An hoechster Stelle
ein.«
Er holte tief Atem. »Sie wollen es also wirklich tun?«
»Natürlich.« Helen öffnete ihre Tasche und holte einen Schlüssel heraus. »Erinnern Sie sich noch, als in der South Audley Street der neue Ofen in der Küche eingebaut wurde, was so einen Lärm machte, dass ich über Nacht ins Dorchester zog?« Sie lächelte. »Ich bin schließlich bloß eine schwache, verwöhnte Frau. Und das ist der Schlüssel zu der Suite.«
»Ach ja?«
»Sie haben sich oft damit gebrüstet, dass Sie alle möglichen Freunde haben, von denen manche recht fragwürdig sind. Als wir die Schlüssel für die alten Ställe verloren hatten, haben Sie einen aufgetrieben, mit dem sich alle Schlösser öffnen ließen, und haben gesagt, Sie hätten ihn von einem Freund aus London. Ich habe gefragt, ob er Schlosser sei, aber darauf wollten Sie mir nicht so recht antworten.«
»Stimmt.«
»Nun, wir fahren morgen zurück in die South Audley Street. Manchmal ist es ganz nützlich, wenn man zur englischen Aristokratie gehört und alle möglichen Einladungen erhält, wie es so üblich ist. Ich werde jedenfalls übermorgen im Ballsaal des Dorchester erwartet.«
Hedley seufzte ergeben. »Was soll ich tun?«
»Ihr Freund könnte sich mal diesen Schlüssel anschauen. Ich weiß, er ist per Computer entsprechend codiert, und man würde jetzt keine einzige Tür damit öffnen können, aber mir ist etwas eingefallen, das Roger mir mal erzählt hat – und falls Ihr Freund seine Sache versteht, wovon ich ausgehe, kann er bestimmt so etwas wie einen Hauptschlüssel fabrizieren.«
»Wenn Sie meinen…«
»Ja, das meine ich. Lassen Sie mich nicht im Stich. Jetzt trinken Sie Ihr Bier aus, und dann fahren wir.«
Am folgenden Nachmittag stieg Hedley die Treppe der UBahn-Station Covent Garden hinauf, wo wie immer unglaublicher Betrieb herrschte. Er zwängte sich durch die Passanten und erreichte schließlich Crown Court, eine schmale Gasse mit vier oder fünf Läden. Über einer Tür hing ein Schild mit dem Schriftzug: ›Jacko – Schlosser.‹ Die Glocke bimmelte, als Hedley eintrat.
Im Hintergrund des Ladens öffnete sich ein Vorhang und ein alter weißhaariger Farbiger schaute heraus. »Na, ich trau ja meinen Augen nicht! Du, Hedley?«
»Höchstpersönlich, Jacko.«
»Darauf wollen wir aber einen trinken.« Jacko zog unter der Theke eine Flasche Scotch hervor, dazu zwei Pappbecher, und schenkte ein. »Ist das Leben nicht total verrückt? Du und mein Bobby, ihr werdet hierher zur Wachmannschaft der Botschaft versetzt, er lässt mich rüberkommen, damit wir zusammen sind, wird dann in diesen verfluchten Golfkrieg geschickt und
umgebracht.«
»Auf dich, Jacko.« Hedley trank ihm zu. »Hab immer geglaubt, du würdest wieder heimkehren.«
»Wo ist schon daheim? Ich spiele immer noch erstklassig Posaune und in London gibt’s bessere Jazzclubs als in New York. Hat dein Besuch einen bestimmten Grund?«
Hedley zog den Schlüssel hervor. »Kennst du dich mit solchen Dingern aus?«
Jacko warf nur einen kurzen Blick darauf. »Ja, klar. Ist ein Hotelschlüssel. Was ist damit?«
»Könntest du mir daraus einen Hauptschlüssel machen, mit dem ich sämtliche Türen aufkriege?«
»Mein Freund, ich hab dich eigentlich nie für einen Hoteldieb gehalten, aber so einen kann ich dir machen, ja. Die Hotelleute denken zwar, diese Dinger seien absolut sicher, bloß haben die keine Ahnung. Ist weiter kein Problem. Kann ich in ungefähr fünf Minuten erledigen.«
»Bestens. Ich bin übrigens kein Hoteldieb, aber die Sache ist wirklich wichtig.«
»Geht klar.« Jacko öffnete die Flasche und schenkte ein. »Trink noch einen.«
Er verschwand hinter dem Vorhang, während Hedley seinen Whiskey austrank, und kehrte einige Minuten später zurück. »Bitte sehr.«
Der Schlüssel sah völlig unverändert aus. »Und das Ding funktioniert?«, fragte Hedley unsicher.
»Kannst dich drauf verlassen, auch wenn ich bloß ein alter Posaunenspieler aus Harlem bin, Hedley. Ich kenne das Hotel nicht und will’s auch nicht wissen, aber eines ist sicher. Damit kriegst du jede Tür in dem verdammten Kasten auf.«
»Was schulde ich dir?«
»Wozu sind Freunde da? Viel Erfolg! Ich hoffe, dass alles klappt.«
Wie jedermann flog Michael Cohan lieber mit der Concorde von New York nach London als mit dem Jumbo. Während des ruhigen Flugs von dreieinhalb Stunden gab es ein
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