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Analog 08

Analog 08

Titel: Analog 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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fünfzehnhundert Meter lang war. Es hatte einen Durchmesser von zweihundert Metern, und seine Masse lag dicht an einer Million Tonnen. Das schaufelförmige Räumfeld dehnte sich Hunderte von Kilometern vor ihm aus. Die Spektralanalyse des Triebwerks zeigte vor allem Helium, aber auch einen überraschend hohen Anteil von anderen Elementen.
    Dr. Du Bellay pfiff leise durch die Zähne. „Das ist vielleicht ein Moloch! Woher mag er kommen?“
    „Wir haben ihn bis zum System Circini 1228 zurückverfolgt“, erklärte Mahendra, wobei er auf eins seiner Blätter wies. „Aber er kommt nicht von dort, es ist ein totes System. Wir versuchen, den Weg noch weiter zu rekapitulieren.“
    Carey betrachtete den Hauptbildschirm. „Warum ist der Kurs des Eindringlings nur bis Sol projiziert?“
    Mahendra runzelte die Stirn. „Ich weiß es nicht, Sir.“ Er zog ein Schaltpult zu sich heran und tippte etwas ein. „Die Projektion endet an der Stelle, wo der Kurs auf die Sonne trifft“, erläuterte er, und die Falten auf seiner Stirn gruben sich noch tiefer ein.
    „Was?“ rief Du Bellay aus.
    „Zeigen Sie uns das Zentrum des Systems!“ befahl Carey.
    Mahendra drückte auf einen Knopf, und das Bild auf dem Schirm verwandelte sich. Jetzt reichte der Blick nur noch bis zur Marsbahn. Es war ganz deutlich zu sehen, daß die gepunktete Linie den Rand des dämmrig leuchtenden Symbols der Sonne schnitt. Ohne daß man es ihm aufgetragen hatte, wechselte Mahendra das Bild noch einmal aus, und jetzt füllte die Sonne den ganzen Bildschirm aus.
    Carey blinzelte. „Er trifft nicht genau. Wie dicht ist die Sonne an der Stelle, wo sie die Linie berührt?“
    „Der Computer sagt, zehn hoch minus sieben Gramm pro Kubikzentimeter. Im Vergleich zu Erdmaßstäben ist das natürlich nicht viel, aber es ist doch eine milliardenfach höhere Dichte als anderswo im interstellaren Raum. Und er wird mehrere tausend Kilometer weit durch diesen Bereich fliegen.“
    „Einen Teufel wird er tun“, versetzte Carey. „Nach einem kurzen Stück wird er sich in Ascheflocken aufgelöst haben. Ich hatte doch recht, Herr Doktor – er weiß nicht, daß er genau auf die Sonne zufliegt.“ Er sah rasch zu Du Bellay hinüber. Dann schaute er ihn länger an. Der Archäologe war in die Betrachtung des Weltraums versunken. „Herr Doktor?“
    „Herr Hauptmann, Ihr Schaltpult ist doch sicher an den Computerspeicher angeschlossen?“ sagte Du Bellay. „Bitte überprüfen Sie doch einmal die Daten des Sterns, den Sie eben genannt haben: 1228 Circini. Gab es da irgendwann eine ungewöhnliche stellare Aktivität?“
    Mahendra nickte und wandte sich dem Schaltpult zu. „Stimmt etwas nicht?“ fragte Carey Du Bellay. Der Gesichtsausdruck des anderen bereitete ihm Sorgen.
    „Ich weiß es nicht genau. Mir ist, als ob ich vor Jahren etwas von diesem Stern gehört hätte …“ Seine Stimme erstarb.
    „Hier hab’ ich’s“, schaltete sich Mahendra ein.
    Du Bellay und Carey beugten sich über den Computerschirm.
    „Ich hatte recht“, sagte Du Bellay mit Grabesstimme. Er zeigte auf den dritten Abschnitt des Textes.
    „,Es gibt deutliche Anzeichen für einen gewaltigen Sonnenausbruch vor etwa hundert Jahren, das gesamte Planetensystem des Sterns wurde in Mitleidenschaft gezogen …’“, las Carey laut vor. „,Solche Vorkommnisse bei einem roten Zwerg sind nach derzeitigem Wissensstand nicht zu erklären.’ Ich sehe da keinen Zusammenhang …“ Er brach mitten im Satz ab.
    Du Bellay nickte grimmig. „1228 Circini ist sechsundneunzig Lichtjahre entfernt … Das kann kein Zufall sein.“
    „Wollen Sie etwa behaupten, daß der Eindringling 1228 Circini absichtlich gerammt hat? Das ist doch Wahnsinn!“
    Du Bellay deutete nur mit dem Kopf auf den Hauptbildschirm. Carey betrachtete die gepunktete Linie eine Minute lang. Dann tippte er Mahendra auf die Schulter. „Hauptmann, ich muß Kanzler Nordli sprechen. Dringlichkeitsstufe eins.“
    Als Orofan erwachte, hörte er gerade noch den letzten Geräuschfetzen aus seinem Kabinenlautsprecher. Er tastete nach dem Antwortknopf und stutzte. Auf dem Schirm der abgeblendeten Wandlampe konnte er ablesen, daß er nicht einmal einen Aarn geschlafen hatte, es war gerade halb cin .
    Es war Pliij. „Schiffsmeister, wir haben ein Problem. Am besten kommst du sofort auf die Brücke.“
    War etwa sein Schiff in Gefahr? „Ich bin sofort bei dir!“
    Pliij war nicht allein, als Orofan auf der Brücke eintraf. Auch Lassarr war da.

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