißen Atem zu dem unzerstörbaren Ge-fäß seiner hasserfüllten Seele, bekannt unter den Namen: „Träne des Basileus“ oder „Der Atem des Drachen“. Der ve r schollene Rubin soll, nachdem ihn Raphael auf seinen langen Reisen gefu n den hatte, von den Technokraten hier unten ve r steckt worden sein und als einziges Artefakt die Macht besitzen, Muriels Ban n kreis zu vernichten!“
Einen Augenblick lang herrschte gespannte Stille unter den G e fährten und selbst Adler zog es vor, zu schweigen.
„Ich habe immer gedacht“, fuhr sie daraufhin fort, „es wäre eine der vielen Geschichten, die einstmals frei erfunden, durch viele Münder gehen und so zur wahrhaftigen Legende werden, aber scheinbar steckt mehr Wahrheit darin, als ich vermutet hatte!“
„Lasst uns aufbrechen!“, forderte Wolf leise aber bestimmt, „es gibt nur einen Weg, den wir gehen können und wir sollten ihn sofort gehen, bevor Muriels Geist diesen Ort vergiftet!“
Alle Anwesenden pflichteten seinen mahnenden Worten bei, ve r -ließen eilig den verwaisten Steg und folgten dem schmalen, schwacherleuchteten Pfad entlang des Utras weiter ins dunkle Herz der Katakomben.
Als sie immer tiefer in einen schmalen Durchgang vordrangen, der sie am Ende des Weges von dem breiten
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