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An hoechster Stelle

An hoechster Stelle

Titel: An hoechster Stelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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legte den Hörer auf, dachte einen Moment über alles nach und rief dann Hannah Bernstein an. Sie klang erstaunlich munter, doch nach vierzehn Jahren bei der Polizei war das wenig verwunderlich.
      »Hannah? Ich bin’s. Hören Sie zu, was für eine Geschichte ich Ihnen zu erzählen habe. Auf Long Island hat sich so was wie die moderne Version einer griechischen Tragödie abgespielt. Tut mir Leid, Chief Inspector, aber ich muss Sie bitten, gleich aufzustehen.«
      »Natürlich, Sir.«
      »Übrigens gibt es noch etwas. Der Chef von Scotland Yard hat mich gestern Abend angerufen.«
      »Probleme, Sir?«
      »Für andere vielleicht. Sie sind ab jetzt Detective Superin
    tendent der Special Branch.«
      »Ach, du lieber Gott«, sagte Hannah. »Das wird den Jungs in der Kantine gar nicht gefallen.«
      »Vergessen Sie mal Ihren Magister in Psychologie, den Sie in Cambridge gemacht haben. Darf ich so unverblümt sein und Sie daran erinnern, dass Sie meines Wissens nach viermal im Dienst getötet haben?«
      »Worauf ich nicht gerade stolz bin, Sir.«
      »Aber ich. Solche Skrupel sind wirklich nicht angebracht, Superintendent. Sie haben schließlich dabei selbst ihr Leben eingesetzt, und diese Leute hatten es alle nicht anders verdient. Ja, ich bin verdammt stolz, dass Sie für mich arbeiten. Und nun kann Kim schon mal anfangen, Rühreier zu machen. Wir warten dann zusammen auf weitere schlechte Neuigkeiten von Dillon. Ich erzähle ihnen alles genauer, wenn Sie hier sind.«

      Blake kam ins Arbeitszimmer, wo Dillon sich mit dem Präsidenten am Kamin unterhielt. »Gibt’s was Neues?«, fragte Cazalet.
      »Über Lady Helen Lang, Mr. President? Ja. Sie ist von Gatwick aus in einem der Gulfstreams ihrer Firma herübergeflogen und in Westhampton gelandet.«
      »Und?«
      »Bis ich das alles rausgefunden hatte, war sie schon wieder gestartet, kurz vor zehn.«
      »Ziel?«
      »Gatwick. Was sollen wir tun, Mr. President?«
      »Wegen Lady Helen?« Cazalet überlegte kurz. »Wenn man die einzelnen Gesichtspunkte abwägt, ist es wohl am besten, wir entscheiden uns für eine Version, die politisch am wenigsten Schaden anrichtet. Falls diese leidige Geschichte herauskommt, könnte der ganze Friedensprozess zunichte gemacht werden. Thorntons Tod kann als bedauerlicher Unglücksfall dargestellt werden. Ein Mann hat versucht, mich anzugreifen, Thornton hat ihn verfolgt, und dabei sind beide umgekommen. Für den Tod von Brady, Kelly und Cassidy gibt es bereits plausible Erklärungen, und Tim Pat Ryan in London…«
      »War ein Gangster«, sagte Dillon, »dem jeder andere Gangster in London ans Leder wollte.«
      »Genau. Was Cohan angeht…« Cazalet zuckte die Schultern. »Ich weine diesem Dreckskerl keine Träne nach. Er hatte einfach zu viel getrunken und ist vom Balkon seines Hotelzimmers gefallen.«
      »Die ganze Geschichte ist also nie passiert, Mr. President?«, fragte Blake.
      »Die Angelegenheit ist nicht nur für das Weiße Haus, sondern auch für die britische Regierung äußerst heikel. Wir sind alle für den Frieden, doch eine solche Affäre…«
      »Könnte alles verderben«, nickte Blake.
      »Es gibt aber immer noch Jack Barry.« Dillon zündete sich eine Zigarette an. »Der letzte Überlebende. Wenn er noch verschwinden würde…«
      »Könnte man tatsächlich so tun, als ob die ganze Sache nie passiert wäre«, warf Blake ein.
      Cazalet nickte nach einer kleinen Pause. »Damit bleibt noch Lady Helen. Sie hat, soweit wir wissen, sechs Menschen getötet.«
      »Sie meinen also, sie muss dafür zahlen, dass sie eine Bande widerlicher Schweine, die unmittelbar verantwortlich waren für unzählige Morde und den entsetzlichen Tod ihres Sohnes, ins Jenseits befördert hat?«, fragte Dillon.
      »Im Sinne des Gesetzes ist sie schuldig und es handelt sich immerhin nicht um irgendwelche Kavaliersdelikte.«
      »Ich habe zu meiner Zeit weit mehr Menschen getötet; manchmal aus viel nichtigeren Gründen«, sagte Dillon. »Und wie ich weiß, haben Sie sich damals in Vietnam ein paar Orden verdient, Mr. President, und Blake ebenfalls. Wie viele Tote
    gingen dabei auf Ihr Konto?«
      »Verdammt, Dillon«, seufzte Cazalet, »Sie haben ja Recht. Trotzdem bleibt die Frage: Was machen wir mit ihr?«
      »Sie ist inzwischen nicht mehr im Land; damit liegt das nicht mehr im Bereich unserer Zuständigkeit«, meinte Blake.
      »Aber zumindest teilweise trage ich die

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