An und für dich
»Wirklich gut. Eine schöne große Promi-Hochzeit ist genau das, was wir jetzt brauchen, um die Presse von deinem Psychoanfall bei The Station abzulenken.«
Greg nickte und rührte etwas Honig in seinen Joghurt. Saffy war dieses Gespräch mit verteilten Rollen mit ihm durchgegangen. Er hatte ihr natürlich nichts von der Sache mit Alanis erzählt, oder davon, dass Lauren ihm aufgetragen hatte, Saffy eine Weile zappeln zu lassen. Aber von dem Anruf bei GOD erzählte er ihr, und dass er sich bei Roisin hätte entschuldigen sollen. Saffy hatte gemeint, das Beste wäre, wenig zu sagen und viel zu nicken.
»Ich habe mit meinen Gewährsleuten geredet«, sagte Lauren in dem Moment mit vollem Mund, als könnte sie seine Gedanken lesen. »Selbst wenn du buchstäblich auf allen vieren vor GOD angekrochen wärst, die hätten dich dort sowieso nicht mehr beschäftigt. Roisin ist seine Nichte. Scheiß Vetternwirtschaft!«
Er nickte weiter und versuchte, nicht auf den Tropfen Ahornsirup zu starren, der ihr langsam an einem ihrer Leberflecke vorbei am Kinn herunterrann und sich auf ihr Dekolleté zubewegte.
»Ist das Sahnejoghurt?« Sie zeigte mit ihrer Gabel auf seinen Teller. Er nickte.
»Also wirklich! Wie oft muss ich dir das denn noch sagen – du bist halb so groß wie Liam Neeson! Ein paar Pfund mehr sieht man dir bei deinen eins siebzig doch sofort an. Mach es mir doch nicht noch schwerer, als es sowieso schon ist, dich irgendwo unterzubringen!« Greg musste sich auf die Zunge beißen. Er war immerhin eins zweiundsiebzig. Fast so groß wie Robert Downey Junior oder Sylvester Stallone, und ganze fünf Zentimeter größer als Elijah Wood und …
»Colin Farrell«, unterbrach Lauren seine Gedanken und wischte mit dem letzten Stück Waffel einen Klecks Sirup auf, »macht den Film vielleicht doch.«
»Wie bitte?« Greg war verwirrt. »Welchen Film?«
»Hast du Alzheimer oder was? Den Elmore-Leonard-Film. Es ist alles noch nicht bestätigt, aber wenn sie Maggie Gyllenhaal oder Cate Blanchett für die weibliche Hauptrolle bekommen, soll angeblich ein großer irischer Schauspieler auch wieder dabei sein.«
Greg schluckte. »Aber du hast doch gesagt, er ist ausgestiegen. Er kann doch nicht einfach …«
»Er ist Colin Farrell, Greg. Er kann tun und lassen, was er will.«
Greg fuhr sich nervös durch die Haare. Das durfte doch nicht wahr sein. Er hatte die Rolle auch vorher schon gewollt, aber jetzt, ohne The Station , war sie seine einzige Hoffnung.
Lauren stöhnte genervt. »Jetzt mach dir nicht gleich ins Hemd. Lass es uns positiv sehen, okay? Wer auch immer es ist, er hat seine Meinung schon mal geändert. Wahrscheinlich ändert er sie auch noch mal.« Sie rülpste.
Greg sah entschuldigend zu Bono hinüber, der am Nebentisch allein frühstückte. Sein entzündetes Auge zuckte, und Bono dachte wahrscheinlich, Greg hätte ihm zugezwinkert. Er runzelte die Stirn und sah schnell in die andere Richtung.
»Wie auch immer«, Lauren rülpste noch einmal. »Wenn sich das alles ein wenig in die Länge zieht, habe ich mehr Zeit, deine Hochzeit richtig zu vermarkten, und wir kriegen vielleicht eine höhere Gage für dich.«
»Und was soll ich tun?« Greg wurde schwindelig. Er überlegte, ob er gerade eine Panikattacke hatte. »Ich kann doch nicht die ganze Zeit herumsitzen und nichts tun.«
»Du wirst schon genug zu tun haben, keine Angst.« Lauren wischte sich die Hände an der Tischdecke ab und zog sich die Jacke an. »Du planst die Hochzeit des Jahres. Wahnsinnslocation. Massenweise Promis. Je früher, desto besser. Spätestens im Juni. Ich habe dir bei ZIP ein Feature zur Verlobung organisiert. Die kommen morgen zum Fotoshooting vorbei. Bis dahin hast du das mit deinem Auge im Griff, ja? Mir ist bei dem Anblick fast der Appetit vergangen.«
»Lauren, ich bin im Moment total knapp bei Kasse.« Greg versuchte, nicht zu panisch zu klingen. » The Station hat noch nicht überwiesen, ich habe schon überlegt, ob ich sie vielleicht verklage.«
»Gute Idee«, Lauren holte einen Zahnstocher aus der Tasche und fing an, sich die Zähne zu säubern. »Zumindest, wenn du nie wieder im Fernsehen oder beim Film arbeiten willst. Jetzt warte erst mal ab – ich versuche, dir einen Gastauftritt in einer englischen Soap zu besorgen. Ich glaube, Emmerdale sucht gerade einen Vergewaltiger.«
Einen Vergewaltiger ? Greg hätte sie am liebsten gewürgt. Aber er erinnerte sich an Saffys Rat und nickte stattdessen.
»Bleib mal locker, Greg.
Weitere Kostenlose Bücher