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Analog 08

Analog 08

Titel: Analog 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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Gabelgriff geschlossen war. „Äh … eigentlich nicht. Im Grunde bin ich hier, Punlaag, um sicherzustellen, daß keines der … Rechte Ihres Volkes durch den Bau der Metallinsel verletzt wird.“
    Doris Mooney lächelte. „Mr. Brisando, die Eingeborenen sehen die Prozessierungsanlage nicht als Bedrohung an, wirklich nicht. Meiner Ansicht nach hat Ihre Behörde überreagiert, als sie Sie und Mr. Stevens so weit hier herausgeschickt hat.“
    „Sehr wahrscheinlich“, sagte ich. „Aber die Regierung wird sehr empfindlich, wenn es um Industrieanlagen von dieser Größe auf einer Welt mit einer Kultur im Stadium vier geht. In der Vergangenheit sind schon äußerst offensichtliche Fälle von Mißbrauch vorgekommen.“
    „Hier nicht, das kann ich Ihnen versichern. Während der Bauphase hat mein Onkel sich sehr bemüht, die Routen der lokalen Fischereiflotte nicht zu stören. Der Komplex hier ist auf unbewohntes Land gebaut worden. Die Materialverschiffung zu der Plattform wurde zeitlich so eingerichtet, daß auch nahe Begegnungen mit ihren Booten vermieden wurden.“
    Gegen meinen Willen mußte ich über ihren Enthusiasmus lächeln. „Tobias Mooney ist also Ihr Onkel?“
    „Ja, IKS hat mich für ein Forschungssemester hergeschickt, damit ich Material für meine Arbeit sammeln kann.“ Sie fing ein vorbeigetragenes Tablett ab und begann, uns beide davon zu bedienen.
    „Vielen Dank. Sie sind also Xenologin?“ Das Institut für Kulturelle Studien auf Rigel VII hatte einen ausgezeichneten Ruf.
    „Das werde ich hoffentlich in einem Jahr sein“, sagte sie.
    „Das ist sehr interessant“, sagte ich. „Dann müssen Sie ja die Kultur hier sehr gut kennen.“
    Sie schüttelte leicht den Kopf und brachte damit Massen von blonden Locken in Wallung. „Nicht halb so gut, wie ich gern möchte. Die Wyntaraag waren natürlich sehr entgegenkommend, aber in ihre Kultur habe ich nicht sehr tief eindringen können.“
    Punlaag war bereits intensiv mit dem Souffle aus lokalen Gemüsesorten beschäftigt. Zwischen lautstarken Bissen murmelte er: „Missmooney gut für Netzflicken. Sie unseren Frauen den ganzen Tag lang helfen … ihre Zähne aber nix gut für Leinen durchbeißen.“ Das schien ihn zu belustigen, wenn man die Reihe von tiefen, schluchzenden Seufzern als wieherndes Gelächter interpretieren konnte.
    „Ich habe einige Zeit in Punlaags Fischerdorf auf einer kleinen Insel einige Meilen vor dem Festland hier verbracht. Die Leute dort haben sich mir gegenüber wunderbar verhalten …“ Sie hob ihren Wasserpokal und ließ den Rest ihres Gedankens unausgesprochen.
    In dem Rest der Unterhaltung beim Essen ging es um die lokalen Vorzüge. Nach dem Souffle kam ein köstlicher marinierter Braten von einem hier verbreiteten Pflanzenfresser als Hauptgericht. Die Weine waren von der Erde importierte junge Rotweine.
    Stevens saß am Kopf des Tischs neben Tobias Mooney. Nach der kameradschaftlichen Atmosphäre zu urteilen, die dort herrschte, schienen sie eine Menge miteinander gemein zu haben.
    Nachdem das Geschirr weggeräumt worden war, stand Mooney auf und klopfte noch einmal an sein Glas. „Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten, meine Damen und Herren …“ Als das Gemurmel der Unterhaltungen nachließ, sagte er: „Auf dieser Welt gibt es einen kleinen Fisch, der für uns hier eine Menge bedeutet … Und daher wird zu Ehren unserer illustren Gäste von Terra … und …“ – mit einem Nicken zu Punlaag – „… der guten Freunde, die wir hier auf Priam gefunden haben, jetzt das Dessert serviert …“
    In diesem Augenblick ging die Doppeltür zur Küche auf, und ein riesiger, aus Speiseeis geformter Fisch erschien, der von zwei Kellnern auf einem schwebenden Tablett geführt wurde. Er sollte offensichtlich einen Grotuck darstellen: ein Fächerschwanz aus Zitronensorbet, Schuppen aus überlappenden Orangenscheiben, zwei große Schnitze von lokalen Melonen als Kiemenschlitze und ein dunkles Band aus Limonensorbet um sie herum, Ananasstücke und Kirschen als Stielaugen. Ich mußte zugeben, das war ein fabelhaft aussehendes Dessert.
    „Bitte, meine Freunde, genießen Sie es“, sagte Mooney und setzte sich hin. Die Kellner machten sich daran, die riesige Kreation zu servieren.
    Ich wollte gerade etwas zu Doris sagen, als ein merkwürdiges wimmerndes Geräusch rechts von mir meine Aufmerksamkeit erregte. Ich drehte mich zu Punlaag um, dessen Augen plötzlich weit aufgerissen waren. Der Eingeborene starrte den Eisfisch an,

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