An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
habe noch nie mein Ziel verfehlt, geschweige denn unbea b sichtigt ein Falsches getroffen!“, verteidigte sich Stier griesgrämig und ließ erneut das schwere Gerät durch das Geäst fliegen, um es unverdrossen neben ihr in den Boden zu schmettern.
Gal entschied sich daraufhin die beiden Berserker ihre Arbeit allein machen zu lassen, steckte erhobenen Hauptes ihren Do l che ein und folgte ihnen daraufhin in sicherem Abstand.
Als er den kleinen Disput und die Folgen mitbekam, hielt Adler kurz inne, drehte sich um und nickte seinem Freund zu, der nun mit einem breiten Grinsen der gelangweilten Gal den Weg ebn e te.
Nur noch schemenhaft konnten sie einander erkennen, als sie eine größere Lichtung im Zentrum des versteinerten Waldes er-reic h ten, deren vertrocknetes Gras mürbe unter ihren Füßen knirsc h te.
„Dort in der Mitte muss der alte Fackelkreis der Hohepriester sein!“ Gal rannte aufgeregt voraus, ohne auf die Männer Rüc k sicht zu nehmen, die ihr kopfschüttelnd und müde fol g ten.
„Genau, wie es mein Vater beschrieben hat! Der alte Stei n tisch, umgeben von den Lichtern der Ewigkeit! Einer von euch hat bestimmt Feuersteine dabei?“
Adler nickte, kramte in seinem Lederbeutel und reichte ihr zwei abgewetzte Stücke des wertvollen Rohstoffes, den sie gedanke n verloren entgegennahm.
„Ja, genau!“, murmelte sie und trat an eine der niedrigen Sä u len die den massiven Tisch umgaben. Mit einer geübten Handbew e gung schlug sie die beiden Feuerm a cher zusammen und ließ einen feinen Funkenregen auf die mi l chige Flüssigkeit regnen, die in den Gefäßen oberhalb der ste i nernen Pfähle brodelte. Eine gleißende Explosion ließ ihre beiden Begleiter aufschr e cken und nervös nach ihren Waffen greifen, aber Gal beruhi g te sie mit einer abwertenden Geste. Die erste Flamme wanderte, wie von Geisterhand, über eine kleine eingelassene Rinne am Boden bis zum nächsten Pfeiler und en t zündete die dortigen Feuerkelche, um so nacheinander alle zwölf umgebenden Lichtspender zu akti-vieren und den verlassenen Ort in einen wilden Reigen ta n zender Schatten zu verwandeln. Nur wenige Schritte außerhalb des Pla t zes wurde der flackernde Schein des Lichtes durch die herann a hende Dunkelheit vollständig aufgesogen und die nähere Umg e bung verschwand hinter einem finsteren Schleier.
„Das hier ist der alte Opferplatz meines Volkes. Hier wurden vor Hunderten von Jahren noch Opfer für Snaati dargeb o ten!“
„Welche Art Opfer?“ Adler wandte sich ihr interessiert zu.
„Meistens Tiere und einen Teil der Ernte!“, erwiderte Gal kurz.
„Was bedeutet „meistens“ in diesem Zusammenhang?“
Adlers Frage bereitete ihr sichtliches Unwohlsein und sie trat ne r vös von einem Fuß auf den anderen. „Das ist eine Ewigkeit her! Die alten Riten stammten aus einer dunklen Zeit und sind längst vergessen!“
Als der Bogenschütze irritiert und zögerlich nickte, belohnte sie seine Reaktion mit einem erleichterten Lächeln, richtete sogleich ihre Aufmerksamkeit auf die alte, hell erleuchtete Opferplatte und legte ehrfürchtig beide Handflächen darauf.
„Das Blut der Bittsteller wird die geheime Pforte öffnen! So wur-de es seit Generationen weitergegeben bis heute!“ Sie schaute ihre beiden überraschten Begleiter unvermittelt an. „Jeder von uns muss den Wegezoll verrichten, sonst wird sich das Portal nicht offenbaren!“
„Blutsbrüderschaft auf einen kalten Tisch im Nirgendwo! Ich könnte mir nichts Romantischeres vorstellen!“ Adler schob se i nen Ärmel nach oben, zog einen kleines Messer aus seinem Gü r tel, umgriff die Klinge fest mit der linken Hand und riss es dann ruckartig aus seiner Faust. Dickflüssiger Leben s saft rann durch seine angespannten Finger und tropfte zäh auf die blasse Stei n platte, wo es augenblicklich in der grobporigen Struktur vers i ckerte.
Stier folgte seinem Beispiel und benetzte die Oberfläche ebenfalls aus einer Wunde, die er sich auf gleiche Weise z u fügte.
Gal war beeindruckt von der Entschlossenheit der Männer und tat es ihnen gleich, dann verbanden sie alle drei ihre Ve r letzungen und erwarteten gebannt eine Reaktion auf ihr bereitwilliges O p fer. Nach mehreren Minuten herrschte schwe i gende Ratlosigkeit und das Ausbleiben einer Offenbarung bescherte Gal die frage n den Mienen ihrer zwei Begleiter.
Gerade als sie versuchte eine Erklärung für das Problem zu e r gründen, fing die Erde unter ihren Füßen an zu beben, brachte
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