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Ana Veloso

Ana Veloso

Titel: Ana Veloso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Duft der Kaffeeblüte
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überreichten
ihnen ein kunstvoll verpacktes Geschenk, und Félix überließ Fernanda in einer
ritterlichen Anwandlung das Privileg, es zu öffnen.
    Fernanda zog vorsichtig an der Samtschleife, löste
das Band von der Schachtel und hob vorsichtig den Deckel an. Félix wippte
derweil nervös auf den Zehenspitzen.
    »Oh! Das ist, das ist ... oh, vielen Dank!«
Fernanda fiel zuerst Dona Doralice um den Hals, dann küsste sie León auf beide
Wangen.
    Fax musste seine Braut mit dem Ellbogen
anstupsen, bevor sie auch ihm einen Blick in die Schachtel erlaubte. Er
verstand zwar nicht, was an dem Besteck so bemerkenswert war, doch er verstand
sehr wohl, dass Fernandas Freude echt war, und er freute sich mit ihr. Er
verzog die Lippen zu einem breiten Lächeln, bei dem seine schwarz-violett gefärbte
Zunge zu sehen war – er hatte viel zu viele jamelões von dem Baum im Garten
genascht. Dann schüttelte er Dona Doralice die Hand, klopfte León auf die
Schulter. Damit hatte er seinen Dank deutlich genug geäußert, ohne unmännlich
zu wirken.
    »Mein Gott, dieses Silberbesteck muss ein Vermögen
wert sein wir werden in unserer Hütte keine ruhige Nacht mehr haben, aus lauter
Angst vor Dieben.«
    »Aber Félix hat ...«, setzte León an, doch ein
Blick in Félix' blitzende Augen ließ ihn innehalten. Anscheinend wusste
Fernanda nichts von dem Haus, das Félix in Novo Engenho, einem bescheidenen
Wohnviertel der unteren Mittelschicht, gekauft hatte und das sich gegen Félix'
schlichte Bretterbude ausnahm wie ein Palast. »Bestimmt wohnt ihr bald in einer
besseren Nachbarschaft«, sagte nun Dona Doralice, »man hört ja, dass das Geschäft
einen ordentlichen Gewinn abwirft.«
    »Ach, das kann noch dauern. Erst einmal müssen
wir den Laden abbezahlen, bevor wir an einen Umzug denken können. Und die
Schulden abtragen, die wir bei unseren Freunden gemacht haben. Aber davon
wollen wir heute nicht reden. Kommen Sie, es ist noch etwas Torte da, und
Punsch haben wir auch noch.«
    Das Silberbesteck beschleunigte die Dinge erheblich.
Félix, der sehr viel mehr Geld beiseite gelegt hatte, als er Fernanda wissen
ließ, hatte das Haus eigentlich als Hochzeitsgeschenk für Fernanda gekauft, war
aber mit der Renovierung nicht rechtzeitig fertig geworden. Er hatte sie so oft
von Novo Engenho schwärmen hören, wo eine Bekannte von ihr wohnte, dass er dort
auf die Suche nach einer passenden Bleibe für sie gegangen war. Das Haus, für
das er sich schließlich entschied, war solide, aber verwohnt, und bevor er es
seiner Frau zeigte, wollte er es schön herrichten. Doch das Silberbesteck verstärkte
Fernandas Häuslichkeit und ihre Lust am Nestbau auf eine Weise, die ihn dazu
veranlasste, das Geheimnis schon vorzeitig zu lüften. Sie sollte nicht so viel
Mühe und Geld für Verschönerungsmaßnahmen an seinem Häuschen aufwenden, wenn
sie schon bald woanders wohnen würden. Drei Wochen nach der Hochzeit fuhr er
mit ihr nach Novo Engenho, schloss die Tür zu dem eingeschossigen Steinhaus auf
und schrieb auf seine Tafel: »Herzlich willkommen daheim!«
    »Was soll das?«, fragte sie ihn an der Tür,
durch die sie nicht zu gehen wagte.
    »Es ist deins. Unseres.« Dann nahm Félix
Fernanda auf seine Arme, trug sie über die Schwelle, setzte sie im schönsten
der drei Räume ab, lächelte sie stolz an und küsste sie.
    »Aber wie ... wie konntest du nur?«, rief
Fernanda aus, als sie endlich begriff. Dann warf sie sich Félix in die Arme und
streichelte seinen Hals, seine Brust, seinen Rücken, und er reagierte genau so,
wie sie es beabsichtigt hatte. Jesus, wenn ihre Lust aufeinander weiter so
wuchs, dann würden sie bald gar nichts anderes mehr tun, ja, dann würden sie
womöglich bald hinter dem Tresen im Laden ihren Trieben nachgeben!
    »Was für eine schöne Einweihung dieses Hauses«,
flüsterte Fernanda, noch immer schwer atmend und schwitzend. »Ach Félix, es ist
herrlich! Es hat sogar ein Ziegeldach, geflieste Böden und hübsche Eisengitter
vor den Fenstern – wie bei feinen Leuten! Und wenn wir erst die Wände hellblau
gestrichen und die Türen weiß lackiert haben ...«
    Félix beglückwünschte sich im Stillen zu der
Entscheidung, Fernanda das Haus noch vor Beendigung der Renovierung gezeigt zu
haben. Er selber hätte die Wände weiß getüncht und die Türen dunkelgrün
lackiert.
    Bereits eine Woche später zogen sie ein.
Fernanda stürzte sich mit Feuereifer in die Arbeiten. Während er jeden Tag von
acht bis acht im Laden war, strich

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