Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ana Veloso

Ana Veloso

Titel: Ana Veloso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Duft der Kaffeeblüte
Vom Netzwerk:
erzogen und appetitlich, sie wussten sich zu kleiden und verstanden es, mit
den Kunden Konversation zu machen. Manche von ihnen trugen stolz an ihren balangandãs eine große Anzahl silberner Amulette, die von der Zuneigung ihrer einstigen
Senhores zeugten. Zwar waren Mädchen wie Laila, die von außergewöhnlicher Anmut
war und die gleichzeitig eine natürliche Begabung für alle Spielarten der körperlichen
Liebe hatte, eine Rarität, aber auch die anderen lernten unter Lilis Anleitung
schnell, worauf es ankam. Einige Mädchen zierten und sträubten sich anfangs,
wofür Lili nicht das geringste Verständnis hatte. Jede von ihnen war freiwillig
hier, und sie hatten schließlich ein gutes Leben im Goldenen Schmetterling,
oder etwa nicht? Welches andere Bordell bot seinen Mädchen so viel Komfort, so
gutes Essen, so schöne Kleider und so erlesene Kundschaft? In welchem anderen
Gewerbe hätten die Mädchen so viel Geld beiseite legen können? Selbst nach
Abzug der fünfzig Prozent, die die Mädchen an Lili abtreten mussten, blieb
ihnen noch genug von ihren Einkünften übrig, um damit für ihre Zukunft
vorzusorgen. Außerdem standen für jedes Mädchen, das die Arbeit nicht gern
erledigte, zehn andere Schlange, die zu allem bereit waren. Die Widerwilligen
entließ Lili deshalb meist wieder, es sei denn, sie hatten besondere Vorzüge,
die ein wenig mehr Geduld in der Einarbeitung rechtfertigten.
    Das Mädchen, das jetzt vor Lili stand, schien so
ein Fall zu sein. Es handelte sich um eine bildschöne Schwarze, die mit dem Körper
einer afrikanischen Göttin gesegnet war, mit endlosen Beinen, einem perfekt
gerundeten Gesäß und einer makellosen Haut, die aussah wie poliertes
Palisanderholz. Lili musterte dieses herrliche Geschöpf, das vor ihr stand, mit
halb zugekniffenen Augen. Sie forderte das Mädchen auf, sich umzudrehen, damit
sie es von allen Seiten betrachten konnte, und sie prüfte es wie eine Frucht
auf dem Markt, indem sie ihm in den Hintern und in die Brust zwackte. Das Mädchen
wich einen Schritt zurück.
    »Was ist mit dir? Wenn du dir zu fein dazu bist,
hier zu arbeiten, dort ist die Tür.« Lili hielt es für selbstverständlich, dass
sie die Bewerberinnen so genau untersuchte, sie wollte ja keine Mädchen mit
Schwangerschaftsstreifen, Narben, Krampfadern oder ähnlichen Schönheitsmakeln,
die sich gut unter den langen Kleidern verstecken ließen. Und wenn die Mädchen
schon zu schamhaft waren, sich vor ihr zu entkleiden, wie wollten sie dann erst
ihrem Gewerbe nachgehen?
    Die afrikanische Göttin hob das Kinn, kniff die
Lippen zusammen und ließ sich von Lili begutachten.
    »Nicht schlecht, nicht schlecht«, murmelte Lili.
»Kannst du irgendetwas Besonderes, etwas, weshalb ich dich einstellen müsste?«
    »Ich war Haussklavin bei sehr reichen Senhores.
Ich kann reden wie feine Leute, mich bewegen, frisieren und kleiden wie sie,
ich weiß, was sie gerne essen und trinken und welche Musik sie hören.«
    »Aha. Dann weißt du wahrscheinlich auch, was die
reichen Senhores am liebsten tun, wenn ihre Ehefrauen nicht hinsehen.«
    Das Mädchen nickte.
    »Hier müsstest du allerdings mehr tun als nur
stillzuhalten und zu schweigen, das ist dir doch klar, oder?«
    Wieder nickte das Mädchen.
    »Die Herren wollen sich hier amüsieren. Du musst
ihnen das Gefühl geben, dass sie schön, klug und unwiderstehlich sind, auch
wenn es sich um zwergenhafte, zahnlose Dummköpfe handelt. Du musst ihnen das
Gefühl geben, dass sie dein Blut in Wallung bringen, auch wenn ihre körperlichen
Attribute mehr als lächerlich sind. Und vor allem musst du diesen eingebildeten
Gesichtsausdruck ablegen – damit jagst du alle Männer in die Flucht.«
    »Wie viel verdiene ich?«
    »Gut!«, rief Lili. »Sehr gut! Denk immer nur an
den Verdienst, damit kommst du weiter. Und je netter du zu den Männern bist,
desto mehr verdienst du auch.«
    »Wie viel? Ich meine, eher fünfhundert oder eher
fünftausend Reis die Stunde? Oder werden meine Dienste nicht nach Stunden
berechnet?«
    Lili erklärte dem Mädchen detailliert, wie viel
sie für welche Art der Dienstleistung berechnen konnte, wie viel davon
abgezogen wurde und welche Nebenkosten, etwa für Kosmetik, mit einzukalkulieren
waren. Das Mädchen nickte, anscheinend von dem zu erwartenden Verdienst überzeugt.
»Nehmen Sie mich nun oder nicht? Mir wird kalt.«
    Lili war alles andere als begeistert von der
dreisten Art des Mädchens. Andererseits war sie wirklich eine Schönheit.
    »Also

Weitere Kostenlose Bücher