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Ana Veloso

Ana Veloso

Titel: Ana Veloso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Duft der Kaffeeblüte
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der
kleinen Barbara.
    »Sie hat es überstanden, dem Himmel sei Dank.
Aber wenn ich nicht genau wüsste, dass die Masern schlecht zu simulieren sind,
hatte ich schwören können, dass Barbara uns nur ärgern und von dem großen Fest
fern halten wollte. Das Kind ist ein echter Teufelsbraten.« Man hörte deutlich
den Stolz aus Charles' Stimme. Er war völlig vernarrt in seine Jüngste, die, so
fand er, dem Wesen nach ganz nach ihm kam. Sie war aufgeweckt, frech und
furchtlos. Glücklicherweise hatte sie das Aussehen von der Mutter geerbt. »Was
redest du für einen Unsinn, Schatz. Als ob eine 8-Jährige so gemein sein könnte!«
    Aaron dachte, dass ein achtjähriges Kind
durchaus so gemein sein konnte, und jedem, der Barbara kannte, war klar, dass
das Mädchen jeden hinterlistigen Trick anwandte, um seine Eltern am Ausgehen zu
hindern.
    »Na, jedenfalls hat sie uns erfolgreich von der
Einweihungsfeier der Castros fern gehalten – und das war eines der wenigen
Feste, zu dem ich wirklich gern gegangen wäre. Man hört, dass > tout Rio < dort war, um sich das ungleiche Gastgeberpaar aus der Nähe anzusehen.« Charles
probierte den Wein, den der Kellner in diesem Moment brachte, bevor er
fortfuhr. »Stimmt es, dass Pedros Schwester eine unglaubliche Schönheit ist,
und obendrein noch intelligent?«
    »Ganz so wie die kleine Barbara«, antwortete
Aaron aufrichtig, ohne seinem Gegenüber schmeicheln zu wollen. »Aber haben Sie
denn noch nicht ihre Bekanntschaft gemacht? Ich war mir sicher, dass Sie Vita über
Pedro und Joana längst kennen gelernt hätten.«
    »Nein, irgendetwas ist immer
dazwischengekommen.« Loreta nippte an ihrem Weinglas. »Es heißt auch, dass
dieser León Castro nicht schlecht aussieht. Und dass er seit seiner Hochzeit
mit der Sklavenhaltertochter die Allüren eines Senhors angenommen hat ...«
    »Ach, aus diesem Gerede spricht nur der Neid. León
hatte immer schon Klasse, wobei ihm natürlich der Einfluss seiner Frau gut
bekommt. Er benimmt sich besser, und er kleidet sich besser, seit er mit Vita
verheiratet ist.«
    »Mir scheint, dass dasselbe auf Sie zutrifft,
auch ohne dass Sie mit dieser Frau verheiratet sind«, rutschte es Charles heraus,
der mittlerweile schon sein zweites Weinglas geleert hatte.
    Aaron ignorierte die Bemerkung, sah sich in dem
Lokal um und entdeckte dann zu seiner Erleichterung ein paar Bekannte. »Oh, da
sind ja die Figueiredos. Entschuldigen Sie mich einen Augenblick, ich möchte
sie nur schnell begrüßen.« Damit erhob sich Aaron und verließ den Tisch.
    Charles sah seine Frau nachdenklich an. So
betrunken war er noch nicht, als dass er nicht gemerkt hätte, wie Aaron sich für
diese Vita begeisterte. Der Mann war verliebt in sie, so viel stand fest. Nicht
gut, dachte Charles bei sich. Die Frau war verheiratet, und noch dazu mit einem
Mann, der im Licht der Öffentlichkeit stand. Da konnte sie sich keinen
Fehltritt leisten.
    »Wenn das mal gut geht«, murmelte er. »Aaron ist
ja völlig aus dem Häuschen, sobald er von dieser Person spricht.«
    »Du merkst aber auch alles«, sagte Loreta. »Das
geht jetzt schon seit Monaten so. Um genau zu sein, seit Vitória Castro da
Silva in Rio wohnt. Warum, glaubst du wohl, gibt Aaron plötzlich so viel auf
seine Erscheinung? Warum hat er seine Wohnung so schön hergerichtet? Und warum
geht er auf einmal so oft aus?«
    »Mein Gott, der Ärmste.«
    Als Aaron wieder Platz nahm, wurde das Essen
aufgetragen, das nicht nur exzellent schmeckte, sondern ihm auch einen
hervorragenden Vorwand lieferte, von dem vorherigen Thema abzulenken. Dennoch
war er für den Rest des Abends ungewöhnlich schweigsam. Wortkarg beratschlagte
er mit den Witherfords, wie gegen einen fahrlässigen Spediteur vorzugehen sei,
der eine Harfe, die in ihrem Auftrag aus England importiert worden war, schwer
beschädigt hatte, und stumm lauschte er den redseligen Ausführungen Charles' über
die geplante Übernahme eines börsennotierten Schlachtbetriebes durch die BMC.
    »Wie bitte?«, zuckte er auf, als Loreta ihre
Hand auf seinen Arm legte und ihn fragend ansah. »Verzeihung, ich war gerade in
Gedanken.«
    »Sie kommen doch auch am Samstag zu dem Basar im
Hospital?«, wiederholte Loreta ihre Frage.
    »Nein, ich glaube nicht.« Aaron war gerne bereit,
für einen guten Zweck zu spenden. Doch in diesem Fall würde vor allem João
Henrique von den Spenden profitieren, und das musste ja nun wirklich nicht
sein. Je länger er den Mann kannte, desto weniger mochte er ihn,

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