An und für dich
Haarnadeln und mindestens eine halbe Stunde braucht.
Wie früh musste man morgens wohl aufstehen, um so auszusehen?, fragte sich Saffy. Wie oft musste man Sport treiben? Wie viele Vogues und Tatlers und Grazias musste man lesen? Und woher sollte man die Zeit für das alles nehmen?
»Mike!«, herrschte Marsh den Mediaplanner an. »Jetzt reiß dich mal zusammen!«
Mike hatte den Croissants nicht widerstehen können. Er lief rot an und versuchte, sich die Krümel mit einem angefeuchteten Zeigefinger von der Krawatte zu tupfen.
»Ciara, ab an den Empfang. Einer muss ja wohl ans Telefon gehen.« Ciara verdrehte die Augen und murmelte beim Hinausgehen böse etwas vor sich hin.
Marsh schüttelte den Kopf. »Nervt die Frau immer so, oder macht sie das heute extra?« Sie nahm sich ein Glas Champagner, und alle anderen folgten ihrem Beispiel.
»Heute ist ein besonderer Tag.« Sie lächelte. »Ich möchte einen Toast aussprechen.« Alle drehten sich zu Saffy um.
»Auf Dermot Clancy, der mich heute Morgen aus meinem Schönheitsschlaf gerissen hat, um mir zu sagen, dass ihm unsere ›Engel sind überall‹-Idee gefällt.« Alle Köpfe drehten sich wieder zu Marsh. »Komodo behält White Feather als Kunden.«
Mike jauchzte.
Marsh hob die Hand. »Ich möchte nichts zu dem Fiasko sagen, das uns am Freitag fast den Pitch gekostet hätte. Ich werde keine Namen nennen, diese Person weiß Bescheid. So etwas lasse ich mir kein zweites Mal bieten.«
Saffy starrte auf den Boden.
»Wenn einer der hier Anwesenden das Projekt noch einmal auch nur im Geringsten gefährdet«, sie sah bedeutungsvoll zu Saffy hinüber, »dann zeige ich demjenigen höchstpersönlich, wo bei Komodo die Tür ist!«
»Toll gemacht, Saffy!«, sagte Vicky. »Die Sache mit dem Engel war ja ganz allein deine Idee.« Sogar Ant hatte ein Lächeln auf seinem mürrischen Babygesicht. Vielleicht waren es aber auch Verdauungsbeschwerden.
»Marsh, kann ich zu dem Thema vielleicht kurz einen Vorschlag machen?«, fragte Simon. »White Feather muss bis Juli fertig sein, und ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, aber Saffy hat sich gerade verlobt. Sie kann im Moment bestimmt ein bisschen mehr Zeit gebrauchen, um ihre Hochzeit vorzubereiten. Ich würde gern der Notwendigkeit zuvorkommen, dass mitten im Projekt der betreuende Mitarbeiter ausgewechselt werden muss. Deshalb würde ich vorschlagen, dass ich von Anfang an in die Kundenbetreuung mit einbezogen werde.«
Er musste gewusst haben, dass sie den Auftrag zurückgewonnen hatten. Deshalb hatte er sich so gefreut, als er von ihrer Verlobung erfahren hatte. Es war Saffys Idee gewesen, die ihnen letztlich den Auftrag erhalten hatte, und jetzt wollte er ihn sich wieder unter den Nagel reißen. Mit einbeziehen? Der konnte aus dem Projekt gleich wieder ausziehen!
»Das ist wirklich sehr nett, Simon«, sagte sie freundlich, »aber wir haben nicht vor, sofort zu heiraten. Ich werde diesem Auftrag meine volle Aufmerksamkeit widmen können, keine Sorge.«
Marsh stellte ihr Champagnerglas ab. »Das will ich doch schwer hoffen.«
Lauren goss sich Ahornsirup über den Bacon und die Waffeln auf ihrem Teller. »Mein Gott«, stöhnte sie, als sie den ersten Bissen triefende Waffel im Mund hatte, »es tut so gut, wieder in einer Stadt zu sein, in der man normal essen kann, ohne dass gleich die Diätpolizei auf der Matte steht.«
Wie immer trug sie einen ausgebeulten schwarzen Hosenanzug und ein schwarzes Oberteil. Aber Kleider, dachte Greg, machten schließlich keine Leute. Lauren war die einflussreichste Agentin in ganz Irland. Wenn ihm jemand in Hollywood zum Durchbruch verhelfen konnte, dann sie. Dazu musste er jedoch erst ein bisschen zu Kreuze kriechen.
Lauren und er trafen sich sonst immer zum Abendessen im Chapter One oder bei Thornton’s. Ein Treffen zum Frühstück stellte also eine Degradierung dar, auch wenn es im The Clarence stattfand. Greg war jedoch froh, dass Lauren sich überhaupt noch mit ihm traf, trotz der peinlichen Aktion mit Alanis Morissette, und obwohl er sich entgegen ihrem Ratschlag mit Saffy verlobt hatte.
Er hatte sie über diese Neuigkeit per SMS informiert, und fest damit gerechnet, dass sie ausrasten würde. Sie hatte ihm aber nur sofort zurückgeschrieben, dass sie am Dienstag gegen sieben aus L. A. zurück sei und sich gern auf halber Strecke zwischen dem Flughafen und ihrer Wohnung mit ihm treffen würde.
»Das war wirklich eine gute Idee«, sagte sie gerade, den Mund voller Bacon.
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