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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Dr. Redmonds Schuhen haben wir Teppichfasern gefunden. Wir halten es deshalb für wahrscheinlich, dass er durch einen unglücklichen Sturz ums Leben gekommen ist. Das letzte Urteil wird natürlich der Gerichtsmediziner sprechen.«
    Â»Hat denn jemand versucht, die Person zu finden, die das Haus durchsucht hat?«
    Â»Ich habe sowohl mit Dr. Pharoah als auch mit Mr. Gosse gesprochen. Beide behaupten, nichts darüber zu wissen.«
    Â»Ach, und damit ist der Fall für Sie erledigt.« Ihre Stimme klang aufgebracht.
    Â»Von wo aus rufen Sie an, Miss Kingsley?«, fragte der Inspector.
    Â»Aus einem Telefonhäuschen in Copfield.«
    Copfield lag im Südwesten von Cambridge, mehr oder weniger auf seinem Weg. Riley stopfte die Unterlagen in seine Aktentasche. »Ich wollte eigentlich nach London fahren, aber ich könnte einen Abstecher zum Green Man machen, wenn Sie möchten. Würde es Ihnen etwas ausmachen zu warten? Eine Viertelstunde vielleicht?«
    Â»Nein, überhaupt nicht.« Sie schien halbwegs besänftigt. »Ich danke Ihnen.«
    Als er aus Cambridge hinausfuhr, fragte er sich, was ihn dazu getrieben hatte, sich mit Ellen Kingsley zu verabreden. Möglich, dass er die Heimfahrt hinausschob, um die Gnadenfrist vor der Rückkehr in die stürmischen und unberechenbaren Gewässer seiner Ehe noch ein wenig zu verlängern.
    In der Salonbar des Pubs saß in einer Ecke ein älteres Paar, er trank Bier, sie irgendeinen Cocktail mit einer Kirsche. Außer diesen beiden war nur Ellen Kingsley da, in einem grünen Pulli mit einer weißen Bluse darunter. Das Haar, das sie bei der Arbeit zurückgebunden trug, fiel ihr lose auf die Schultern.
    Als sie ihn bemerkte, sagte sie: »Danke, dass Sie gekommen sind, Inspector.«
    Â»John«, sagte er. »Oder Riley, wenn Ihnen das lieber ist.« Er lächelte leicht ironisch. »Johns gibt’s wie Sand am Meer, deshalb bleibe ich gern bei Riley. Kann ich Ihnen noch etwas zu trinken holen, Miss Kingsley?«
    Â»Ellen«, entgegnete sie. »Einen Whisky mit Ginger Ale, bitte.« Seine Miene verriet offenbar seine Besorgnis, denn sie fügte leicht gereizt hinzu: »Ich bin nicht dabei, mich zu betrinken, falls Sie das glauben sollten. Mein Vater hat mir beigebracht, einen guten Whisky zu schätzen. Außerdem ist mir ständig kalt, da tut der Alkohol gut.«
    Â»Das ist der Schock«, erklärte er ihr. »Es kann ein paar Tage dauern, bis er einsetzt.«
    Er holte die Getränke, dann nahm er neben ihr Platz. »Ist es nicht am wahrscheinlichsten«, fragte er, »dass Redmond selbst das Haus durchsucht hat? Vielleicht haben Sie recht, und er hatte sich tatsächlich mit Pharoah überworfen. Vielleicht glaubte er, etwas gegen ihn in der Hand zu haben, konnte es aber in dem ganzen Kuddelmuddel nicht finden. Vielleicht ist er nach oben gegangen, um im Schlafzimmer danach zu suchen, und ist auf dem Weg zurück ins Erdgeschoss über den zerrissenen Teppich gestolpert und gestürzt.«
    Â»Aber die Fotos«, beharrte sie unbeirrbar. »Auf dem Boden lagen lauter Fotos vom Peddar’s Wood verstreut. Ich glaube, Dr. Redmond hatte für Menschen nicht viel übrig, aber diesen Wald hat er geliebt. Er hätte die Fotos nicht so achtlos herumgeworfen.«
    Â»Wir handeln nicht immer vernünftig, wenn wir erregt sind. Und was den Plagiatsvorwurf angeht – wäre es nicht möglich, dass Dr. Redmond sich getäuscht oder übertrieben hat?«
    Ellen überlegte mit gerunzelter Stirn. »Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Entgegen der allgemeinen Annahme ist es nicht immer einfach, zu bestimmen, wem eine Entdeckung zuzuschreiben ist. Nicht immer steht am Ende eines Versuchs ein aufregendes Ergebnis, und nicht immer schreit jemand ›Heureka!‹. Die meisten wissenschaftlichen Erkenntnisse werden in Zusammenarbeit gewonnen. Der eine steuert ein Teil des Puzzles bei, der andere das nächste und so fort. Die meiste Zeit arbeitet man allein vor sich hin. Vielleicht hat sich bei Dr. Redmond die nervliche Belastung bemerkbar gemacht.«
    Riley konnte seinen Blick nicht von ihren Augen wenden, in denen das Kaminfeuer goldene Lichter entzündete. »Kommt es vor, dass zwei Wissenschaftler zur gleichen Zeit auf dieselbe Theorie kommen?«, fragte er.
    Â»Ja, sogar wenn sie getrennt arbeiten. Der Wettbewerb ist stark in der wissenschaftlichen

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