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Analog 08

Analog 08

Titel: Analog 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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Spaß machte. Es ging in ihm um Details, und so etwas kann ich gut. Außerdem sah ich wirklich eine Menge Planeten, die ich in einem anderen Beruf nie zu Gesicht bekommen hätte. Aber Stevens war so ein Trottel.
    Die Stimme des stellvertretenden Sekretärs kam aus der Sprechanlage in der benachbarten Kabine, als hätte ich ihn mit meinem Gedanken heraufbeschworen. „Mario, aufstehen, mein Junge. Der Kapitän sagt mir, daß wir uns in geosynchroner Umlaufbahn befinden. Landung auf dem Planeten in einer halben Stunde.“
    „Ja, Sir“, antwortete ich forsch und schnitt eine Grimasse.
    Die Welt, die uns da entgegenstieg, war sogar noch blauer als die Erde. Ich lehnte meinen Kopf gegen das Fenster der Fähre und suchte nach den Landmassen. Ein kleiner Kontinent, vielleicht so groß wie Australien, war alles, was ich ausmachen konnte. Einige Inselketten zogen sich geschwungen um den Äquator.
    Stevens saß neben mir und raschelte durch mehrere Hefte über Priam IX. Den größten Teil der Informationen hatte ich für ihn zusammengetragen – geordnet, aus Berichten, Projektskizzen, Bändern der Medien und xenobiologischen Monographien zusammengefaßt und vereinfacht. All das war zusammengestellt worden, damit der stellvertretende Sekretär sich nicht blamierte. Es war ein Beruf.
    Während wir uns tiefer senkten, konnte ich das Kielwasser einiger großer fusionsgetriebener Tragflächenboote erkennen – wahrscheinlich Erzfrachter irgendeiner Art, nahm ich an. Priam IX war ein Paradies für den Unterwasserbergbau. Die Meeresböden waren mit Knoten aus Mineralkonzentraten bedeckt, die fast jedes metallische Element enthielten. Vor mehr als einem Jahrhundert war der Planet der Brennpunkt eines galaktischen Goldrausches gewesen. Einzelne Abenteurer brachten von ihm Osmium-Nuggets von Faustgröße mit. Dann kamen die Kapitalinvestitionen in der Form von risikofreudigen (oft zwielichtigen) kleinen Gesellschaften. Manche von ihnen übernahmen sich und endeten im Bankrott, aber genug davon wuchsen zu Mega-Kredit-Metallhüttenwerken heran, die die wirklich großen Geldgiganten der Galaxis interessierten, vor allem die Pyrrhus-Unternehmensgruppe.
    Wer schon einmal irgendeine von den größeren industrialisierten Welten besucht hat, der hat von PU etwas gehört. Wer auf Terra geboren ist wie ich, der ist in dem Licht jenes komplizierten rosenförmigen Juwels aufgewachsen – der Pyrrhus-Raumfabrik in L 5.
    Das Interesse von Pyrrhus an Priam IX war der Grund für unsere Anwesenheit.
    Stevens stieß mich mit dem Ellbogen an. „Ich fürchte, ich weiß nicht, wie das hier genau ausgesprochen wird …“ Sein Zeigefinger deutete auf eine der Zusammenfassungen aus dem kulturellen Bereich.
    Ich schielte auf das Wort: „Wyntaraag.“
    „Wein-ta- regg , Sir. Starke Betonung der letzten Silbe. Rollen Sie das r, wenn Sie können, Sir.“
    So bezeichneten die Eingeborenen sich selbst. Wie üblich erledigte Stevens seine Hausaufgaben in der letzten Minute. Drei Wochen lang waren wir im Hyperraum gewesen. Drei Wochen subjektive Zeit, in denen er diese Schrift und die anderen hätte lesen können. H. Barclay Stevens aber, stellvertretender Sekretär der Neuen Vereinigten Gesellschaft für Planetarische Entschädigung, hatte diese Zeit am Tisch des Kapitäns verbracht, hundert Jahre alten Portwein getrunken, hatte unglaublich teure Hyperraum-Telefonate mit seinem Börsenmakler geführt und so – bis zum Erbrechen – weiter.
    Ich machte eine geistige Notiz, in zukünftigen Berichten fremde Worte in Lautschrift wiederzugeben, und richtete meinen Blick wieder auf das Fenster der Fähre. Wir flogen an dem ersten Kontinent vorbei – das mußte Fincaux gewesen sein oder, wie die frühen Erzsucher ihn genannt hatten … na ja, es ist ja gleich, wie sie ihn genannt hatten. Wir rasten nach Osten auf eine größere äquatoriale Landmasse zu, die auf der anderen Seite des Planeten lag. Seine merkwürdig vogelähnlichen Umrisse tauchten langsam aus der Rundung des Horizonts auf. Das war sicher Brudnyptak, wie der polnische Entdecker sie genannt hatte. Der Eingeborenenname war sehr schwer auszusprechen und wurde kaum verwendet.
    Nach meinen Studien zu urteilen, waren die Eingeborenen recht interessant. Die Wyntaraag waren Landbewohner, hatten sich aber erst viel später im Verlauf ihrer Evolution dazu entwickelt und das Meer verlassen wie wir Menschen. Vielleicht nicht vor mehr als einer Million Jahren. Ihre Kultur befand sich in Stadium Vier der

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