Ana Veloso
Fernanda die Wände, arrangierte ihre spärlichen
Möbel, grub den kleinen Garten um, häkelte Kissenbezüge, polierte den Boden,
putzte die Fenster, wusch Wäsche, kratzte Rost und angebrannte Klumpen vom
Herd, bis er wieder wie neu aussah, und kochte Félix darauf seine
Lieblingsgerichte.
Félix vermisste sie im Laden, denn sie hatte
eine Art, mit den Kunden umzugehen, die ihr so schnell keiner nachmachte.
Andererseits bereitete es ihm einen unbeschreiblichen Genuss, umhegt zu werden,
abends in ein gepflegtes kleines Haus zu kommen, mit leckerem Essen und dem
verführerischen Körper seiner Frau verwöhnt zu werden. Félix war im Paradies.
Und Fernanda ebenfalls. Das Glück der beiden schien perfekt, als ihm Fernanda,
zwei Monate nach der Hochzeit, mit Freudentränen in den Augen erklärte, dass
sie ein Kind erwartete. Aber die Schwangerschaft bekam ihr nicht gut. Sie litt
unter Übelkeit und schweren Stimmungsschwankungen. Manchmal brach sie aus
heiterem Himmel in Tränen aus, nur weil Félix es gewagt hatte, sie an einen
losen Knopf an seinem Hemd aufmerksam zu machen. Manchmal fuhr sie ihn schon
an, wenn er nur beim Löffeln der Suppe zu laut schlürfte. Und beinahe täglich hielt
sie ihm seinen angeblichen Verrat vor. Sie steigerte sich in die Idee hinein,
dass Félix den Kauf des Hauses mit ihr hätte besprechen müssen. Sie warf ihm
vor, dass er sie hintergangen habe, dass er ihr gemeinsam verdientes Geld
veruntreut habe. »Aber es sollte doch eine Überraschung werden«, schrieb er. »Überraschung!
Vielleicht hätte ich lieber woanders gewohnt. Ich habe doch auch ein Wort
mitzureden, oder etwa nicht?«
Félix war ratlos. Ganz gleich, wie nett er zu
Fernanda war oder was er ihr für hübsche Sachen aus der Stadt mitbrachte, immer
fand sie einen Grund, ihn auszuschelten. Mal war es der Wert eines Nähkästchens
– »für das Geld hätten wir lieber neues Geschirr kaufen sollen« –, mal war es
die Farbe eines Halstuchs, die ihr nicht gefiel. Wenn sie ihm wenigstens körperliche
Befriedigung geschenkt hätte! Doch sie verweigerte sich ihm standhaft, immer
das Wohl des ungeborenen Kindes vorschützend.
Félix klagte José sein Leid. Der alte Mann, der
nun allein Félix' ehemalige Hütte bewohnte, wo eine Nachbarin gelegentlich nach
ihm sah, verstand Félix' Mimik und Gebärden wie kein anderer. Und seine Sorgen
sowieso.
»Weiber! Wenn sie Kinder kriegen, sind sie
unausstehlich. Aber das hört bald auf. Sei nur immer recht lieb zu ihr, und
trag es ihr nicht nach. Sie kann nämlich nichts dafür, es ist die Natur der
Frau.«
Félix verzog unzufrieden den Mund. Ein schöner
Rat – einfach weitermachen und so tun, als sei nichts gewesen? Nicht mit ihm.
Es musste noch eine andere Lösung geben.
»Du kannst ja mal mit Luiza sprechen. Sie kennt
Mittel und Wege, die Götter sanft zu stimmen – und deine Fernanda auch.«
Die Götter, zum Teufel auch! Nun ja, einen
Versuch war es vielleicht wert. Josés Ratschläge waren immer gut gewesen, und
sogar jetzt noch legte er in seinen lichten Momenten mehr Verstand, Weisheit
und Erfahrung an den Tag als so mancher Studierte, der in Félix' Laden
einkaufte.
José war derjenige gewesen, der Félix von der
fixen Idee abgebracht hatte, Rio zu verlassen und das Feld für Zeca zu räumen. »Du
musst kämpfen, Junge! Noch hat sie den Schuster ja nicht geheiratet, und ich
glaube nicht, dass sie es wirklich tut. Sie will dich nur anstacheln, deinen
Ehrgeiz wecken, dich zum Handeln zwingen. Wenn du jetzt abhaust, verspielst du
jede Achtung, die sie vor dir hat – und meine auch. Das Mädchen liebt dich, das
ist doch offensichtlich.«
Obwohl Félix nicht ernsthaft daran geglaubt
hatte, dass der Alte über eine solche Einsicht in die verworrenen Köpfe junger
Frauen verfügte, war er seinem Rat gefolgt. Er hatte schließlich nichts zu
verlieren. Entweder er hatte Erfolg, dann war es jede Demütigung, jede Blamage
wert. Oder er hatte keinen, dann konnte er immer noch verschwinden und musste
nie wieder den Zeugen seines Reinfalls unter die Augen treten.
Es glückte. Fernanda hatte ihn nach seinem
schriftlichen Antrag schelmisch angesehen und gerufen: »Habe ich dir nicht
gesagt, dass ich heirate? Na also!« Dann war sie ihm um den Hals gefallen, was
Félix, immer noch mit vor Aufregung grummelndem Gedärm, als ein »Ja« deutete.
Wie verschlagen sie war, seine kleine Fernanda. Sie hatte ihm eine Falle
gestellt, er war hineingetappt. Und er musste ihr auch noch dankbar dafür
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