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Analog 07

Analog 07

Titel: Analog 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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hindurchschoß.
    Er wurde von keinem spitzen Ast aufgespießt. Keine unzerbrechlichen Rebenranken würgten ihn im Vorbeischwimmen. In einem wirbelnden, schüttelnden Durcheinander kam er schließlich zur Ruhe, irgendwie konnte er den Stamm eines massigen Baumes umklammern.
    Er war wunderbarerweise wieder auf den Füßen – der erste Mensch, der den Boden von Kithrup betrat. Toshio starrte betäubt auf seine Umgebung, und einige Augenblicke lang vermochte er seine Rettung nicht zu glauben.
    Dann wurde er der erste Mensch, der sein Frühstück auf dem Boden von Kithrup verstreute.

 
4
 
    Ssattatta fand er am Fuß eines gigantischen Korkenzieher-Baumes. Die Flosserin war gegen die monströse Pflanze geworfen und dort zerquetscht worden. Ihre Rüstung war ein Wirrwarr zerbrochener Teile.
    Toshio stolperte durch das zerstörte Unterholz und pfiff einen Ruf auf trinar, wenn er sich dazu in der Lage fühlte. Im wesentlichen versuchte er sehr mühsam, sich auf den Füßen zu halten. Seitdem er die Erde verlassen hatte, war er nicht viel gewandert. Quetschungen und Übelkeit halfen ihm auch nicht viel weiter.
    K’Hith fand er auf dem sanften Bett eines grasartigen Bewuchses liegend. Seine Rüstung war in Ordnung. Aber der delphinische Planetologe hatte sich schon durch drei tiefe Wunden im Bauch ausgeblutet. Toshio merkte sich in Gedanken den Ort und ging weiter.
    Satima fand er näher am Ufer. Das kleine Weibchen blutete und war hysterisch, aber sie lebte. Toshio verband ihre Wunden mit künstlichem Fleischschaum und Ausbesserungsband. Dann nahm er die Manipulatorarme ihrer Rüstung und rollte einen großen Stein darauf, um sie in den Lehm zu pressen. Das war das Beste, was er tun konnte, um sie am Boden zu befestigen, bevor die fünfte Welle zuschlug.
    Es war mehr eine Überschwemmung als eine Wellenfront. Toshio hielt sich an einem Baum fest, während sie vorüberschwappte, beharrlich an ihm zerrte und fast bis an seinen Hals reichte.
    Sobald die Welle zurückzuweichen begann, ließ er den Baum fahren und mühte sich mit Satima ab. Er tastete, bis er den Öffnungsmechanismus ihrer Rüstung gefunden hatte, dann schälte er sie heraus, um sie von dem wachsenden Rückstau mittragen zu lassen.
    Er kämpfte damit, sie gegen den wachsenden Druck der zurückweichenden Flut um eine Ansammlung von Büschen zu steuern, als eine schnelle Bewegung in dem Baum über ihm seine Aufmerksamkeit erregte. Die Bewegung paßte nicht in das beherrschende Schema schwankender Trägheit. Er blickte auf und begegnete dem Schimmer zweier kleiner, schwarzer Augen.
    Er hatte kaum mehr Zeit, als sich darüber zu wundern, bevor die Flut ihn und Satima geradewegs durch das Hindernis und in einen kleinen, vor kurzem entstandenen Sumpf drückte.
    Er mußte Satima die letzten paar Meter über schlüpfrige Wasserpflanzen ziehen und dabei darauf achten, daß ihre Wunden nicht wieder aufrissen. Seit den letzten Minuten schien sie etwas klarer beieinander zu sein. Ihr Delphingequieke begann Form und Klang von trinarischen Worten anzunehmen.
    Ein Pfiff ließ Toshio aufschauen.
    Keepiru war nur vierzig Meter vom Ufer entfernt und trieb den Schlitten auf ihn zu. Der Flosser hatte einen Atmer aufgesetzt, aber er konnte noch mit den Sonarhöhlen unter seinem Schädel Signale geben.
    „Satima!“ schrie er den verwundeten Delphin an. „Schwimm zum Schlitten! Schwimm zu Keepiru!“
    „Befestige sie an einer Luftkuppel!“ rief er Keepiru zu. „Und behalte den Sonarschirm im Auge! Verschwinde von hier, wenn du siehst, daß eine Welle bevorsteht!“
    Keepiru schwenkte seinen Kopf. Sobald Satima etwa fünfzig Meter weit im Meer war, benutzte er den Schlitten, um sie in tieferes Wasser zu geleiten.
    „Halte Ausschau nach herumtreibenden betäubten Flossern!“ rief Toshio, in der Hoffnung, daß Keepiru ihn gehört hatte.
    Bisher hatte er fünf gezählt. Blieben noch Hist-t und Hikahi. Toshio kletterte über das mit Wasserpflanzen bedeckte Ufer zurück und stolperte weiter durch das Unterholz.
    Während er suchte, verfiel Toshio in Gedanken. Sein Verstand schien genauso auseinandergezerrt und verwüstet zu sein wie die Insel, die er betreten hatte. Er hatte zu viele Leichen an einem Tag gesehen – zu viele tote Freunde.
    Er erkannte, daß er durchweg ungerecht gegenüber den Flossern gewesen war.
    Es war ungerecht gewesen, sie dafür zu tadeln, daß sie ihn hänselten. Sie konnten nicht aus der Weise, wie sie beschaffen waren, ausbrechen. Allen Einmischungen der

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