An einem Tag im Winter
zusammen ins Theater«, sagte sie. »Deswegen kann ich nicht ins Konzert mitkommen. Wir â also, es hat sofort gefunkt.« Sie lächelte ihn an. »Wissen Sie noch, wie ich damals gesagt habe, dass sich immer die falschen Männer in mich verlieben und ich mich in die falschen Männer? Diesmal ist es anders, das spüre ich. Es ist so wunderbar â und es geht uns beiden gleich.«
Die niederschmetternde Erkenntnis, wie leicht er bereit gewesen war, sich etwas vorzumachen, mischte sich mit einer Aufwallung unkontrollierten Widerwillens gegen Hunter. »Haben Sie mir nicht erzählt, Hunter und Miss Fournier wären ein Paar?«, fragte er.
»Ach, das war ein Riesenmissverständnis. Sie waren nur ein paar Monate zusammen, dann haben sie sich getrennt.« Sie senkte die Stimme noch ein wenig mehr. »Alec hat mir erzählt, dass Andrée zu der Zeit, als ich in Gildersleve war, eine Affäre mit Pharoah hatte.«
Er konnte ihr Parfum riechen und rückte ein Stück von ihr ab. In seiner Enttäuschung sagte er scharf: »Na, dort scheint es vor Intrigen ja nur so zu wimmeln. Aber so ist das wahrscheinlich immer an diesen Eliteinstitutionen, die völlig von der normalen Gesellschaft abgeschnitten sind.«
»Es war nicht Alecs Schuld, Riley.«
»Nein?« Er schob den Tee weg, der jetzt bitter schmeckte, und stand auf. »Erst Miss Fournier â und jetzt Sie ⦠Er hat offensichtlich ein Talent, sich den jeweiligen Gegebenheiten anzupassen.«
»Riley!« Sie war rot geworden.
»Sind Sie sicher, dass die Geschichte mit Miss Fournier wirklich vorbei ist?«
»Andrée lebt seit zwei Jahren in Paris«, sagte Ellen ärgerlich. »Ich verstehe nicht, warum Sie so gereizt sind.«
»Weil ich nicht möchte, dass Sie verletzt werden.«
»Keine Sorge, das wird nicht passieren«, versetzte sie kurz.
In der Stille, die darauf folgte, waren nur die Schabegeräusche der Käsereibe zu hören. Riley nahm seine Aktentasche.
»Ich gehe jetzt besser.«
Er schaffte es, zum Abschied so etwas wie ein Lächeln aufzusetzen, das verschwand, als er zum Wagen ging. Zwei Dinge waren ihm klar geworden: Ellen war kopflos vernarrt in Alec Hunter, und er, Riley, war für sie nie etwas anderes als ein Freund gewesen.
Er sah sich jetzt mit ihren Augen: ein gesetzter älterer Mann, der Vater eines Kindes.
Ein Ehemann. Auch wenn er seine Ehe als beendet ansah, auch wenn Pearl sie mit ihrem Verschwinden selbst beendet hatte, vor dem Gesetz waren sie immer noch miteinander verheiratet. Seine Frau konnte jeden Moment in einem Furioso von Hysterie und Gefühlsausbrüchen nach Hause zurückkehren. Er würde nicht mehr mit ihr zusammenleben, aber Annie würde immer ein Band zwischen ihnen sein. Das hatte Ellen natürlich gesehen, selbst wenn ihm das bis zu diesem Augenblick nicht in seiner ganzen Tragweite bewusst gewesen war. Er mochte sich frei fühlen , aber er war es nicht. Kein Wunder, dass ihr Alec Hunter als der bessere Kandidat erschien.
Vor dem Haus blieb er noch einen Moment im Auto sitzen, die Hände auf dem Lenkrad. Schon wieder machst du dir etwas vor, Riley, dachte er müde. Ellen war nicht mit Hunter zusammen, weil sie ihn für den besseren Kandidaten hielt oder weil er jünger oder aufregender war. Und sie war auch nicht kopflos vernarrt. Ellen hatte sich für Hunter entschieden, weil sie ihn liebte. So einfach war das.
Einen Monat lang hörte India gar nichts von Marcus Pharoah. Er hatte wohl genug von ihr, dachte sie und fragte sich, ob es ihr etwas ausmachte. Allerdings â die schicken Abendessen und die Aufmerksamkeit fehlten ihr.
Eines Abends rief er an.
»Ich wollte sehen, ob ich ohne dich zurechtkommen kann«, sagte er, »aber ich schaffe es offensichtlich nicht.«
»Das hört sich an, als wäre dir das gar nicht recht.«
»Anders wäre es auf jeden Fall einfacher.«
»Ach, und du wünschst dir ein einfaches Leben, Marcus?«
Er lachte. Dann: »Nein, natürlich nicht.« Er schwieg einen Moment, bevor er sagte: »Ich rufe an, weil ich mich bei dir entschuldigen möchte. Was ich an dem Abend zu dir gesagt habe, ist unverzeihlich. Ich hatte einen schlechten Tag hinter mir. Wie du weiÃt, neige ich zum Jähzorn. Ich bemühe mich, mich zu beherrschen, aber es gelingt mir nicht immer.«
Sie war gerade groÃzügiger Stimmung. »Ist
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