An und für dich
groß sein Fisch ist. »… ist so unglaublich viel. Der Haken an der Sache ist nur, dass man das nicht weiß, bis man es tut. Scheiße. Mit ›es tun‹ meine ich ein Kind haben. Ich meinte nicht ›es tun‹ im Sinne von, du weißt schon.«
Er holte noch ein Fünfzig-Cent-Stück aus der Tasche und steckte es in das Schimpf-Schwein. Das Geldstück fiel mit einem Klingeln hinein, und dann war es auf einmal sehr still in der Küche.
Das Badezimmer war blitzblank und roch nach Scheuermilch. An der Decke klebten Sterne, die im Dunkeln leuchteten. Saffy glaubte, den Orion zu erkennen. Der Gürtel aus drei Sternen, darüber und darunter je zwei Sterne, die Schultern und Füße darstellten. Während die Toilettenspülung rauschte, öffnete sie vorsichtig den Badezimmerschrank. Ordentlich nebeneinander aufgereiht standen dort Joes Rasierzeug, Shampoo, Kopfschmerztabletten für Kinder, Hustensaft und Mundwasser. Sie starrte die Sachen einen Moment lang an, unsicher, wonach sie eigentlich suchte, und gleichzeitig erleichtert und enttäuscht, dass sie es nicht gefunden hatte. Sie wusch sich die Hände und betrachtete sich im Spiegel. Sie sah aus wie immer, fühlte sich aber irgendwie seltsam. Ihre Lippen fühlten sich komisch an, und sie spürte ein Kribbeln im Bauch. Sie hoffte, dass sie sich mit dem Rührlette keine Salmonellen eingefangen hatte.
Sie spülten gemeinsam das Geschirr. Draußen hupte ein Auto. Es war Saffys Taxi. Joe hatte den Fahrer gebeten, nicht an der Tür zu klingeln, damit Liam nicht aufwachte. Sie nahm ihre Tasche und Jacke und folgte Joe hinaus in den Flur.
»Danke. Die Ballonfahrt war wunderschön, und das Essen war …«
»Ekelhaft?«
Sie lachte. »Na ja, Kochen ist vielleicht wirklich nicht deine Stärke, aber dafür kannst du bestimmt andere Sachen sehr gut.« Das Licht war aus und sie konnte sein Gesicht nicht sehen.
»Und du? Was kannst du gut?«
»Wie bitte?«, fragte Saffy.
»Das hier?« Joe strich ihr zärtlich über die Schulter, über das Schlüsselbein.
»Wie wär’s damit?« Er beugte sich vor und küsste sie leicht auf den Hals.
Der Taxifahrer hupte noch einmal.
Saffy trat einen Schritt zurück. »Du«, sagte sie, »ich mag dich wirklich, aber ich kann das nicht.«
»Und das hier?« Er küsste sie sehr sanft auf den Mund. Eine Stimme in ihrem Kopf sagte, sie sollte den Kuss lieber beenden, aber sie hörte nicht darauf.
Er drückte sie gegen die Wand, sie öffnete die Knöpfe an seinem Hemd, er nahm ihre Finger in den Mund, sie biss ihm in den Hals. Er öffnete ihren BH, hielt ihre Hände fest und ließ seinen Mund über ihre glühende Haut hinunterwandern. Sie schleuderte ihre Schuhe in die Ecke, und Joe zog ihr das T-Shirt über den Kopf. Er presste sich an sie, Haut auf Haut, bis auf das kalte Metall seiner Gürtelschnalle an ihrem Bauch.
Es klopfte laut an der Haustür.
»Taxi?«
Beide erstarrten. Sie sahen das Gesicht des Taxifahrers leicht verzerrt durch das Milchglas. Was bedeutete, dass er sie bestimmt auch sehen konnte.
»Soll ich noch warten? Wenn Sie nicht sofort kommen, fahre ich wieder.«
Saffy antwortete nicht, sie für ihren Teil konnte jedenfalls keine Sekunde mehr länger warten, aus ihrer Jeans zu steigen.
Hinter der Frisierkommode stand ein Koffer, weshalb sich der Spiegel nicht richtig kippen ließ. Jess konnte sich nur zur Hälfte sehen, ihren abgeschnittenen Oberkörper, um den sich ein verdrehter Strapsgürtel wand. Sie musste ihn ausziehen, die Strümpfe abmachen, den Gürtel richtig herum anziehen und die Strümpfe wieder festhaken. Also wirklich, wer hatte denn die Zeit für so etwas? Sie zog den passenden BH an und band die Schleife an der Seite ihres weißen Spitzentangas fest. Sie hätte den ganzen Kram am liebsten bei Primark gekauft, hatte jedoch Angst gehabt, das billige Zeug könnte vielleicht nicht wirken, also war sie zu Brown Thomas gegangen. Wenn das ihrem Sexleben wieder auf die Sprünge half, war es jeden Cent wert.
Jeden einzelnen Cent der neunzig Euro. Und da waren die Strümpfe noch nicht einmal mit dabei. An der Kasse hatte sie plötzlich Panik überfallen und sie hatte schnell noch eine Flasche Parfum dazugestellt, wodurch die Rechnung etwas über hundertfünfzig Euro betragen hatte. Das war fast eine halbe Waschmaschine. Ein ganzes Fahrrad. Ein neues Doppelstockbett für die Zwillinge.
Sie versuchte, nicht darüber nachzudenken, während sie die Verpackung aufriss und sich etwas Parfum aufs Handgelenk sprühte. Im Laden
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