An hoechster Stelle
»Sie haben mit dem Präsidenten gesprochen?«
»Ja. Ein guter Mann, Hedley. Und ein glücklicher.«
Ohne etwas auf ihre Bemerkung zu erwidern, erledigte er den Anruf, ehe er fragte: »Also, was war da eben los? Wer war dieser Kerl?«
»Der Verbindungsmann, der sein gerechtes Ende gefunden hat – ein gewisser Henry Thornton, Stabschef im Weißen Haus.«
»Guter Gott! Das ist wirklich nicht zu fassen.«
»Und noch etwas sollte ich Ihnen erzählen. Sie wissen über mich Bescheid – der Präsident, Blake Johnson, Dillon, Ferguson. Es ist vorbei.«
Hedley war entsetzt. »Was wollen Sie jetzt machen?«
Lady Helen zündete sich eine Zigarette an. »Fahren Sie, Hedley, fahren Sie. Später in Compton besprechen wir die ganze Situation.«
Sie griff nach dem Handy und rief Barry an. »Ich bin’s wieder. Ich wollte Sie nur auf den neuesten Stand bringen.«
Barry, der noch im Bett lag, setzte sich auf und angelte eine Zigarette vom Nachttisch. Es gelang ihm erstaunlicherweise, völlig ruhig zu bleiben. »Gute oder schlechte Neuigkeiten?«
»Ganz schlechte, fürchte ich. Es hat sich herausgestellt, dass
Ihr Verbindungsmann ein gewisser Thornton war, der Stabschef des Weißen Hauses. Er hatte seinen Spaß daran, den Freiheitskämpfer zu spielen, weil ein Onkel von ihm beim Osteraufstand von den Engländern erschossen wurde und eine Freundin, die einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war, bei einem Feuergefecht mit britischen Truppen in Belfast ums Leben kam.«
»Und woher wollen Sie das alles wissen?«
»Oh, Sean Dillon und Blake Johnson haben ihn enttarnt. Auf der Party, die auch der Präsident besuchte, kam es dann zur Konfrontation. Zufälligerweise war ich im richtigen Moment im Garten und habe alles mit angehört.«
»Und Thornton?«
»Ich habe ihn erschossen. Danach ist er bei einer ziemlich heftigen Explosion in Stücke gerissen worden. Klingt irgendwie vertraut, nicht wahr?«
Barry schwieg eine ganze Zeit lang. »Na ja«, meinte er dann, »ich schätze, damit bleiben nur noch Sie und ich. Wo sind Sie jetzt?«
»Noch auf Long Island. Ich fliege jetzt gleich nach Gatwick und bin anschließend daheim in Norfolk.«
»Compton Place, ich weiß.«
»Demnach darf ich Ihren Besuch erwarten?«
»Darauf können Sie sich verlassen.«
»Das freut mich außerordentlich.« Lady Helen schaltete das Handy ab.
»Sie fordern das Unglück ja geradezu heraus«, schimpfte Hedley. »Außerdem scheinen Sie zu vergessen, dass andere ebenfalls nach Ihnen suchen könnten, beispielsweise Brigadier Ferguson.«
»Solange Barry als Erster kommt, ist mir das vollkommen egal, Hedley. Reichen Sie mir doch mal den Whiskey.« Helen schüttete zwei Tabletten in ihre Handfläche und spülte sie hin
unter. »Gut. Jetzt rasch zum Flughafen.«
Clancy stand mit dem Präsidenten, Blake und Dillon auf der Terrasse und erstattete ihm Bericht.
»Okay«, sagte Blake. »Er war groß, ein Farbiger und hat gesagt, er habe in Vietnam gedient?«
»Genau.«
»Das muss Hedley Johnson sein. Der letzte Beweis, würde ich sagen.«
»Lassen Sie die Männer vom Secret Service alles absuchen«, befahl Blake.
»Es sind mehr als fünfhundert Leute hier«, wandte Clancy ein.
»Tun Sie’s trotzdem.«
Clancy verschwand. »Was ist mit Thornton passiert?«, fragte Cazalet. »Ein bedauerlicher Unglücksfall zur rechten Zeit, oder?«
»Wenn Sie es sagen, Mr. President«, meinte Dillon.
»Sie glauben nicht an Unfälle?«
»Hab ich noch nie getan, Mr. President. Bei dieser Lady schon gar nicht.«
Vierzehn
Etwa zur gleichen Zeit als Helen Lang mit Barry sprach, rief Dillon bei Ferguson an. »Jetzt muss ich Sie schon wieder zu früher Morgenstunde wecken, um Ihnen schlechte Neuigkeiten mitzuteilen.«
»Reden Sie.«
Ferguson hörte ihm schweigend zu. »Was für eine Geschichte«, seufzte er dann. »Der Stabschef? Wer hätte so etwas für möglich gehalten.«
»Braucht uns jetzt nicht mehr zu kümmern«, entgegnete Dillon. »Von dem ist nichts übrig geblieben, und mir tut’s wahrhaftig nicht Leid. Wer weiß, für wie viele Morde er verantwortlich war, nicht nur für so grausame wie an Peter Lang. Heinrich Himmler wäre stolz auf ihn gewesen.«
»Wo ist Helen Lang jetzt?«
»Blake überprüft es gerade. Ich halte Sie auf dem Laufenden. Hier ist sie sicherlich nicht mehr.«
Ferguson
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