An und für dich
ist sie jetzt?«
Greg trocknete sich sein Sixpack mit dem Küchenhandtuch ab.
»Keine Ahnung. Sie ist rausgerannt. Auf dem Weg nach Hause, nehme ich an.«
»Nimmst du an? Willst du sie nicht mal anrufen und nachfragen? Wenn da draußen gerade keine Taxis zu kriegen sind …«
»Spinnst du? Ich rufe sie bestimmt nicht an, bevor sie sich nicht wieder beruhigt hat. So hab ich sie noch nie erlebt. Mann, sie war wie eine Furie. Außerdem kann ich sie auch gar nicht anrufen, mein Handy ist nass. Ich glaube, es ist im Arsch.« Er zog es aus der Tasche und legte es auf die Heizung. »Scheiße! Kein Wunder, dass es hier so kalt ist. Eure Heizung ist aus. Gib mir mal deinen Bademantel, ja?«
»Wie bitte?«
»Komm schon, Mann, ich kann mir echt keine Erkältung leisten. Außerdem schuldest du mir immer noch einen Gefallen, weil ich Rachel Kennedy damals überredet habe, mit dir zu dem Gig im Slane Castle zu gehen.«
»Das war vor fünfzehn Jahren.« Conor gab ihm den Bademantel. »Und du hast am Ende mit ihr rumgemacht, schon vergessen?«
»Ach ja«, Greg nickte. »Stimmt. Hab ich dir schon mal erzählt, dass sie mich vor ein paar Jahren auf Facebook gefunden und mir angeboten hat …«
»Ja, hast du.« Conor fühlte sich lächerlich, in Boxershorts mit einem anderen Mann zusammen in seiner Küche herumzustehen.
Greg tappte zum Kühlschrank. »Ich hoffe, du hast da noch was anderes drin außer O-Saft.«
»Milch?«
Greg verdrehte die Augen. »Wie sollen wir denn ohne was zu trinken die ganze Nacht durchquatschen?«
»Wir quatschen nicht die ganze Nacht durch«, antwortete Conor. Jess lag oben in ihrem warmen Bett und wartete auf ihn.
Greg seufzte. »Ich geb’s auf. Gib mir eine Decke, und ich leg mich auf das Ausziehsofa.«
»Mist, das haben die Kinder kaputt gemacht. Wenn du hierbleiben willst, kann ich Lizzie zu uns ins Bett holen und du schläfst bei Luke.«
»Na super. Valentinstag im Doppelstockbett. Echt sexy, hm? Und apropos sexy ...« Er deutete grinsend auf Conors Oberkörper. »Geile Titten.«
»Was will der denn hier?« Jess hatte sich im Bett aufgesetzt, die Haare fielen ihr über die nackten Schultern. Sie griff tastend nach dem Wecker und stieß dabei einen Stapel alter Zeitungen und den Haufen Muscheln um, die die Zwillinge vom Strand mitgebracht hatten. Darunter kam Conors graues Lieblings-T-Shirt zum Vorschein. Er hatte es in Gedanken schon abgeschrieben.
»Sie haben sich gestritten. Er sagt, sie hat ihm einen Heiratsantrag gemacht, und er hat Nein gesagt.«
Jess versuchte, ihre Nachttischschublade aufzuziehen, aber sie klemmte. »Ja, klar«, gab sie zurück. »Ist der besoffen oder was?«
»Nein. Aber er sagt, sie wäre total betrunken gewesen. Sie hat ihm im Restaurant eine Szene gemacht und ist dann abgehauen.«
»Saffy? Eine Szene? Da stimmt doch was nicht. Und ich kann dir auch genau sagen, mit wem von den beiden was nicht stimmt. Ich ruf sie lieber mal an.«
Sie knipste die Lampe an und kramte in ihrer Handtasche nach ihrem Handy. »Oh Gott, es ist ja schon nach eins. Ich rufe sie lieber morgen früh an. Aber wenn sie wieder in die Trump Towers gefahren ist, was macht er dann hier?«
›Trump Towers‹ war Jess’ Spitzname für Saffys und Gregs Wohnung. Das Wohnzimmer war nur geringfügig kleiner als ihr gesamtes Haus.
»Er will ihr Zeit geben, wieder runterzukommen. Und irgendwo muss er ja schlafen.«
Jess stöhnte. »Wieso geht er nicht in ein Hotel?«
»Heute ist Valentinstag, Jess. Es ist alles ausgebucht.«
»Okay. Meinetwegen. Solange er dich nicht völlig in Beschlag nimmt. Du warst hier gerade beschäftigt, weißt du noch?« Jess zog die Decke über sie beide.
Klar wusste er das noch. Und selbst wenn er es vergessen hätte, wäre die Erinnerung spätestens angesichts der nackten Jess wiedergekommen.
»Das Problem ist nur, das Sofa ist ja kaputt, deshalb musste ich Greg zu Luke ins Zimmer stecken. Wir sind heute Nacht also nicht allein.« Lizzie tauchte in ihrem Hello-Kitty-Schlafanzug in der Tür auf und blinzelte verschlafen. Ohne ihre Brille war sie wirklich so gut wie blind. Conor nahm sie auf den Arm und trug sie ins Bett.
»Der Mann aus dem Fernsehen ist bei uns im Zimmer«, gähnte sie. »Und er sagt, Brendan ist eine ›ekelhafte kleine Ratte‹.«
Jess streckte die Arme nach ihr aus, hob sie zu sich ins Bett und stopfte die Decke um sie fest. Sie sah böse zu Conor hinüber. »Das sagt ja genau der Richtige.«
Saffy erwachte, das Gesicht im Kissen
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