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Ana Veloso

Ana Veloso

Titel: Ana Veloso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Duft der Kaffeeblüte
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Freunde und meine Familie
wohnen.«
    »Mir ist wirklich schleierhaft, wo ein Mann wie
du, von einwandfreier portugiesischer Abstammung, diese angelsächsische
Arbeitsmoral herhat. Es ist einfach unfein, bestimmte Arbeiten zu erledigen.
Ich bin mir ganz sicher, dass auch deine Schwester es lieber sähe, wenn du dich
standesgemäßen Aufgaben widmen würdest.«
    »Du meinst: das Verwalten meiner Güter,
das Bestechen von Politikern, die Pflege eines kostspieligen Rennstalls? Tja,
mein lieber Freund, diese Zeiten sind vorbei.«
    »Welche Zeiten?«, fragte Aaron, der in diesem
Augenblick auftauchte, mit Flecken auf der Jacke und wirrem Haar.
    »Die alten, welche sonst?«, antwortete João
Henrique. »Nur du hast dich nicht verändert.« Damit musterte er Aaron
missbilligend von Kopf bis Fuß. »Noch immer der zerlumpte Junge aus dem
russischen Ghetto.«
    »Und du bist noch derselbe Hochstapler von früher.
Wie geht es denn deiner intimen Freundin, Prinzessin Isabel?«
    Pedro verdrehte die Augen. Nein, was diese
beiden anging, hatte sich wirklich nichts geändert. Was für eine blödsinnige
Idee von ihm, sich nach langer Zeit wieder einmal mit beiden zusammen zu
verabreden. Er hatte geglaubt, dass sie alle reifer, erwachsener, vernünftiger
geworden wären, dass seine beiden besten Freunde vielleicht endlich die Vorzüge
des anderen erkennen würden. Was für ein unsinniges Unterfangen – die beiden würden
sich immer spinnefeind sein.
    Allerdings wunderte auch er sich über Aarons
Aufzug. In den vergangenen beiden Jahren hatte er den Freund niemals anders
erlebt als perfekt gekleidet und frisiert. Heute dagegen sah er aus, als ob er
unter einen Zug geraten wäre.
    Aaron deutete Pedros Blicke richtig. »Es ist
dieser Hund, Sábado! Er macht mich wahnsinnig! Er springt andauernd an mir hoch
und will mir das Gesicht ablecken.«
    »Das muss an deinem hündischen Ausdruck liegen«,
warf João Henrique ein. »Er hält dich für seinesgleichen.«
    Aaron erwiderte darauf nichts, sondern sprach
weiterhin nur zu Pedro, der sich ein belustigtes Blinzeln nicht verkneifen
konnte. »Ich habe ihn draußen festgebunden, aber ich könnte wetten, dass die
Leine dem Gezerre dieses Untiers nicht lange standhält.«
    »Vertraut dir Vita jetzt nicht nur ihre Geschäfte,
sondern auch Sábado an? Darauf kannst du dir etwas einbilden, Aaron. Das Tier
ist ihr Ein und Alles.«
    »Vita hat heute einen wichtigen Termin bei der
Bank, wohin sie Sábado nicht mitnehmen konnte. Und da sie direkt von meiner
Kanzlei aus dorthin fahren wollte, ohne noch Zeit damit zu verlieren, den Hund
zu Hause abzuliefern, hat sie ihn bei mir gelassen.« Das war nur die halbe
Wahrheit. Aaron hatte sich Vita förmlich aufgedrängt, auf den Hund aufpassen zu
dürfen, weil er einen Vorwand brauchte, um sie noch am gleichen Tag, abends,
wiederzusehen. Während der Geschäftszeiten war Vita immer so kurz angebunden,
ging es in seiner Kanzlei hektisch zu, beobachteten sie zu viele Augen. Am
Abend dagegen, wenn sein Assistent und die Dienstboten gegangen waren und wenn
Vita und er mehr Muße hatten, genoss Aaron es, mit ihr zusammenzusitzen, die
geschäftlichen Transaktionen in allen Details durchzugehen, sich mit ihr an den
erwirtschafteten Gewinnen zu berauschen, einen Kaffee zu trinken und vielleicht
noch eine Runde Schach zu spielen. Er hatte Vitas eingerostete Kenntnisse des
Spiels aus eigenem Interesse aufgefrischt, weil er kaum Spielpartner fand, die ihm
gewachsen waren. Wie er vermutet hatte, war sie eine so gelehrige Schülerin und
hatte sie eine so außergewöhnliche Begabung für das Spiel, dass sie ihn
inzwischen sogar schon manchmal schlug. Und während Aaron normalerweise ein
schlechter Verlierer war – er spielte nun einmal, um zu gewinnen –, bereiteten
ihm Vitas Siege große Freude. Sie erfüllten ihn mit Stolz, so wie ihn der Blick
in ihre funkelnden, klugen, blauen Augen mit Liebe erfüllte. Ja, allein ihr
entschlossener, kalter Gesichtsausdruck, bevor sie seinem König den letzten, tödlichen
Stoß versetzte, war es wert, sich dafür schachmatt setzen zu lassen.
    »Jetzt fehlt nur noch unser nobler
Negerbefreier, dann wäre die alte Runde komplett«, sagte João Henrique und
scheuchte mit seinen manikürten Fingern eine Fliege fort.
    »Rede nicht in diesem Ton über ihn«, wies ihn
Pedro zurecht. »León ist mittlerweile mein Schwager.«
    »Oh, ich vergaß. Beinahe hätte ich mich dem
Irrglauben hingegeben, dass der Mann deiner Schwester hier bei uns

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