An einem Tag im Winter
bestimmt erst in ein paar Wochen zu sehen.«
Sie seufzte. »Ich wünschte, ich wäre reich.«
»Ich werde eines Tages reich sein, Indy, verlass dich drauf. Und zwar schon bald.«
»Vielleicht heirate ich einen Millionär«, scherzte sie.
»Bernie ist heute Abend im Klub. Er hat Geburtstag. Kommst du mit?«
»Ich kann Bernie nicht ausstehen.«
»Ja, ich weiÃ, er ist ein Idiot, aber im Klub ist es immer lustig, und er will uns alle einladen.« Garretts Daumen glitt in die weiche Senke ihrer Taille. »Du hast Gänsehaut.«
»Du auch.«
»Da will ich uns mal ein bisschen aufwärmen.«
Mit einem kleinen Gähnen streckte sie ihren Körper und reckte die Arme über den Kopf. »Wenn du meinst.«
»Wenn ich meine?« Er setzte sich auf und packte sie mit einem Laut der Empörung oder Lust, zog sie auf seine Knie und begann, sie zu küssen.
Am nächsten Tag suchte India in der Buchhandlung zwei Bücher für Sebastian aus, einen Hornblower-Band und einen John Creasy, und schob beide unter ihren Regenmantel. Dann überlegte sie, ob Sebastian den John Creasy womöglich zu brutal finden würde. Sie stellte das Buch zurück und sah sich die Regale mit den Gartenbüchern an. Abgesehen von der Buchhändlerin, die an der Kasse saÃ, befanden sich nur zwei weitere Leute im Laden, eine junge Frau in einem beigefarbenen Trenchcoat, drüben, auf der anderen Seite des Verkaufsraums mit dem Rücken zu India, und ein alter Mann, der vor dem Regen hier hereingeflüchtet war und nicht einmal so tat, als interessierte er sich für die Bücher.
India entdeckte einen sehr hübschen Band über Rosen. Die Buchhändlerin, der die Brille hinuntergefallen war, kroch suchend unter dem Ladentisch herum, und India nutzte die Gelegenheit, um das Buch unter ihrem Mantel verschwinden zu lassen und hinauszugehen.
Es regnete immer noch. Sie hörte, wie hinter ihr die Ladentür geöffnet wurde, und hielt den Atem an. Sie wollte jetzt nicht flüchten müssen; sie trug hohe Absätze und hasste es, beschimpft zu werden.
In den Sekunden bevor sie bemerkte, dass nicht die Buchhändlerin aus dem Laden gekommen war, sondern die junge Frau, schossen ihr alle möglichen Ausreden durch den Kopf: eine kranke GroÃmutter, die leidenschaftliche Gärtnerin war, oder vielleicht eine plötzliche Amnesie.
Die junge, rothaarige Frau in dem beigefarbenen Trenchcoat schaute India entschlossen â und vorwurfsvoll â an.
India musterte sie kurzsichtig. Dann rief sie überrascht: »Ellen! Oh, Ellen, bist du es wirklich?«
»Das gibtâs doch nicht.« Die rothaarige Frau starrte sie an. »India Mayhew.«
»Wie schön, dich wiederzusehen. Ich freue mich wahnsinnig.« India fühlte sich plötzlich wie auf Wolken.
»Ich mich auch«, sagte Ellen, was India noch glücklicher machte, obwohl die Worte eher höflich klangen.
Ellen hatte einen Ausdruck im Blick, an den India sich gut erinnerte, deshalb sagte sie schnell: »Du verrätst mich doch nicht, oder? Die sind nicht für mich, sie sind für Sebastian.«
Ellen runzelte die Stirn. »Aber India, du kannst nicht einfach Sachen mitnehmen, die dir nicht gehören.«
India musste an die Schule denken. Aber India, du kannst nicht einfach tun, was dir gerade einfällt. Dabei hatte sie lediglich vorgeschlagen, die letzte Stunde zu schwänzen oder Kopfschmerzen vorzuschützen, um vom Sport befreit zu werden.
»Sebastian hat Geburtstag«, erklärte sie, »und ich habe kein Geld.«
»Dann leih ichâs dir eben, und du zahlst es mir später zurück.«
India kaute auf der Unterlippe. Sie fühlte sich in die Enge getrieben. »Ich kann nicht wieder reingehen«, murmelte sie.
»Sag einfach, du hättest vergessen zu zahlen.«
»Die Frau sieht so bissig aus. Von der werde ich bestimmt ordentlich was zu hören bekommen.«
»Na schön, dann gib her.« Auch diesen halb gereizten, halb resignierten Gesichtsausdruck kannte India nur zu gut.
Mit den Büchern in der Hand kehrte Ellen in den Laden zurück. Als sie ein paar Minuten später wieder herauskam, steckten sie in einer braunen Tüte, die sie India reichte.
»Aber tu das nicht wieder«, sagte sie.
»Bestimmt nicht. Du kannst dich drauf verlassen. Nie wieder. Komm doch mit zum Tee. Ich wohne gleich um die Ecke.«
»Das
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