An und für dich
vereinbaren. Und dann sollte sie sich aufs Fahrrad schwingen und zu Saffys Mum radeln.
Sie schaltete den Fernseher aus und kuschelte sich in die Kissen, wobei sie das Papier einer Packung Feigengebäck vom Sofa schubste, das sie zu Mittag gegessen hatte. Dafür wäre später noch genug Zeit. Jetzt würde sie sich erst einmal ein wenig ausruhen.
Saffy wollte nicht wieder arbeiten gehen, aber sie hatte keine Wahl. Sie hatte Marsh schon anbetteln müssen, um für die Hochzeit und die Flitterwochen freizubekommen. Sie konnte sich ihre Reaktion sehr genau vorstellen, wenn sie jetzt um noch mehr Urlaub bitten würde. Und sie brauchte den Job. Sie musste den Kredit für die Hochzeit abbezahlen.
Es gefiel ihr aber ganz und gar nicht, ihre Mutter allein zu lassen. Die Operation war erst eine Woche her, und Jill konnte noch nicht wieder für sich selbst sorgen. Sie konnte allein auf die Toilette gehen, aber für alles andere brauchte sie Saffy. Sie half ihr beim Duschen, beim Anziehen, beim Ausziehen, maß ihre Temperatur und überredete sie dazu, etwas zu essen. Ihre Beziehung war völlig auf den Kopf gestellt, Jill war zum Kind geworden und sie zur Mutter.
»Danke«, sagte Jill, wenn Saffy ihr einen sauberen Pyjama anzog. »Danke«, wenn sie ihr etwas Parfum aufs Handgelenk sprühte. »Danke«, wenn sie ihr die Haare kämmte. Die ersten paar Tage war dieses Wort das Einzige, was Jill sagte, und sie sagte es so leise und so voller Dankbarkeit, dass Saffy ein schlechtes Gewissen bekam. Wenn alles anders verlaufen wäre, wenn alles so gekommen wäre, wie sie es eigentlich gewollt hatte, wäre sie gar nicht hier und Jill könnte sich nicht bei ihr bedanken.
»Ich stell dir hier ein Tablett hin und schaue in der Mittagspause noch mal vorbei, ja?« Sie trug heute das Outfit ihrer Flitterwochengarderobe, das am wenigsten nach Strand aussah, ein kurzes, dunkelblaues Kleid mit weißen Knöpfen.
»Du siehst toll aus! Ich komm schon klar.« Jill saß im Bett und las ein Buch. »Mir geht’s heute schon viel besser, wirklich.«
»Ruf mich an, wenn du irgendetwas brauchst, versprochen?«
Jill versuchte, nicht zu lächeln. Ihr Leben lang war Saffy ihren Anrufen ausgewichen.
»Versprochen.«
Saffy hatte Hände wie ein Gorilla. Innen waren sie gleichmäßig hellbraun und außen fleckig orange. An den Handgelenken waren ein paar Flecken einfach weiß geblieben. Ihr Plan, mit Fake Bake so zu tun, als wäre sie in den Flitterwochen gewesen, war gescheitert – das ging ihr auf, als sie aus der Haustür trat.
Ciara grinste, als sie sie sah. »Du warst gar nicht in der Sonne, du böses Mädchen.«
Game over , dachte Saffy. Und sie hatte es nicht mal am Empfang vorbeigeschafft.
»Das ist doch Selbstbräuner! Ihr habt euch die ganzen zwei Wochen im Hotelzimmer eingeschlossen, stimmt’s?«
»Na ja …«, begann Saffy.
Das Telefon klingelte, und Ciara nahm ab.
Sie war damit durchgekommen. Mit dem Rest der Kollegen war es genauso einfach. Sie brauchte nicht mal zu lügen.
»Die Karibik ist doch überbewertet, oder?« Simon lehnte sich beim Meeting über sie und nahm sich ein Mandelcroissant.
»Kommt darauf an, wo man hinfährt«, antwortete sie wahrheitsgemäß.
Mike interessierte sich für Insekten und fragte, ob sie in Antigua Taranteln gesehen hätte, und sie sagte, dass sie noch nie eine gesehen hatte. Was ebenfalls der Wahrheit entsprach.
Ant fragte nichts. Er sah einfach durch sie hindurch.
Marsh nahm ihre winzige, antike Rolex ab, legte sie neben ihre Kaffeetasse und lächelte kurz. »Ich hoffe, ihr hattet Unmengen fantastischen Flitterwochensex, dafür wird nämlich in den nächsten Monaten nicht viel Zeit sein.«
»Definier mal Unmengen«, sagte Saffy.
Vicky kam zu spät und flüsterte ihr nur kurz zu, dass sie unbedingt die Fotos sehen wollte.
Es fühlte sich gut an, wieder in den alltäglichen Wahnsinn von Komodo hineingezogen zu werden. Es hatte Probleme bei den Dreharbeiten für den Avondale-Spot gegeben, der billige Regisseur hatte die Szene, in der das Produkt gezeigt wurde, völlig versaut. Der Kunde verlangte, dass der Spot noch einmal gedreht wurde. Die Marktstudie zu White Feather sah so weit gut aus, und als Nächstes würde sich Saffy mit Dermot dem Nervösen und dem Marktforscher treffen und die endgültige Version des Drehbuchs absegnen lassen.
Ant und Vicky hatten eine Plakatkampagne für NoQ entwickelt, das riesige Outlet-Zentrum in Cork. Simon präsentierte die Plakate und grinste dabei so
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