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Analog 08

Analog 08

Titel: Analog 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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Grotuck?“
    Lassiter lächelte. „Wie ich sehe, haben Sie Ihre Hausaufgaben gemacht, Mario. Ja, ungefähr so hört sich das Eingeborenenwort an. Es ist ein kleiner … also, nicht genau ein Fisch. Fischartiges Tier, würden Sie wahrscheinlich sagen. Ungefähr so groß wie ein großer Hering – Stielaugen und ein Fächerschwanz, aber sonst insofern ein Fisch, als er eine Schwimmblase und Organe besitzt, die wie Kiemen funktionieren. Die kleinen Kameraden sammeln und konzentrieren Schwermetalle – besonders seltene Erde – in einem besonderen Organ, das sie besitzen.“
    Eine Lachsalve kam von der kleinen Gruppe, die Stevens um sich versammelt hatte. „Soviel ich weiß“, sagte ich, „setzt die PU für das Projekt eine neue Technologie ein. Daran war offensichtlich eine größere Kapitalinvestition beteiligt.“
    „Die neuen Hyperantriebe brauchen eine Lutetium-Dämpfung. Jeder neue Motor verbraucht fast drei Tonnen davon. Bisher waren dafür die Hauptquellen der Remus-Lehm und der Monazit-Sand von der Erde, aber die Extraktion ist sehr energieintensiv, und natürlich ist nur ein ganz kleiner Teil der Bestandteile von seltener Erde Lutetiumoxyd.“ Lassiters Augen leuchteten – er war bei seinem Lieblingsthema. „Der Grotuck hier läßt in seinem kleinen Organ einige komplizierte chemische Prozesse ablaufen – eigentlich Ionenaustausch. Sie sammeln seltene Erde nicht nur aus dem Meerwasser und konzentrieren sie mehrere Millionen Male, nein, sie stoßen die leichteren Bestandteile auch noch aus und behalten nur das schwere Ende der Gruppe bei sich – hauptsächlich Lutetium.“
    Ich nippte noch einmal an meinem Glas und stellte es bei einem Butler, der vorbeikam, auf das Tablett. „Es sieht also so aus, als hätten die kleinen Tiere die ganze Arbeit für Sie gemacht.“
    „In gewisser Beziehung“, sagte Lassiter. „Unser ökonomischer Spielraum verlangt es, daß der Grotuck auf kosteneffektive Art gefangen wird. Das Lutetium kommt in der Form eines organischen Komplexes vor, der leicht aus gemahlenem Fischmehl gewonnen werden kann.“
    Ich zuckte innerlich bei der Vorstellung zusammen, wie die Zahnräder der Pyrrhus-Unternehmensgruppe die hilflosen Kreaturen zermahlten. „Dafür verwenden Sie doch eine neue Technik, soviel ich weiß …“
    „Eigentlich nicht ganz neu“, begann er, aber in diesem Augenblick fing irgendwo jemand an, an sein Glas zu schlagen.
    „Ladies und Gentlemen … es ist serviert!“ Ich bemerkte, daß Tobias Mooney selbst am Kopf der langen, gedeckten Tafel stand. Er war ein sehr großer, grauhaariger Mann mit einem gewissen schauspielerhaften Tonfall in der Stimme. „Bitte suchen Sie sich Ihre Platzkarten, und setzen Sie sich!“
    „Na ja“, sagte Lassiter, „vielleicht können wir uns später noch weiter darüber unterhalten.“
    Die Menge floß zu der Tafel, wo ich mich zwischen einer äußerst attraktiven jungen Frau und einem Wyntaraag-Eingeborenen wiederfand. Ich stellte mich beiden vor, bevor ich mich hinsetzte.
    „Mein Name ist Doris Mooney“, sagte die Frau. „Und das hier ist Punlaag il’Drok, Erster Sprecher des Stammes Synbarstup.“
    Ich riß meinen Blick von ihren lächelnden blauen Augen los, um den Fremden anzusehen. Ein schnurrbärtiges, seehundähnliches Gesicht schnüffelte mit einer schwarzen, feuchten Nase nach mir. Die Wyntaraag stammten offenbar von den Meeressäugetieren – oder vielmehr ihrer Entsprechung hier – ab. Halb und halb erwartete ich, daß er nach Fisch riechen würde, aber der Geruch, der zu mir herüberwehte, erinnerte eher an Zimt. „Ich freue mich sehr, Sie beide kennenzulernen“, sagte ich und setzte mich hin.
    „Sie einsehen meine Terra-Sprache, nein?“ sagte der Eingeborene und sah mich unverwandt mit braunen Augen an.
    „Ich verstehe Sie sehr gut … Punlaag“, sagte ich. Mir war gerade noch rechtzeitig eingefallen, daß die Eingeborenen in dieser Gegend bei der Anrede keine Titel verwendeten, wie ich aus meiner Lektüre erfahren hatte.
    „Sie kommen zur Weihezeremonie für … Metallinsel im Meer, nein?“ Punlaag nahm eine Silbergabel auf und kratzte sich damit geistesabwesend am Schnurrbart.
    Die Frau berührte kurz meine linke Hand. „Ich glaube, er meint ‚Einweihung’ – die Gesellschaft plant eine große Party in einer Woche nach Planetenzeit draußen auf der Prozeß-Plattform.“
    Ich bemerkte die gegenüberliegenden Daumen und den merkwürdigen Aufbau der Finger an der fremden Hand, die noch immer um den

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