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An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

Titel: An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wiebelt
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doch alles bloß Zufall!“, verteidigte Adler seinen Stan d punkt, kramte ungeduldig in seinem Stiefel und zog triumphi e rend einen kleinen Beutel heraus. „Das ist für mich und Stier!“
    Gal rümpfte die Nase und nahm widerwillig die beiden Silberst ü cke entgegen, die er ihr aus dem verborgenen Lederbehäl t nis auf die Hand schüttete. Sie drehte sich langsam um und übergab den Wegezoll der gei s terhaften Erscheinung des Fährmanns, der die Münzen wortlos entgegennahm, sich sogleich mit Hilfe seines Stockes kraftvoll vom Ufer abstieß und das kleine Boot geschickt wendete. Leise plätscherten die Wellen am Bug der kleinen Fähre, die allmählich Fahrt aufnahmen und nach kurzer Zeit im dichten Nebel ve r schwand.
    „Man kann seine eigene Hand nicht vor Augen sehen!“, murme l te Stier und rieb sich ungläubig die Augen.
    „Charun weiß, wohin es geht, auch ohne das Licht der Welt und ihre Stimmen!“
    „Du sprichst in Rätseln, kleine Frau!“ Stier versuchte angestrengt die Umrisse seiner Weggefährten zu erkennen.
    „Er ist blind und taub“, fuhr Gal fort, „Niemand weiß, wie alt er ist, oder wie er sich hier zurechtfindet. Seit Snaati dieses Land mit ihrem Atem erfüllte, bewegt er sich unbehelligt zwischen den Welten und bringt die Todesmutigen zur ve r borgenen Insel!“
    „Alles fauler Zauber!“, unterbrach Adler das Gespräch.
    „Aber sehr wirkungsvoll, oder?“
    Das darauffolgende Schweigen nahm Gal mit Genugtuung hin. 
    Die Überfahrt dauerte eine halbe schweigsame Ewigkeit und als sich der dichte Schleier lichtete und den Blick freigab auf das Eiland dahinter, verschlug es allen die Sprache. Selbst Gal, die schon unzähligen Erzählungen darüber gelauscht hatte, verspürte ein unangenehmes Gefühl, als sie sich dem pec h schwarzen Ufer näherten.
    Charun steuerte auf einen alten Steg zu, der einige Armlängen in das flache Gewässer hinausführte und leitete kurz vorher eine Kehre ein. Er ließ das kleine Boot längsseits an die antike Anleg e stelle treiben, wo es sanft an die Planken stieß.
    „Dann lasst uns aufbrechen!“, überwand Adler die herrsche n de Sprachlosigkeit und setzte als erster einen Fuß auf die wenig ver-trauenswürdige Holzkonstruktion. Empört knarrten die alten Bal-ken unter seinem Gewicht, als er vorsichtig dar ü ber schritt und den unzähligen Löchern auswich, die der Zahn der Zeit hinterla s sen hatte. „Ich denke wir sollten nacheinander gehen. Ich habe nicht vor, hier zu baden!“
    „Wenigstens in diesem Punkt sind wir uns einig, Bogenschü t ze!“, entgegnete Gal ironisch und folgte ihm leichtfüßig, als er das feste Ufer fast erreicht hatte.
    Danach überquerte Stier den unsicheren Steg und brach dabei mehrere Male fluchend ein, bevor auch er sichtlich erleichtert festen Boden betrat. Als sie zurückblickten war der Fährmann verschwunden und folglich eine Umkehr ausgeschlossen.
    „Das ist tote Erde!“, sprach Stier und ließ den feinen, dunklen Sand durch seine Finger rieseln, den er kurz zuvor aufgeh o ben hatte.
    „Hier ist alles tot!“, bestätigte Adler. Er begutachtete die abg e storbenen Bäume des angrenzenden Waldes, die wie schwarze Dornen aus dem Boden ragten und ihre astlosen Stämme hof f nungslos in den dicht bewölkten Himmel rec k ten und folgte dann Gal, die unbeirrt vorausgelaufen war.
    Im fahlen Licht der Abenddämmerung erkundete die kleine Gruppe das angrenzende, dichtbewachsene Waldstück, dessen verdorrten Sträucher und Büsche sich ihnen vehement in den Weg stellten. Mühselig und unter zu hilfenahme schneidender Ar-gumente bahnten sie sich ihren Weg durch das erstarrte Pflanze n reich.
    „Bei allen Göttern! Dieses alte Holz ist hart wie Stein!“, stöhnte Alder und hieb mit seinem Schwert mehrmals auf einen armd i cken Ast, der dann unter lautstarkem Protest nach unten knickte, nur um den Blick frei zu machen auf das näc h ste Hindernis, das sich ihnen trotzig entgegenstreckte.
    Gal hingegen hatte mit ihren kleinen Dolchen offenkundig mehr Probleme, die natürlichen Barrieren zu bekämpfen und wurde in-folgedessen tatkräftig von Stier unterstützt, der mit seinem Ham-mer alles zermalmte, was sie am Weiterkommen hinderte. Meh r mals donnerte das schwere Kriegsgerät neben ihr auf den Boden und stob ihr die Splitter des nachgebenden Holzes ins Gesicht.
    „Pass auf, wohin du mit dem Ding schlägst! Ein sinnloseres Ste r ben könnte ich mir zu diesem Zeitpunkt kaum vorstellen!“, b e schwerte sie sich.
    „Ich

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