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Ana Veloso

Ana Veloso

Titel: Ana Veloso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Duft der Kaffeeblüte
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nicht gut gelitten.«
    »Außer auf der Speisekarte«, brachte Aaron
kichernd hervor. Pedro, Aaron und João Henrique sahen einander an und schütteten
sich vor Lachen aus.
    Der Oberkellner rang um Fassung. Er konnte doch
die drei jungen Männer, von denen zwei immerhin Stammgäste waren und zudem den
gehobenen Kreisen Rios angehörten, nicht einfach hinauswerfen wie x-beliebige
Störenfriede.
    Sábado hatte inzwischen von Aaron abgelassen,
weil er etwas noch Interessanteres entdeckt hatte: Er stand am Tisch und
schlabberte ein paar verschüttete Tropfen Limonade von der Platte.
    »Dieses Kalb ist unser Gast. Und der hat, wie
Sie sehen können, Durst. Bringen Sie ihm freundlicherweise auch ein Glas
Whiskey, ja?« Pedro sah in das bestürzte Gesicht des Oberkellners und prustete
erneut los. Seine Freunde fielen in sein Lachen mit ein. Sábado schleckte
weiter den Tisch ab, ausgelassen mit dem Schwanz wedelnd und sein schlechtes
Gewissen sowie seine ganze Erziehung vergessend.
    Niemand bemerkte Rogério, der eben das Café
Francisco betreten hatte. Wie immer war er auf der Suche nach wichtigen
Menschen, in deren Glanz er sich gerne zeigte, um damit seine eigene Bedeutung
zu unterstreichen. »Was für ein Glück«, hatte er gerade noch gedacht, als er
Pedro und seine Freunde in einer Ecke sitzen sah.
    Ein bekannter Arzt, ein reicher Anwalt, ein
Kaufmann von adliger Abstammung – das war vielleicht nicht so gut wie die
Gesellschaft von prominenten Millionären oder gefeierten Schauspielern, aber
perfekt, um damit seiner eigenen Bodenständigkeit Ausdruck zu verleihen.
Beschwingt ging er auf die Gruppe zu, als ein Hund, den er als Vitórias Sábado
identifizierte, mit großem Geschepper an ihm vorbeifegte. An seiner Leine zog
er einen metallenen Gegenstand hinter sich her, der auf den kunstvoll bemalten
Keramikfliesen einen mörderischen Krach machte. Rogério blieb mitten im Lokal
stehen und beobachtete das peinliche Spektakel, das der Hund und die drei Männer
veranstalteten. Er drehte sich wieder um, bevor sie ihn sahen. Mit solchen
Entgleisungen wollte er nicht in Verbindung gebracht werden.
    »Rogério!«, hörte er Pedro rufen, reagierte aber
nicht darauf. Pedro, Aaron und João Henrique sahen der Gestalt nach, die sich
schnell aus dem Café entfernte.
    »Das war er doch, oder sehe ich jetzt schon
Fantasiegebilde?«, fragte Pedro seine Freunde.
    »Natürlich war er das. Dieser unmögliche Rock,
den er für modern hält, ist unverwechselbar.« João Henrique hob sein Glas: »Auf
den glücklichen Zufall, der uns vor diesem Burschen gerettet hat.«
    Pedro stieß gackernd mit ihm an. »Wahrscheinlich
wollte er nicht mit solchen Trunkenbolden wie uns zusammen gesehen werden.«
    »Selber
schuld«, befand João Henrique. »Bei diesem Tumult hätte tout Rio ihn in
unserer Gesellschaft gesehen und ihn für unseren Freund gehalten. Etwas
Besseres hätte ihm doch gar nicht passieren können.«
    Auch Aaron hob sein Glas und stieß mit João
Henrique und Pedro an. »Dem Kalb sei Dank! Auf Sábado.«
    Der Hund sprang, als er seinen Namen hörte,
wieder an Aaron hoch und war durch nichts von seinen Liebesbezeugungen
abzubringen. Erst als die drei Freunde aufbrachen, begleitet von den
erleichterten Blicken des Oberkellners und der anderen Gäste, benahm er sich
wieder wie ein gut erzogener Hund und ging an der Leine. Aaron hätte schwören können,
dass in Sábados freundlichem Hundegesicht ein hinterlistiges Grinsen stand.
    Pedro nahm seine Freunde in seiner Kutsche mit,
trotz ihrer Proteste und obwohl er damit einen großen Umweg in Kauf nahm. Nicht
Altruismus bewegte ihn dazu, sondern der reine Eigennutz: Pedro freute sich auf
den kleinen Luxus des Alleinseins, den ihm die Fahrt von der Südstadt nach São
Cristóvão erlauben würde. Nachdem er Aaron und Sábado in Flamengo sowie João
Henrique in Catete abgesetzt hatte, lehnte er sich aus dem Fenster und sog tief
die frische Abendluft ein. Es hatte zu nieseln begonnen. Der Duft von nassen
Pflastersteinen vermischte sich mit dem der Bäume und der Brise des Meeres.
Pedro schloss die Augen. Wie sehr er den Fahrtwind auf seiner feuchten Haut
genoss! Und wie schön es war, endlich einmal ein paar Minuten für sich zu
haben! Doch dieses köstliche Gefühl währte nicht lange. Pedros
Pflichtbewusstsein gewann wieder die Oberhand. Joana würde sich bestimmt um ihn
sorgen, wenn er mit Alkoholfahne und mit klatschnassem Haar zu Hause einträfe.
Er zog seinen Kopf zurück, rieb sich

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