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Ana Veloso

Ana Veloso

Titel: Ana Veloso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Duft der Kaffeeblüte
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geschmerzt, der sich schon seit Tagen mit einem nervtötenden
Pochen den Weg durch ihr Zahnfleisch zu bahnen suchte. Und als sie sich endlich
am frühen Abend hinsetzen wollte, um einige Handarbeiten zu erledigen, die längst
überfällig waren, war Zeca vorbeigekommen.
    »Fernanda, es ist so ein schöner Abend. Komm,
setz dich mit mir nach draußen. Ich habe uns eine Flasche Wein mitgebracht.«
Wein? Seit wann trank Zeca etwas anderes als Bier oder Cachaça?
    Doch Fernanda war so froh darüber, dass er ihr
einen Vorwand lieferte, die lästigen Näharbeiten aufzuschieben, und sie freute
sich so sehr auf den Wein, der ihre Zahnschmerzen sicher beruhigen würde, dass
sie das Offensichtliche erst begriff, als Zeca ihre Hand nahm und ein kleines
Schmuckkästchen hineinlegte.
    »Wir sind nun seit rund zwei Jahren Freunde. Wir
haben uns gut miteinander unterhalten, viel gelacht, wunderbar zusammen
getanzt. Und ich bin mir sicher, dass wir als Mann und Frau noch viel mehr
Dinge aneinander entdecken, in denen wir gut zusammenpassen. Fernanda, willst
du mich heiraten?«
    Fernanda konnte an nichts anderes denken als
daran, wie lange er diesen Antrag wohl daheim vor dem Spiegel geübt haben
mochte. Und obwohl sie geahnt hatte, dass Zeca früher oder später um ihre Hand
anhalten würde, fiel ihr in diesem Moment partout keine passende Antwort ein.
Sie sah Zeca ernst an, trank einen Schluck Wein, starrte dann in den klaren
Himmel, an dem ein fast voller Mond stand, und gab mit ihrem Schweigen eine
Nachdenklichkeit vor, die so gar nicht der totalen Leere in ihrem Kopf
entsprach. »Es kommt vielleicht ein bisschen überraschend ...«, sagte Zeca,
dem, wie so vielen Menschen, die Stille nicht behagte.
    »Hm, ja. Du weißt, dass ich dich sehr gern mag,
Zeca. Aber dein Antrag kommt in der Tat ein bisschen plötzlich. Gib mir Zeit,
ja? Ich möchte in Ruhe darüber nachdenken. Eine solche Entscheidung will gut überlegt
sein, die kann ich nicht aus einer weinseligen Laune heraus treffen, sosehr ich
mich auch geschmeichelt fühle.«
    Der würzige Duft der Pflanzen und der Erde, den
Fernanda sonst über alles liebte, erschien ihr in der schwülen Tropenluft auf
einmal so intensiv, dass er ihr ein flaues Gefühl in der Magengegend
verursachte. Der dicke weiße Mond schien sie zu verhöhnen, das Knacksen und
Rascheln in den Bäumen, das sie normalerweise als beruhigend empfand, war ihr plötzlich
unheimlich. Fernanda fühlte sich nicht gut, und ihr Zahn pochte ohne Unterlass.
    Unter Aufbringung ihrer letzten Kraftreserven
war es ihr gelungen, Zeca hinauszukomplimentieren, ohne ihn gar zu sehr vor den
Kopf zu stoßen. Das Schmuckkästchen hatte er wieder mitgenommen, genau wie ihr
Versprechen, sich bis zum Wochenende entschieden zu haben. Als Zeca fort war,
hatte sich Fernanda übergeben. Und dann war, keine zwei Stunden später, Félix
aufgekreuzt und hatte weder ihre Ringe unter den Augen noch ihre
Schweigsamkeit, noch ihre unglückliche Miene wahrgenommen, sondern ihr seine
nichtigen Problemchen geschildert. Und den aufgelösten Saum an ihrem
Lieblingsrock hatte sie noch immer nicht geflickt.
    Als Félix den Vorhang beiseite schob, der in dem
Durchgang zwischen Wohnraum und Kammer hing, erschrak er. Fernanda saß, in sich
zusammengesunken und tränenüberströmt, auf ihrer Bettkante, neben sich einen
unordentlichen Stapel Kleidungsstücke. Als sie bemerkte, dass Félix
hereingekommen war, schlug sie die Hände vors Gesicht und schluchzte laut auf.
Felix fühlte sich völlig hilflos angesichts dieses Häufchens Elend, das sich
jetzt mit dem Handrücken die laufende Nase trocknete und ihn aus rot
geschwollenen Augen ansah. Er setzte sich neben Fernanda und legte den Arm um
sie. Aber das war offensichtlich die falsche Reaktion, denn erneut wurde ihr Körper
von schweren Schluchzern geschüttelt.
    »Tja, Félix, nicht nur du hattest einen
aufregenden Tag«, brachte sie endlich hervor. »Meiner hatte es ebenfalls in sich.«
    Er sah sie fragend an.
    »Jetzt brauchst du auch nicht mehr so zu tun,
als würde es dich interessieren. Geh lieber heim und sieh nach, ob José im Bett
liegt und nicht wieder in seiner Kutscheruniform durchs Viertel streift. Oder
ohne sie.«
    Doch Fernandas Unglück ging Félix so nah, dass
er sich nicht einfach ohne eine Erklärung fortschicken ließ. Er sah sie
aufmunternd an, wischte ihr sanft eine Träne von der Wange und wartete. Nichts.
Nach einer Weile wagte er es erneut, den Arm um sie zu legen. Nichts. Und

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