Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
Vom Netzwerk:
trafen. Trotzdem war er ihr näher gekommen. Er hatte ihr seine wahren Gefühle in Bezug auf Pearl anvertraut, und er erinnerte sich des bitteren Geschmacks seiner Eifersucht, als sie von Alec Hunter gesprochen hatte.
    In der Zeit unmittelbar nachdem Pearl ihn verlassen hatte, hatte er keinen Moment auch nur an eine neue Beziehung gedacht. Er hatte sich auf seine Arbeit konzentriert, vor allem aber alles getan, um Annie ein stabiles Zuhause zu geben. Dann war er Ellen begegnet und augenblicklich ihrem Zauber verfallen. Anfangs hatte er sich, in Erinnerung an seine blinde Verliebtheit in Pearl, gefragt, ob sich da nicht etwas gefährlich wiederholte. Mit der Zeit hatten sich die Zweifel gelegt. Ellen war nicht Pearl. Sie war weder launisch noch unberechenbar. Sie war intelligent, herzlich, großzügig, aufmerksam und schön, und er liebte sie so, wie sie wirklich war, und nicht ein illusionäres Bild von ihr. Er liebte die kleine Narbe auf ihrer Stirn, die daran erinnerte, dass sie als Kind einmal vom Baum gefallen war, er liebte ihre Anmut, die Ökonomie ihrer Bewegungen, die leidenschaftlichen Gesten ihrer Hände, wenn sie über etwas sprach, was sie bewegte.
    Er schaute auf seine Uhr. Es war beinahe sieben. Seine Schwiegereltern, Vera und Basil, übernachteten bei ihm, um sich um Annie zu kümmern, da ließe sich heute Abend leicht eine freie Stunde einschieben. Er ging ins Büro nebenan und lieh sich von einem Kollegen den Evening Standard aus. Als er den Veranstaltungsteil durchsah, fiel sein Blick auf die Ankündigung eines Konzerts in der Wigmore Hall für den kommenden Samstag. Was mochte sie, welche Vorlieben hatte sie? Er nahm Regenmantel und Aktentasche und fuhr von Scotland Yard aus direkt nach Islington.
    Einer der Studenten ließ ihn herein. Um liegen gelassene Post, Anoraks und schmutzige Fußballstiefel herum, die auf den Stufen verstreut lagen, lief er nach oben.
    Ellen war in der Küche. »Riley, wie schön!«, rief sie und küsste ihn auf die Wange. »Wie geht es Ihnen? Möchten Sie eine Tasse Tee? Was macht Annie?«
    Er bemerkte ihr frohes Lächeln, die Beschwingtheit ihrer Bewegungen, als sie ihm Tee machte, einen Teller mit Keksen auf den Tisch stellte, einen Stapel Bücher von einem Stuhl nahm, damit er sich setzen konnte. Ihre Freude über seinen spontanen Besuch tat ihm gut, stimmte ihn zuversichtlich. Man konnte eine Beziehung wie ein Buchhalter bewerten, Verabredungen zusammenzählen, Gespräche aufzeichnen, oder man konnte nach der Art eines Lächelns, dem Ausdruck eines Blicks gehen.
    Er erzählte, dass seine Schwiegereltern auf Annie aufpassten, und fragte sie dann: »Haben Sie am Samstagabend Zeit?«
    Â»Ach nein, leider nicht. Was hatten Sie denn vor?«
    Er verbarg seine Enttäuschung. »Nichts Besonderes.«
    Ellen stellte ihm den Tee hin und kramte eine Tüte Zucker aus einem Schrank. Dann drehte sie sich zu ihm um und sagte lächelnd: »Riley, stellen Sie sich vor, es ist etwas Wunderbares passiert.«
    Ein junger Mann in einem karierten Hemd kam gähnend in die Küche und begann, die Schränke zu öffnen. Ellen senkte die Stimme und setzte sich neben Riley.
    Â»Erinnern Sie sich? Ich habe Ihnen doch von Alec erzählt.« Ihre Augen glänzten.
    Â»Alec?« Türknallen und lautes Gähnen. Besteck klapperte, dann endlich zog der junge Mann eine Käsereibe aus einem der Fächer. »Alec Hunter. Aus Gildersleve.«
    Ja, er erinnerte sich an Alec Hunter. Düster , hatte er zu Ellen gesagt, als sie vorher einmal von ihm gesprochen hatten, aber das stimmte nicht. Er erinnerte sich durchaus lebhaft an Hunter. Ein bisschen versnobt, hatte er gedacht, als er sich ins Gedächtnis rief, wie Hunter damals kaum von seiner Arbeit aufgeblickt und seine Fragen mit offenkundiger Interesselosigkeit weggewischt hatte. Intelligent, gut aussehend und – der Bemerkung eines Kollegen nach zu schließen – ziemlich wohlhabend. Ein Mann, der es gewöhnt war, dass die Leute nach seiner Pfeife tanzten.
    Â»Was ist mit ihm?«, fragte er.
    Â»Ich habe ihn vor zwei Wochen bei einem Vortrag getroffen. Ich wusste zwar, dass er jetzt in London lebt, aber zuerst konnte ich kaum glauben, dass er es wirklich war.«
    Es sprudelte nur so aus ihr heraus, und Rileys Freude über den herzlichen Empfang versickerte. Er wappnete sich gegen das, was kommen musste.
    Â»Wir gehen am Samstag

Weitere Kostenlose Bücher