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Ana Veloso

Ana Veloso

Titel: Ana Veloso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Duft der Kaffeeblüte
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ganz gleich,
wie gut sein Ruf als Arzt war. »Aber ich bin sicher, dass Sie auch ohne mich
einen ansehnlichen Erlös erzielen – und einen lustigen Abend haben.«
    Charles Witherford hatte noch Tage später diese
Worte im Ohr. Aber dass der Abend lustig werden würde, bezweifelte er stark. »Loreta, darling, müssen wir unbedingt zu dieser Veranstaltung gehen? Wir sind an
jedem Abend dieser Woche unterwegs gewesen, und ...« Weiter kam er nicht.
    »Ja, ja, ja. Ich würde auch gerne mal wieder
einen Abend zu Hause verbringen. Aber ich kann mich unmöglich aus der
Verantwortung stehlen. Dieser unselige Wohltätigkeitsbasar war, leider, meine
Idee, also müssen wir uns dort blicken lassen. Wir machen es kurz, ja?«
    Charles nickte. Im Geschäftsleben kannte er
jeden schmutzigen Trick, um seine Gegner mundtot zu machen. Doch gegen seine
Frau hatte er keine Chance. Sie würden zu diesem langweiligen Basar gehen müssen,
und allein die Aussicht auf süßen Punsch und bigotte Witwen, die ihn
servierten, ließ ihn schaudern.
    Als das Ehepaar wenige Stunden später im
Hospital erschien, begrub Charles jede Hoffnung, vielleicht doch noch einen
netten Abend zu verbringen. Im Innenhof des Krankenhauses waren Verkaufsstände
aufgebaut worden, an denen selbst gebackene Kuchen, selbst gehäkelte Deckchen
oder selbst bestickte Wäschebeutel verkauft wurden. Die Dekoration des Basars übertraf
dieses Sortiment noch an Unzumutbarkeit. Papiergirlanden, die aussahen wie von
Kinderhand ausgeschnitten, spannten sich über den Hof, und die Stände waren mit
dilettantischen Papierrosetten verziert.
    »Loreta, darling, wenn du mir jetzt
gestehen solltest, dass das hier deine Idee war, dann werde ich die
Scheidung einreichen.«
    Loreta lachte. »Das hier«, imitierte sie
seinen abwertenden Ton, »ist genau das, was ich mir vorgestellt hatte – in
meinen schlimmsten Albträumen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Was soll's. Die
Organisation selber habe ich Dona Carla überlassen, die ja nichts Besseres zu
tun hat und die förmlich darum gebettelt hat. Ich habe nur dafür gesorgt, dass
ein paar sehr wohlhabende Leute kommen.«
    »Die ihr Vermögen in Häkeldeckchen investieren?
Und dich in Zukunft wahrscheinlich aus ihrer Gästeliste streichen werden?«
    »Nein,
mein Lieber, warte doch ab. Es ist eine Versteigerung geplant, die lustig
werden dürfte.«
    In diesem Moment kam eine ältliche Dame auf sie
zu. »Senhora Loreta, Senhor Charles, wie schön, Sie zu sehen! Was sagen Sie zu
dieser Dekoration? Haben die Kinder das nicht ganz wundervoll gemacht? Kommen
Sie, Sie möchten bestimmt etwas trinken.« Dona Carla führte sie, fröhlich
weiterplappernd, zu einer Bude, an der »Dona Magdas weltberühmter Rum-Punsch«
serviert wurde. Das Getränk war noch süßer, als Charles befürchtet hatte,
enthielt aber wenigstens jede Menge Rum. Während seine Frau sich von den beiden
Alten berichten ließ, wie herzergreifend tapfer die kranken Kinder waren und
mit welchem Elan sie gebastelt hatten, nippte Charles unentwegt an seinem
Punsch. Damit demonstrierte er nicht nur Dona Magda, wie »köstlich« er ihre
Kreation fand, sondern entzog sich auch elegant der Pflicht, Konversation
machen zu müssen.
    In der Zwischenzeit waren weitere Besucher
eingetroffen, die für den Bau eines neuen Flügels des Hospitals spenden
wollten, wie es sich für gute Christen gehörte. Die meisten Männer sahen
genauso gequält aus wie er selber, dachte Charles. Warum lassen wir uns nur von
unseren Frauen zu solch unwürdigen und unmännlichen Veranstaltungen zwingen?
    Denselben Gedanken hatte Pedro, als er mit
seiner Frau durch den Hof schlenderte.
    »Joana, das ist das letzte Mal, dass ich mit zu
einer deiner mildtätigen Aktionen komme.«
    »Wie bitte?! Du scheinst vergessen zu haben,
dass diesmal du uns diesen Abend eingebrockt hast. Besser gesagt, dein
ehrgeiziger Freund João Henrique. Wenn er sich nicht von seinem Engagement bei
diesem Basar eine Beförderung zum Chefarzt versprechen würde, wären wir wohl
kaum hier.«
    »Und ich selber auch nicht. Es ist grauenhaft,
nicht wahr?« João Henrique hatte sich, von Joana und Pedro unbemerkt, genähert.
»Sieh mich nicht so betreten an, Joana. Ich kann nichts dafür, dass die alten
Betschwestern Kuchen gebacken und Marmeladen eingemacht haben. Hoffen wir, dass
die Versteigerung erbaulicher ist als der Rest. Und dass sie viel Geld bringt –
wenn wir den Südflügel bauen können, wird mir die neue Station

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