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An und für dich

An und für dich

Titel: An und für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Griffin
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sich umzudrehen und den Vogel zu sehen. Er lag verletzt auf der Straße und gab ein entsetzliches, heiseres Kreischen von sich. Plötzlich erwachte sie und war im ersten Moment erleichtert. Dann bekam sie eine Gänsehaut. Warum war es dunkel? Und wenn der Schwan nur ein Traum gewesen war, warum hörte sie ihn dann immer noch?
    Jill war halb aus dem Bett gekrochen, als Saffy ankam. »Ich kriege keine Luft! Irgendetwas liegt auf mir drauf. Bitte. Mach das weg! Bitte.« Sie schrie.
    »Mum, es ist alles in Ordnung.« Saffy zog Jills Arm weg und versuchte, sie wieder in Bett zu verfrachten. Nichts war in Ordnung. Jills Schlafanzug war nass geschwitzt. Mit irrem Blick sah sie sich gehetzt im Zimmer um. Saffy suchte die Nummer der Station heraus, und nach einem gefühlten Jahr Warten nahm die Oberschwester ab.
    »Wir brauchen einen Krankenwagen«, sagte Saffy und hatte Mühe, Jills Schreie zu übertönen. »Meine Mutter muss wieder ins Krankenhaus.«
    »Wann haben Sie ihr das letzte Mal das Schmerzmittel gegeben?«, fragte die Schwester ruhig.
    »Heute Nachmittag.« Sie sah auf den Wecker auf Jills Nachttisch. Gegen fünf hatte sie den Verband gewechselt, dann hatte sie sich kurz hingelegt. Es war elf. Sie musste fast sechs Stunden geschlafen haben.
    »Geben Sie ihr zwei Codein und stecken Sie ihr viele Kissen in den Rücken. Dann ist der Druck auf die Wunde nicht so stark. Wenn es ihr in einer halben Stunde nicht besser geht, rufen Sie mich noch einmal an.«
    Jill ließ Saffys Hand nicht mehr los, aber Saffy schaffte es, ihr mit der anderen Hand zwei Codeintabletten zu geben und sie in eine halbwegs aufrechte Position zu bringen. Als das Medikament schon wirkte, als das Schluchzen endlich aufgehört hatte und sie eingeschlafen war, hielt Jill Saffys Hand immer noch fest umklammert. Saffys Bein drohte einzuschlafen und ihr Arm verkrampfte sich, aber sie zog sie nicht weg.
    Jess probierte es noch einmal bei Saffy. Ihr Handy war immer noch ausgeschaltet. Sie ging ins Wohnzimmer, schob ein paar Zeitungen und Zeitschriften zur Seite, legte sich aufs Sofa und schaltete den Fernseher an. Auf RTE 1 interviewte eine rothaarige Reporterin in einem tief ausgeschnittenen Kleid einen Transsexuellen vor der Operation. Auf RTE 2 befragte eine blonde Reporterin, die aussah wie ein Transsexueller nach der Operation, einen Friseur zum Thema Extensions. Zum ersten Mal wünschte Jess sich, sie hätten Kabel.
    Saffy ignorierte sie offenbar. Seit der Hochzeit hatten sie sich nicht mehr gesehen. Saffy war ziemlich wütend gewesen, dass Jess Conor von ihrem One-Night-Stand erzählt hatte. Aber das war noch gar nichts im Vergleich zu der Wut darüber, dass Jess auch von Gregs Fehltritt gewusst hatte. Technisch gesehen sprach sie zwar noch mit ihr, aber nur sehr einsilbig.
    »Ja«, ihrer Mutter ging es okay. »Nein«, das Ergebnis der zweiten Gewebeprobe lag noch nicht vor. »Nein«, sie hatte nichts von Greg gehört. »Nein«, sie hatte noch keine Zeit gehabt zu entscheiden, was sie jetzt tun würde. »Nein«, sie brauchte nichts. »Ja«, sie würde sich melden, falls sie etwas brauchen sollte.
    Jess nahm das alles hin, denn sie wusste, dass sie es verdient hatte. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie im umgekehrten Fall überhaupt noch »ja« und »nein« zu Saffy gesagt hätte. Nicht, dass sie Conor jemals untreu wäre, oder er sie betrügen würde – außer man zählte das Buch mit.
    Er hatte der Agentur ein paar Tage zuvor die Fortsetzung seines Romans geschickt, und sie hatte gehofft, er würde sich danach vielleicht ein paar Tage Auszeit gönnen. Am nächsten Morgen hatte er jedoch schon wieder am Schreibtisch gesessen. Sie war aufgewacht und hatte nach ihm getastet, und er war nicht da. Sie lag lange wach, lauschte auf das Klappern der Tastatur und das Quietschen seines Bürostuhls und versuchte, ihn durch Gedankenkraft wieder ins Bett zu holen. Aber er kam nicht.
    Sie schaltete genervt von einem Sender zum nächsten. Eine Gerichtsshow. Ein Platz an der Sonne . Eine japanische Zeichentrickserie. Eine Werbesendung für Ofenreiniger. Die Teletubbies . Oh Gott, bitte nicht Tinky-Winky und Laa-Laa.
    Sie war müde. Nachdem Conor und die Zwillinge an diesem Morgen zur Schule gegangen waren, hatte sie sich noch einmal für eine Stunde ins Bett gelegt. Und seitdem hatte sie es nur geschafft, die Zeitung zu lesen. Sie sollte mal aufstehen und den Abwasch machen. Sie sollte duschen und ein paar Verleger anrufen, um vielleicht Termine zu

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