An hoechster Stelle
Aber was Barry angeht, möchte ich gern noch mal von dir persönlich alles über ihn hören, selbst wenn es in den Akten steht.«
Dillon nickte und gab ihm einen ausführlichen Bericht. »Na, dann weiß ich ja Bescheid«, erwiderte Blake schließlich. »Ich muss bei so einem Kerl also zusehen, dass ich meine fünf Sinne beisammenhabe.«
»Da ist noch eine Sache, die du über die Barrys wissen solltest. Erstens stammt er aus einer alten protestantischen Familie.«
»Ein Protestant?«, fragte Blake ungläubig.
»Das ist gar nicht so ungewöhnlich. Es gibt etliche protestantische Nationalisten in der irischen Geschichte – Wolfe Tone, zum Beispiel. Aber zweitens war sein Großonkel auch noch Lord Barry und dessen Erbe Frank Barry, und der ist jetzt tot, wie du weißt.«
»Willst du damit etwa sagen, dass Jack Barry der rechtmäßige Erbe ist?«
»Sein Vater war Franks jüngerer Bruder, aber er ist vor ein paar Jahren gestorben, womit nur Jack übrig bleibt.«
»Also Lord Barry?«
»Frank hat den Titel nicht beansprucht, und Jack schon gar nicht. Das würde der Königin und dem Geheimen Staatsrat sonst auch einiges Kopfzerbrechen bereiten«, meinte Hannah.
»Darauf will ich wetten«, nickte Blake.
»Für Jack ist das allerdings keineswegs ohne Bedeutung«, erklärte Dillon. »Die Barrys sind eine alte Familie, die durchaus eine Rolle in der Geschichte gespielt hat. Es gibt einen Familienbesitz und ein Schloss, Spanish Head, das ungefähr dreißig Meilen nördlich von Belfast an der Küste liegt und jetzt zum National Trust gehört. Jack hat damals immer davon geschwärmt. Du siehst – unser Jack ist ein vielschichtiger Mann. Aber kommen wir zur Sache. McGuire soll zwischen sechs und sieben in der Bar auf die Nachricht warten, dass sein Taxi bereitsteht.«
»Ziel unbekannt?«
»Natürlich. Ich denke mir, er wird sich einen Platz ausgesucht haben, wo es für den Notfall gute Fluchtmöglichkeiten gibt, zum Beispiel die Hafengegend.«
»Und du folgst uns?«
»So ist es geplant. In einem grünen Landrover.« Dillon reichte ihm ein Stück Papier. »Das ist die Nummer.«
»Und was ist, wenn du mich verlierst?«
»Das ist nicht möglich.« Hannah Bernstein öffnete eine Aktentasche, in der sich ein schwarzes Kästchen mit einem Bildschirm befand. »Hier drin ist ein Peilsender.«
»Das neueste Modell«, sagte Dillon. »Wir folgen dir also überallhin.«
»Schauen Sie mal.« Hannah drückte einen Knopf und ein Straßenabschnitt wurde auf dem Schirm sichtbar. »Es zeigt sämtliche Verkehrswege in ganz Nordirland an.«
»Sehr beeindruckend«, nickte Blake.
»Aber den hier müssen Sie sich anstecken.« Sie reichte ihm einen goldenen Siegelring. »Ich hoffe, er passt. Falls nicht, habe ich noch eine andere Wanze, die Sie überall, wo Sie wollen, befestigen können.«
Blake probierte den Ring an seiner linken Hand und nickte. »Ja, sitzt gut.«
»Keine Waffen«, sagte Dillon. »Bei Barrys Leuten dürfen wir in dieser Hinsicht nichts riskieren.«
»Dann sieh aber besser zu, dass du direkt hinter mir bist.«
»Keine Sorge, das sind wir, und zwar bis an die Zähne bewaffnet.«
»Geplant ist also bloß, dass ich dich zu Barry führe und du ihn dir schnappst? Keine Polizei, keine sonstige Unterstützung?«
»Das ist eine streng geheime Sache, Blake. Wir greifen uns den Kerl, verpassen ihm eine kleine Spritze und schaffen ihn zum Flughafen, wo ein Lear-Jet bereitsteht, der uns nach Farley Field bringt.«
»Und dann?«
»Geht’s in unsere bewachte Unterkunft am Holland Park in London, wo der Brigadier ihn sich vorknöpft«, warf Hannah ein.
»Heutzutage gibt es tolle Drogen«, meinte Dillon. »Ehe er es selbst recht begriffen hat, wird er schon dabei sein, alles zu erzählen, obwohl Frau Chief Inspector ein solches Vorgehen gar nicht mag.«
»Halten Sie die Klappe, Dillon«, sagte Hannah wütend.
Blake nickte. »Kein Grund, zu streiten, ihr beiden. Ich bin froh, hier zu sein, und der Präsident ebenfalls. Ich bin ganz auf euch angewiesen und ich vertraue euch.«
Die Library Bar war ein beliebter Treffpunkt für Geschäftsleute, die gern noch einen Drink nahmen, ehe sie nach Hause fuhren, und es herrschte ziemlicher Betrieb, als Blake kurz nach sechs hereinkam. Er setzte sich an die Theke, bestellte einen Whiskey mit Soda und zündete sich eine Zigarette an. Zwar fühlte er sich
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