An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
mit einem alten Reptil werden wir fertig!“, scherzte Adler, erntete für seinen heiteren Kommentar aber nur das Kopfschütteln des Alten. „Wenn es nur eine einfache Schla n ge wäre, sicherlich, aber nicht bei ihrer Größe!“, dämpfte Grell Adlers Vorfreude.
„Wie groß?“, fragte Stier misstrauisch, der immer noch mit einem leichten Husten zu kämpfen hatte.
„Niemand, der einen Fuß auf die Insel setzte, um den Tunnel zu erforschen, überlebte seine Neugier und von diesen Schatzs u chern gab es in den letzten Jahrhunderten unzählige. Es gibt Berichte über morgendliche Sichtungen bei der Jagd in der Nähe der Insel. Es war die Rede von einem gewaltigen schimmernden Leib, der sich durch das seichte Wasser schlängelte und im dic h ten Nebel verschwand!“
„Sehr gut! Und wir beide marschieren da einfach rein und halten ein Schwätzchen mit der alten Dame!“ Stier konnte sich ein brummiges Lachen nicht verkneifen, als er den Kommentar se i nes Freundes vernahm.
„Der Name des Jungen ist der Schlüssel!“, erwiderte Grell, „nennt ihn und sie wird auch passieren lassen!“
„Das ist sicher eine dieser alten Prophezeiungen, nicht wahr? Vor tausend Jahren erzählte jemand diese Dinge über uns und wir stürzen uns daraufhin von einem Irrsinn in den anderen. Also gut, von mir aus kann es losgehen!“
Adler stand auf und klopfte seinem Gefährten auf die Schu l ter.
Stier erhob sich ebenfalls, ergriff seinen Hammer und schob ihn in die Halterung auf seinem Rücken.
„Vertraut den alten Worten, meine Freunde! Elderwalls Unte r gang steht kurz bevor, und ihr habt in der Tat nur noch wenig Zeit, den Jungen von dort wegzubringen!“
Gal half ihrem Vater auf die Beine und reichte ihm seinen knorr i gen Gehstock.
„Meine Tochter wird euch mit allem versorgen, was ihr braucht, aber eure Pferde müsst ihr hier lassen, denn die Insel kann man nur zu Fuß erreichen!“
Wie in Morekais Dorf war auch hier alles schon vorbereitet und schnell zusammengetragen, so als hätte man schon lange auf sie gewartet, um ihre zügige Weiterreise zu gewährleisten.
Gal und ihr Vater standen ein wenig abseits von dem hekt i schen Treiben.
„Vater! Ich will dich nicht verlassen!“ Sie war den Tränen nahe.
„Du bist seit deiner Geburt auf diese Reise vorbereitet wo r den, wie schon etliche aus unserer Familie vor dir und nun ist es s o weit. Du bist ein wichtiger Bestandteil unserer Hoffnung gewo r den, mein Kind!“ Er umarmte sie zärtlich, als sie ihre Trauer nicht mehr unterdr ü cken konnte. „Auch mein Herz will dich nicht gehen lassen, aber mein Ve r stand verlangt es. Was wäre ich für ein Vater, der seine eigene Tochter ohne Bedenken auf solch eine gefährliche Mission schickt? Meine letzten Haare werden mir ausfallen aus Sorge um dich und deine Begleiter!“
Gal lachte mit Tränen in den Augen und umarmte ihren Vater noch fester.
„Du erdrückst mich noch!“ Er lächelte und strich ihr sanft über das schwarze Haar. „Hab keine Angst um uns! Wir werden in die Berge gehen und dort auf eure Rückkehr warten. Selbst wenn es Jahre dauert, werden wir dort oben sicher sein vor Muriels Zorn. Geh jetzt und schau nicht zurück. Ich liebe dich!“
Gal lockerte ihre Umarmung, nickte und wischte sich mit dem Ärmel ihres Mantels das Gesicht ab, dann drehte sie sich um und entfernte sich mit hastigen Schritten.
„Viel Glück!“, flüsterte Grell, als er traurig seiner Tochter nac h schaute, „ihr werdet es brauchen.“
„Na also!“, freute sich Adler, „da ist ja unsere kleine Führerin. Deine Leute wollen uns scheinbar so schnell wie möglich los werden!“ Er bemerkte den missbilligenden Blick seines Kamer a den, als er der Waldzwergin nachschaute, die wortlos an ihm vo-rüberging. „Oh bitte! Na, kommt schon. Hat hier denn jeder seinen H u mor verloren?“ Kopfschüttelnd wandte er sich seiner Ausrüstung zu, die er in einen großen Fellrucksack stopfte.
„Wir brechen auf!“, rief Gal und schulterte ihr schweres G e päck. Ungeduldig lief sie voraus, ohne sich umzublicken oder ihren beiden Begleitern zu helfen, die sichtlich Probleme hatten, der schieren Masse an händeschüttelnden und schulterklopfe n den Waldzwergen jeglichen Alters und Geschlechts, zu entko m men.
Entnervt ließen Adler und Stier ihre überaus freundlichen Gas t geber hinter sich und folgten Gal in das feuchte Dickicht, in dem sie verschwunden war.
Im diesigen Nebel der Sümpfe stapften sie durch zähen Schlamm,
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