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Ana Veloso

Ana Veloso

Titel: Ana Veloso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Duft der Kaffeeblüte
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schon, ich muss noch ein paar Sachen
ausbessern«, rief Fernanda von nebenan. Ihre Stimme klang anders als sonst.
    Felix wollte nicht gehen, ohne sich zu verabschieden,
schon gar nicht, nachdem sein Besuch so unbefriedigend und die Stimmung so
gespannt gewesen war. Er durchquerte den Raum, betrachtete sein Spiegelbild in
den blank polierten Kupfertöpfen über der Kochstelle und fletschte die Zähne,
um sich zu vergewissern, dass nicht irgendwelche Speisereste sein perfektes
Gebiss entstellten. Alles in Ordnung, stellte er fest. Er drehte sich um,
lehnte sich mit dem Gesäß an die Tischkante, verschränkte die Arme vor der
Brust und bewunderte Fernandas schmuckes Heim. Warum sah sein Häuschen daneben
so karg und armselig aus, wo es doch eigentlich das schönere von beiden hätte
sein müssen? Sein Haus war größer, seine Einrichtung neuer und teurer, und doch
war es bei Fernanda ungleich wohnlicher als bei ihm. Sie hatte die Holzwände in
bunten Farben gestrichen, hatte selbst bestickte Kissen auf die schlichten Stühle
gelegt, und immer standen frische Blumen oder Zweige in der alten Milchkanne,
die sie als Vase nutzte. Ohne Zweifel, Frauen hatten ein besseres Händchen fürs
Haus. Ach, wenn er doch bloß schon mit Fernanda verheiratet wäre!
    Leider, musste sich Félix eingestehen, war er
noch weit von diesem Ziel entfernt. Er hatte sie ja noch nicht einmal geküsst.
In seinem Wunsch, sich ihr als perfekter Kandidat zu präsentieren, hatte er
gewartet, bis er ein halbwegs angemessenes Alter erreicht hatte; hatte er eine
gut bezahlte, wenngleich schlecht beleumundete Arbeit angenommen; hatte er
durch die Capoeira seinen Körper gestählt, der sich jetzt durchaus mit dem von
Zeca messen ließ. Doch das Wichtigste hatte er vor sich hergeschoben: Er hatte
sich Fernanda nie erklärt. Aber, mein Gott, warum auch? Sie wusste doch, dass
er sie liebte, dass er sie seit Jahren als seine Braut betrachtete, oder etwa
nicht? Der Gedanke, dass er vielleicht deutlicher hätte werden sollen, dass er
Fernanda möglicherweise mit ein paar romantischen Gesten hätte kommen sollen,
tauchte vage in seinem Hinterkopf auf, ärgerlich und störend wie ein winziges
Steinchen im Schuh, das nicht recht zu lokalisieren ist. Ach, Weiber und ihre
gefühlsduseligen Anwandlungen!
    Félix nahm eine Gabel und säuberte sich damit
ungeduldig die Fingernägel. Himmel noch mal, wie lange würde Fernanda denn noch
brauchen, bis sie die auszubessernden Stücke herausgesucht hatte?
    In ihrer Kammer saß Fernanda auf dem Bettrand
und versuchte die Schluchzer, die sie schüttelten, zu unterdrücken. Am liebsten
hätte sie lauthals geheult. Wenn Félix glaubte, dass sein Tag aufregend gewesen
war, musste man ihren dagegen als den reinsten Irrsinn bezeichnen. In der
Schule war heute ein Feuer ausgebrochen, nachdem zwei Kinder in einer
Abstellkammer heimlich geraucht und die Zigarre, als sich ein Lehrer näherte,
in die Ecke geworfen hatten. Der Brand war schnell gelöscht worden, und der
Schaden hielt sich in Grenzen, doch der Schreck saß Fernanda noch immer in den
Knochen. Den beiden unglücklichen Brandstiftern, Pedrinho und Elena, hatte
Fernanda als Strafarbeit einen Aufsatz über die Feuerwehr aufgegeben, was sie
jetzt bedauerte. Sie wusste, dass die beiden, nachdem sie mit den Eltern
gesprochen hatte, Prügel beziehen und keinen einzigen korrekten Satz zu Papier
bringen würden. Und sie selber musste sich morgen dieses Geschreibsel
durchlesen!
    Dann hatte sie, als sie auf dem Nachhauseweg auf
dem Wochenmarkt die Süßkartoffeln bezahlen wollte, festgestellt, dass ihre
Geldbörse verschwunden war. Sie trug die Börse immer in ihrer tiefen
Rocktasche, und es war äußerst unwahrscheinlich, dass sie dort einfach
herausgefallen war. Einer der Jungen von Tomas' Bande musste sie gestohlen
haben. Als die Bande über den Markt gerannt war und dabei mit ihren Rempeleien
für einen kleinen Tumult gesorgt hatte, war Fernanda, die als Lehrerin über große
Autorität verfügte, eingeschritten, um den Jungen die Hammelbeine langzuziehen.
Drei waren entwischt, aber zwei der Kinder, die jüngsten, hatten sich eine
Standpauke sowie ein paar Watschen hinter die Ohren eingefangen. Dass sie bei
dieser Gelegenheit die Kaltblütigkeit besessen hatten, sie zu bestehlen, bestürzte
Fernanda mehr als der Verlust ihrer Börse, in der sich außer ein wenig Geld nur
ihre Lesekarte von der Bibliothek befunden hatte.
    Zu allem Überfluss hatte den ganzen Tag ihr
Weisheitszahn

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