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Analog 05

Analog 05

Titel: Analog 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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die wir an diesem Tag noch sahen, war ein junges Mädchen, das uns Mittag- und Abendessen brachte.
    Zwischen den Mahlzeiten saßen wir herum, unterhielten uns und spielten mit einem Syllsintaag-Blatt, das ich in meinem Zimmer fand, zu dritt Karten. Dann und wann hörten wir von unten sonore Gesänge, und einmal schwebte eine merkwürdig spannungslos klingende Musik durch die offene Tür herein. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit sagte Jouniel gute Nacht und zog sich in ihr Zimmer zurück. Ssaroth und ich unterhielten uns noch zwei Stunden, bevor er sich verabschiedete. Ich legte mich in mein Bett und war in Sekunden eingeschlafen.
    Das nächste, was mir ins Bewußtsein eindrang, war eine kleine Hand, die mich wachrüttelte. Ihre Besitzerin – ein engelhaftes, kleines Mädchen von sechs Jahren – teilte mir in gebrochenem Dalgiri mit, daß im Hof Frühstück serviert würde. Nach einer schnellen Dusche und Rasur ging ich zum Lift.
    Die gesamte Familie war bereits versammelt und lachte und unterhielt sich, als sei am Tag vorher nichts geschehen. Ich wählte mir einen leeren Stuhl gegenüber von Felira und rechts von ihrem Vater.
    „Guten Morgen, Schlafmütze“, sagte Felira lachend. „Haben Sie Hunger?“
    „Wie ein Wolf. Warum hat mich nicht jemand schon früher geweckt?“
    „Ich habe bei Ihnen hereingeschaut“, sagte Jouniel, die zwei Plätze versetzt an der anderen Seite des Tischs saß. „Sie haben geschlafen wie ein Toter. Dieser Marsch muß Sie wirklich ermüdet haben.“
    „Ich hoffe, Sie werden das mit gestern verstehen“, sagte Feliras Vater, während er mir eine Schale mit Früchten reichte. „Wir in Syllsin betrauern unsere Toten unter uns.“
    „Ich verstehe das, Grafftar.“
    „,Grafftar’ ist ein Titel. In dieser Sprache, in der wir uns unterhalten, würde er ‚Richter’ heißen. Freunde nennen mich Bax.“
    „Ich heiße Duncan.“
    „Ich weiß, wer Sie sind, junger Mann. Meine Tochter hatte zu dem Thema viel zu sagen.“
    Ssaroth lachte auf seinem Platz gegenüber von Jouniel. „ Es wird interessant werden zu sehen, ob die Version aus Fleisch und Blut dem Bericht gerecht werden kann.“
    Ich tat so, als würde ich ihn nicht hören, und machte mich über mein Frühstück her. Das hätte überzeugender gewirkt, wenn nicht die gesamte Familie über diesen dürftigen Witz in hysterisches Gelächter ausgebrochen wäre.
    Nach dem Frühstück führte uns Bax Transtas in seine Bibliothek.
    „Sollen wir zur Sache kommen?“ fragte er mit plötzlich scharfem Blick und mißtrauisch. „Meine zweite Tochter hat mir gesagt, daß ich Ihnen etwas schuldig bin. Wieviel wird mich das kosten?“
    „Hat Felira Ihnen erklärt, wer wir sind und woher wir kommen?“ fragte Ssaroth.
    „Ja“, sagte er und sah Ssaroth an. „Obwohl ich noch immer Schwierigkeiten damit habe zu akzeptieren, daß ein Veck etwas anderes als ein Veck sein kann.“
    „Grafftar, ich versichere Ihnen, daß alles wahr ist, was Felira Ihnen erzählt hat“, sagte Jouniel. Sie zögerte einen Augenblick lang, bevor sie mit ihrer vorbereiteten Rede begann. Sie war im Grund eine verkürzte Version der Geschichte des Kriegs zwischen Talador und Dalgir und ein Bericht über unsere Entdeckung, daß unsere Feinde den Syllsintaag-Teleportationsgenerator besaßen.
    Sie schloß mit: „Grafftar, ganz direkt gesagt, sind wir hier, um herauszubekommen, was unsere Feinde noch von euren Beherrschern gelernt haben. Wir können es nicht zulassen, daß wir noch einmal derartig überrascht werden.“
    „Und Sie wünschen, daß wir Ihnen helfen, dieses – Frettchen haben Sie es genannt? – an einer Informationsbank in einer Festung anzubringen?“
    „Ja, Grafftar.“
    „Sind Sie bereit, uns Ihrerseits ebenfalls zu helfen?“
    „Das können wir nicht, Grafftar“, sagte Ssaroth. „Unser Aufenthalt hier ist begrenzt. Vielleicht, wenn wir in der Zukunft einen sicheren Weg von Ihrer Welt zu unserer gefunden haben …“
    Bax sah nachdenklich in den kalten Kamin und zögerte l ange, bevor er sprach. Als er das Schweigen endlich durchbrach, tat er das mit dem Gefühl von tiefem Bedauern:
    „Ich schulde Ihnen das Leben meiner Tochter, eine Schuld, die nicht leicht zu begleichen ist, aber Sie verlangen sehr viel. Erwarten Sie von uns, daß wir die Festung des Gouverneurs selbst angreifen? Wenn das der Fall ist, muß ich Ihnen sagen, daß das Leben meiner Tochter, so lieb es mir auch ist, diesen Preis nicht wert ist. Ein solches Unternehmen würde uns

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