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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Rücken herumschnüffelst, solltest du in Zukunft vorsichtiger sein.«
    Eine Weile aßen sie schweigend. Besteck klirrte, sie konnte sich kauen hören. Dann sagte er: »Und? Hast du gefunden, was du gesucht hast?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe nach Klebstoff gesucht. Ich wollte mein Teeservice kitten.«
    Lügnerin , sagte sein Blick.
    Am nächsten Tag brachte Gosse ein Schloss an der Tür zum Arbeitszimmer an.
    Ellens Arbeitskollege David Shapiro hatte einen Aufsatz in dem Fachmagazin Nature untergebracht. Am Abend tranken sie im Labor mit lauwarmem Bier aus Bechergläsern auf ihn. Jerry Collins feierte mit ihnen, und Tom MacPhee erlaubte sich ein paar gutmütige Seitenhiebe darüber, wie lange Shapiro gebraucht hatte, um den Aufsatz zu Papier zu bringen. Als die anderen schließlich gingen, Shapiro und noch ein paar ins Pub, Jerry Collins zu einer Besprechung, Freya Hawks, die zweite Juniorprofessorin der Abteilung, ins Kino, blieb Ellen allein zurück. Sie wollte noch ihre Protokolle schreiben.
    Sie war vier Monate zuvor, Ende 1956, Juniorprofessorin geworden. Ihre Eltern waren aus Wiltshire gekommen, als sie die freudige Nachricht hörten, und hatten sie zur Feier des denkwürdigen Ereignisses groß ausgeführt. Sie liebte ihre Arbeit, die ihr mehr Kontakt zu den Studenten und größere Verantwortung brachte, und sie nahm jetzt eigenständig und nicht mehr als Jerry Collins’ Forschungsassistentin an Konferenzen teil. Mit ihren Kollegen verstand sie sich gut; mit Freya unternahm sie ab und zu Wanderungen, und manchmal ging sie mit Tom MacPhee ins Konzert.
    Etwa zur gleichen Zeit war Riley zum Chief Inspector befördert worden. Sie gingen in die Oper, um sich Der Feuervogel anzusehen, und tranken hinterher zusammen eine Flasche Champagner. Wenn sie keine Überstunden machen mussten, telefonierten sie regelmäßig miteinander. Die Gespräche konnten vom Hundertsten ins Tausendste führen, meistens machten sie nur wegen der späten Stunde und der Angst vor der Telefonrechnung Schluss. Sie waren nicht immer einer Meinung, aber dafür kam nie Langeweile auf. Er hatte feste Ansichten, aber er war nie stur, und er war bereit, sich von Argumenten überzeugen zu lassen, wenn sie nicht gegen seine Prinzipien verstießen. Hätte man die Stunden zusammengezählt, die sie im Gespräch verbrachten, so hätte man meinen können, sie müssten jedes Thema unter der Sonne abgehandelt haben, aber es gab immer Neues zu besprechen. Mittlerweile gehörten diese Telefonate zu ihrer täglichen Routine: nach Hause kommen, Aktentasche und Mantel ablegen, Bad einlaufen lassen, Abendessen richten, mit Riley telefonieren.
    An diesem Abend war sie um sieben mit ihrer Arbeit fertig. Sie ging zu Fuß nach Hause, ihre Wohnung in Earl’s Court, die sie vor einem Jahr bezogen hatte, lag nicht weit entfernt. Noch immer freute es sie jeden Abend von Neuem, nach Hause zu kommen, ihre Post aus dem Fach im Hausflur zu holen, dann die Treppe hinaufzugehen und ihre Wohnungstür aufzusperren.
    Sie hatte zwei Zimmer, Küche und Bad. Kein Kampf ums Badezimmer mehr, keine überquellenden Aschenbecher. Zweimal in der Woche kam eine Putzfrau, die Bett- und Tischwäsche gab sie in eine Wäscherei. Sie war achtundzwanzig, sie hatte ihr Leben im Griff und nicht die Absicht, es je wieder aus der Hand zu geben.
    In dem kleinen Stapel Post, den sie von unten mitgenommen hatte – eine Reklamesendung, die Gasrechnung und eine Postkarte von einer Freundin –, lag ein blauer Luftpostbrief. Er war ihr von ihrer alten Adresse in Islington nachgesandt worden. Sie drehte ihn in der Hand und las den Absender.
    Stirnrunzelnd griff sie nach dem Brieföffner, schlitzte den Umschlag auf und setzte sich. Sie glättete das dünne blaue Papier und begann zu lesen.
    Â»Was tust du gerade, Riley?« Diese Frage stellte sie ihm immer, wenn sie ihn anrief. Sie wollte ihn sich vorstellen können, als wäre sie bei ihm.
    Â»Ich sitze auf dem Sofa, genieße die Ruhe und überlege, ob es meinen Kopfschmerzen guttut oder nicht, wenn ich noch einen Whisky trinke. In der Küche herrscht das Chaos, und Annie schläft immer noch nicht.«
    Â»Wie ist das neue Au-pair-Mädchen?«
    Â»Hendrika? Ganz in Ordnung.«
    Â»Heißt das gut?«
    Â»Na ja«, brummte Riley.
    Sie sah ihn jetzt vor sich, wie er auf dem Sofa mit den bunten Kissen

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