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Ana Veloso

Ana Veloso

Titel: Ana Veloso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Duft der Kaffeeblüte
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Joaquim Leme Viana.«
    Ein Raunen ging über den Hof. Die Leme Vianas
gehörten zu den einflussreichsten Familien Brasiliens.
    »Fünfzehn!«, dröhnte es aus einer der mittleren
Reihen. »Fünfzehntausend Reis, und der Bau wird Charles-Witherford-Trakt heißen!«
    Loreta starrte ihren Mann ungläubig an. Auch
Pedro, Joana und João Henrique waren erstaunt.
    »Was schauen Sie mich so an? Das ist doch ein Riesenspaß,
und noch dazu für einen guten Zweck. Warum bieten Sie nicht mit, Pedro?«
    Ja, warum eigentlich nicht? Pedro fand die
Vorstellung, dass ein Gebäudeteil Pedro-da-Silva-Trakt heißen und mit einer
Gedenktafel an ihn, den großzügigen Spender, erinnern könnte, eigentlich ganz
verlockend.
    »Also gut«, sagte er zu Charles, und dann,
lauter: »Zwanzig!«
    »Zwanzig bietet der nette Senhor da Silva. Wer bietet mehr?«
    Pedro fand es schrecklich, von seinem ehemaligen
Professor als »der nette Senhor da Silva« bezeichnet zu werden. Das hatte er
nun davon, dass er seiner Eitelkeit nachgegeben hatte.
    »Pass auf, dass du nicht selber dafür sorgst,
dass du die Wette verlierst«, flüsterte Joana ihm zu.
    »Fünfzig«, rief der junge Lerne Viana.
    »Sechzig«, rief ein älterer Herr, der bisher
noch gar nicht in Erscheinung getreten war.
    »Siebzig!«
    »Achtzig!«
    Der Auktionator kam kaum noch dazu, die Bieter
namentlich zu erwähnen. Schlag auf Schlag folgten die Gebote, jetzt, da einige
der Männer das Bietfieber gepackt hatte und sie ihre Rivalen um jeden Preis aus
dem Feld schlagen wollten.
    Als die Gebote auf über einhunderttausend Reis
stiegen, waren nur noch zwei Bieter im Rennen. Sowohl Charles als auch Pedro
hatten sich von ihren Frauen davon überzeugen lassen, dass es nun, nachdem sie
ihre guten Absichten und ihr Engagement für das Krankenhaus deutlich genug
unter Beweis gestellt hatten, gut war. Doch sie verfolgten das Spektakel
weiterhin gespannt mit, kopfschüttelnd darüber, dass sie bis vor Kurzem noch in
demselben Rausch gefangen waren wie die beiden verbleibenden Bieter. »Sieh nur,
da kommt ja auch Aaron!« Joana winkte dem Freund zu, den sie gar nicht erwartet
hatte.
    »Ah, die bezaubernde Senhora Joana da Silva
bietet einhundertzwanzigtausend Reis!«, hörte sie den Auktionator sagen. In
ihrem Bestreben, das Missverständnis aufzuklären, verlor sie Aaron aus den
Augen.
    »Ehrlich, Joana, findest du das nicht ein
bisschen übertrieben, so viel Geld aufs Spiel zu setzen, nur um bestimmen zu dürfen,
wo ein Gemälde aufgehängt wird?«, ärgerte Pedro sie. Nachdem ein anderer seine
Frau überboten hatte und sein Schreck verflogen war, hatte er seinen Humor
wiedergefunden.
    Die beiden Männer, die noch mitsteigerten, erhöhten
ihre Gebote jetzt nur noch um geringe Beträge. Sowohl für das Publikum als auch
für den Auktionator begann das Ganze ermüdend zu werden. Die Leute fingen an,
sich zu unterhalten, hier und da hörte man verhaltenes Gelächter.
    »Ein conto«, rief plötzlich Aaron, der
sich ganz nach vorne gedrängelt hatte. Alles verstummte. Selbst der Professor
vergaß für einen Augenblick, dass von ihm eine Reaktion erwartet wurde. Dann
besann er sich auf seine Rolle. »Das ist ganz fantastisch, Senhor ...?«
    »Aaron
Nogueira.«
    »Eine Million Reis! Wer bietet mehr? Niemand? Was
ist mit Ihnen, Senhor Leme Viana, wollen Sie nicht mithalten? Und Sie, Senhor Ávila,
na? Also gut. Ein conto de reis zum Ersten, zum Zweiten und ...«, hier
hielt er die Luft an, und die Zuschauer taten es ihm gleich, »zum Dritten!« Das
Hämmerchen sauste auf das Pult nieder. »Der Anbau wird Aaron-Nogueira-Flügel
genannt werden!«
    Der Beifall war ohrenbetäubend. Erst als er
abflaute, sagte Aaron mit seiner festen, gerichtserprobten Stimme und so laut,
dass es alle hörten: »Der Flügel wird den Namen der Bieterin tragen, die ich
hier vertrete. Er wird nach Vitória Castro da Silva benannt.«
    Pedro und Joana stand die Verwunderung ins
Gesicht geschrieben, während João Henrique das aussprach, was beide dachten. »Mir
war überhaupt nicht bewusst, dass deine Schwester eine so karitative Ader hat.
Sie wird doch wissen, dass sie damit auch mir einen riesigen Gefallen tut,
oder? Ich hatte, ehrlich gestanden, nicht den Eindruck, dass sie mich besonders
leiden kann.«
    Loreta Witherford dagegen war hellauf begeistert
von dem sagenhaften Erfolg der Auktion, die ja ihre Idee gewesen war. »Was gibt
es da groß zu grübeln, lieber Doutor de Barros? Freuen Sie sich doch einfach!
Hier, nehmen Sie

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