An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
hatte das wüste Umland nicht zu bieten. Nie wäre einer von ihnen auf die Idee gekommen, einen Fuß auf die Heimat der geheimnisvolle n Technokraten zu setzen, auch wenn ihre Neugier grenzenlos und das triste Land nur einen Steinwurf entfernt war.
Der Legende nach waren die rätselhaften Maschinen in ihrer ge-waltigen Stadt am Todestag des ehrwürdigen Druidenk ö nigs jäh verstummt, und niemand hatte seit dieser langen Zeit ein Leben s zeichen aus dem Landesinneren vernommen, bis vor drei W o chen, ohne Vorwarnung, ein dumpfes Stampfen die Wüste erb e ben ließ und unheilvolle Rauchschwaden in der Ferne den Hi m mel schwärzten. Das unheimliche Grollen aus dem Zen t rum der Wüste war seitdem nicht mehr verstummt, so dass die Männer des Nachts wach lagen und gebannt lauschten.
Sie waren es gewesen, die an der Seite Raphaels, den drei Hexe n schwestern die Stirn geboten und die Streitmacht der Dunkelelfen in der legendären Schlacht von Autron vernic h tend geschlagen hatten. Sie schmiedeten jenes Bannsiegel, das von den mystischen Fr y giern mit einem mächtigen Fluch belegt wurde, um Muriel für alle Zeiten einzusperren. Und sie waren der Grund dafür, dass es diesen Außenposten gab, denn nichts hasste und fürchtete Muriel mehr, als ihre alten Fei n de.
Die verunsicherten Soldaten hatten schon früh einen Boten zur schwarzen Festung geschickt, um ihrer Herrin die unb e queme Nachricht überbringen zu lassen, und der aufgespießte Kopf des Spähers zeugte von dem unbändigen Wutausbruch, mit dem sie den Überbringer solch einer unglaublichen We n dung belohnt hatte.
Nachdem das Beben der Erde zunahm und das monotone Stampfen näher zu kommen schien, begleitet von drei gewa l tigen Rauchsäulen, die sich weithin sichtbar am Horizont auftürmten, beschlossen die verbliebenen Männer ihren Po s ten aufzugeben und ungeachtet der Strafen, die ihnen dro h ten, zu fliehen. Zu groß war die Angst vor dem Unbekannten, das sich unaufhörlich und unbeirrt in ihre Richtung bewegte.
Zwei Wochen hetzten sie ihre erschöpften Pferde ohne Rast durch das Land, verfolgt von dem Unbegreiflichen, das dicht hin-ter ihnen uralte Bäume zerschmetterte, Seen durchpflügte und Felsen zermalmte. Schon bald erreichten sie das große Lager am Fuße des Berges, wobei ihnen die Nachricht über drei Feuer und Rauch speiende Ungeheuer, die eine Schneise der Verwüstung hinter sich ließen, vorausgeeilt war. Mit jeder weiteren Botschaft über den vermeintlichen Feind, der sich näherte, wuchsen die Unsicherheit und die schleichende Angst in den Herzen der Män-ner, genährt von der quälenden Ungewissheit über die A b sichten des Technokraten.
In Windeseile überbrachte Belsim den Befehl zur Mobilm a chung des gesamten Heeres von einer vor Zorn und Hilflosigkeit t o benden Muriel, die alles mit ansehen musste, ohne eingreifen zu können.
Antes Borgo, der Oberbefehlshaber der Streitmächte, zwirbe l te nachdenklich seinen grauen Bart, als er den Befehl seiner erzür n ten Herrin entgegennahm und den anwesenden Clanoberhäu p tern übergab. Der kräftige und hochgewachsene Krieger blickte misstrauisch in die Runde, während er sich langsam aus seinem Stuhl erhob. „Setzt eure Männer unter Waffen. Wir werden hier warten, um unseren Gast gebührlich zu empfangen“, sagte er mit fester Stimme.
Ein leichtes Raunen ging durch das Zelt, aber keiner der Hee r führer wagte es, die Order Muriels in Frage zu stellen, wus s ten doch alle von dem Schicksal des ehrwürdigen Trajos, der seine Mission nicht erfolgreich beendet hatte.
Auch Antes war der Tod seines alten Freundes nahe gega n gen, aber er war Soldat und hatte der Hexe seine Seele ve r kauft, wie jeder, der unter ihrem Banner ritt, und niemals hätte er sich di e sen kleinen Augenblick des Zweifels gegenüber seinen Leuten a n merken lassen. Mit seiner Eisenhand, die ein schmerzliches An-denken an eine erbitterte Schlacht war, schlug er auf den einf a chen Holztisch, der fast unter der Gewalt des Hiebes zu Bruch ging. „Ich dulde kein Zögern und keine Zweifel. Ihr steht unter dem Dienst Muriels und wisst, was das bedeutet. Also sorgt d a für, das eure Männer vorbereitet sind, bevor das alte Volk unser Tal e r reicht!“.
Als die fünfzehn Clanführer das Zelt verließen, sendete jeder von ihnen sogleich einen Boten aus, um ihren Soldaten den strikten Befehl zu übermitteln.
Hunderttausend schwerbewaffnete Krieger und Zwerge zu Fuß oder zu Pferd, fingen umgehend damit an
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