An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
a b schlachten, wie dummes Vieh, in eurer unendlichen Arroganz und Unwissenheit!“ Ein unglä u biges Raunen erfüllte den Raum und das ängstliche Jammern einiger Frauen war zu hören.
„Bitte Leute! Hört doch endlich zu und beruhigt euch!“ Tohil versuchte die angespannte Stimmung aufzulockern. „Ni e mand weiß, ob Dunkelelfen hinter ihnen her sind. Selbst wenn es so wäre, ist es keinesfalls sicher, dass sie das Dorf auch durchqueren werden.“
„Sie werden kommen!“ Bär hatte neben Morekai Platz geno m men und seine Streitaxt auf den Tisch gelegt, während er die Worte langsam wiederholte. „Sie werden kommen!“
Der alte Jäger spürte die neugierigen Blicke, der verstummten Dorfbewohner. „Dunkelelfen geben niemals auf, wenn sie eine Beute wittern. Sie sind die besten Läufer, Kämpfer und Fährte n leser, die ich kenne und niemand hat jemals ein Z u sammentreffen mit diesen düsteren Gestalten überlebt. Vor tausend Jahren wu r den fast alle von den Armeen des Druidenkönigs und der Tec h nokraten vernic h tet, bis auf die drei Anführer: Messa, Belsim und der jüngste Kasim. Die Ve r bündeten beschlossen damals Muriel nicht weiter zu verfolgen, um noch größere Verluste in den eig e nen Reihen zu verhindern. Ihre Festung galt schon seit ihrer Erbauung als uneinnehmbar. Also belegte Rafael den Ort mit einem Ban n siegel, um die Hexe auf ewig einzusperren, wissend, dass die Dunkele l fen ihre geschwächte Herrin nicht verlassen würden, jedenfalls nicht für die nächsten tausend Jahre. Die Zeit ist vergangen und Muriel hat ihre Macht wiedererlangt, ihre Di e ner schwärmen aus, um einen Weg zu finden, sie zu b e freien und werden dafür über Leichen gehen. Bringt eure Frauen und Ki n der in Sicherheit und gebt jedem, der dazu fähig ist, eine Waffe. Ich werde euch mit aller Kraft beim Kampf unterstützen. Also lasst uns keine Zeit mit unsinnigen Worten vergeuden und b e ginnt mit den Vorbere i tungen, um unsere Gäste willkommen zu heißen!“ Bär stand auf und packte seine Axt. Die Leute, die au f merksam zugehört ha t ten, zuckten erschrocken zusammen. Der Hüne grinste und legte die Waffe auf seine Schulter.
„Ihr habt gehört, was er gesagt hat.“ Tohil war sichtlich ne r vös, „also steht hier nicht so herum und bewaffnet euch!“
Mit lautem Gepolter und hektischen Gesten strömten die Dor f bewohner zum Ausgang und verließen nacheinander das Gas t haus. Tohil, Bär und Morekai blieben alleine in der Taverne z u rück und schauten der aufgeregten Masse, die sich durch die enge Tür drängte, verständnisvoll hinterher.
Bär schüttelte den Kopf. „Ihr wisst, dass viele sterben we r den, wenn die Dunkelelfen diesen Ort tatsächlich heimsuchen werden. Auch mein Leben hängt dann an einem seidenen Faden. Und …“ „Schweigt bitte, alter Freund!“, fiel im Tohil ins Wort, „ich bin mir meiner Bürde durchaus bewusst und mein Herz blutet, wenn ich an die vielen Toten denke, die meinen letzten Gang über den schwarzen Fluss begleiten werden. Aber das ist ihre Heimat und selbst ich kann sie nicht dazu bringen, einfach aufz u geben und zu fliehen. Wir müssen uns dem Feind stellen und unser Dorf ve r teidigen, das sind wir unseren Kindern schu l dig!“
„Falls sie dann noch leben, Tohil!“, bemerkte Bär trocken.
„Still jetzt!“, unterbrach Morekai das Gespräch. Er hatte die ga n ze Zeit geschwiegen. „Es gibt kein Zurück mehr. Der erste Schritt ist getan und die staubigen Mühlen des Schicksals haben sich nach tausend Jahren wieder angefangen zu drehen. Zwei Männer sind auf dem Weg hierher, auf der Suche nach ihrem Freund. Viele Fragen beschä f tigen sie, aber sie haben ihre Wahl getroffen. Und es ist eine gute Wahl. Aber der Tod hat ihre Spur aufgenommen und sie werden ihn hierher fü h ren. Das ist unser Schicksal. Lasst uns gehen und den Me n schen helfen!“. Morekai stampfte zur Bestätigung mit seinem knorrigen Stock auf den Boden, stand auf und verließ lan g sam die kleine Runde.
Tohil und Bär schauten sich verwundert an und folgten dann wortlos dem Alten.
Kapitel 3
I. Das Erwachen des a l ten Feindes
Weit im Osten des Landes, an der Grenze zu den Ödla n den, befand sich ein kleiner Außenposten von Muriels Söl d nerarmee. In einer kleinen, mit einem wehrhaften Zaun aus angespitzten Holzpalisaden umzäunten Hütte, fristeten sechs Männer ihr tros t loses Dasein mit Kartenspielen und Trinken, denn viel
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