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An hoechster Stelle

An hoechster Stelle

Titel: An hoechster Stelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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nachhelfen müssen. Barry würde er noch für eine Weile in Ruhe lassen. Erst mal sehen, was mit Cohan passierte.
      Er ging zur Anrichte und schenkte sich einen Whiskey ein, natürlich einen irischen. Seine Mutter war tatsächlich in County Clare geboren worden, wie er es dem Präsidenten erzählt hatte. Verschwiegen hatte er allerdings, dass sie einen unehelichen Halbbruder gehabt hatte, der zusammen mit Michael Collins beim Osteraufstand 1916 in Dublin dabei gewesen und von den Briten hingerichtet worden war. Von Kind an hatte Thornton immer wieder die Geschichte dieses Mannes gehört.
      Doch etwas anderes war noch sehr viel gravierender gewesen. Während seiner Studentenzeit in Harvard hatte er im Jahr
    1970 ein hinreißendes irisches Mädchen von der Queen’s University in Belfast kennen gelernt, eine Katholikin namens Rosaleen Fitzgerald. Sie war die große Liebe seines Lebens gewesen, eine Liebe, die nichts mit Sexualität zu tun hatte. Ein wundervolles Jahr war ihnen miteinander beschieden gewesen, dann war das Unglück geschehen. Sie war über die Sommerferien nach Hause geflogen, hatte sich in Belfast zufällig zur falschen Zeit in der falschen Straße aufgehalten, wo es zu einem Feuergefecht zwischen englischen Soldaten und der IRA gekommen war, und tot auf dem Bürgersteig liegen geblieben.
      Sein Hass auf alle Briten war seither bis ins Maßlose gewachsen. Weder Erfolg noch Geld hatten ihm noch etwas bedeutet – und dann war seine Chance gekommen, sich zu rächen.
      »Verflucht sollt ihr sein«, sagte er leise und kippte seinen Whiskey hinunter, »dafür werde ich sorgen.«

      Blake wurde am folgenden Tag überaus freundlich von Cohan in dessen Büro in Manhattan empfangen. Der Senator hörte ihm mit scheinbar ungläubigem Entsetzen zu und versprach, in London vorsichtig zu sein, aber er müsse nun einmal dorthin. Schließlich handle es sich um eine sehr wichtige Angelegenheit, und er habe seine Teilnahme zugesichert.
      »Bitte, halten Sie mich auf dem Laufenden«, sagte er und schüttelte Johnson mit ernster Miene die Hand.
      Nach seinem Besuch sprach Blake kurz mit dem Präsidenten und rief anschließend Ferguson in London an. »Was wollen Sie machen?«
      »Ich treffe mich mit dem Premierminister, informiere ihn über die neuesten Fakten und warte auf das Resultat seiner Un
    terredung mit dem Präsidenten.«
    »Und Cohan?«
      »Da der Präsident ihm nicht verbieten kann, abzufliegen, wird er kommen. Ich habe die Aufgabe, ihn zu schützen.«
      »Und was glauben Sie, was passiert?«
      »Wie schon gesagt, ich bin ein alter Fuchs und lange in diesem Geschäft. Ich kann mich auf meinen Instinkt verlassen, und der sagt mir, dass er in London sterben wird.«

    London

Sieben

      Der Wind wehte von Holland her über die Nordsee und trieb hohe Wellen an den Strand. Im leichten Galopp ritt Lady Helen durch den Kiefernwald hinunter zu den Sanddünen, zügelte ihre Stute und genoss einen Moment die erfrischende Brise, vermischt mit Regen.
      »Na, komm, Dolly.« Sie klopfte dem Pferd auf den Hals. »Machen wir uns auf dem Heimweg.«
      Sie brauchte dem Pferd keine Sporen zu geben. Dolly reagierte auf den leisesten Schenkeldruck, galoppierte sofort los und setzte über ein Gatter, als sei sie beim Grand National. Durch den Kiefernwald ging es zurück zum Haus. Im Hof kam ihr Wood entgegen. Er war Pferdepfleger in einem nahe gelegenen Rennstall und schaute auch bei ihr nach dem Rechten, nicht so sehr wegen des Geldes, sondern hauptsächlich weil er wie jedermann Lady Helen mochte und ihr gern helfen wollte.
      Er hielt Dollys Zügel, während sie abstieg. »Ein schöner Ausritt, Mylady?«
      »Wunderbar.«
      »Ich reibe sie ab und gebe ihr dann etwas Hafer.«
      »Schön, vielen Dank.«
      Hedley öffnete die Küchentür. »Sie sind wieder galoppiert.«
      »Was soll ich Ihrer Meinung nach tun – mich hinlegen und sterben?« Sie lächelte. »Spielen Sie nicht die Gouvernante. Ich dusche mich jetzt, und dann können Sie mich zum Essen in den Pub fahren.«
      Hedley machte sich eine Tasse Kaffee, öffnete die Küchentür und schaute hinaus in den Regen. Alles, was geschehen war seit dieser Nacht in Wapping, als sie Ryan getötet hatte, kam ihm wie ein Traum vor. Und dann New York… Brady, Kelly, Cassidy… Ein Frösteln überlief ihn. Was hätte er tun können? Zu Scotland Yard gehen, wie sie einmal vorgeschlagen hatte? Und was sollte er dort sagen? Lady Helen

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