Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Analog 08

Analog 08

Titel: Analog 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
Vom Netzwerk:
orangefarben an der Seite und ein kleiner grüner Halbkreis, der auf beiden Seiten eine kleine Kieme umgab. Meine Gedanken kehrten zu der Wandtafel in Sissmanns Labor zurück.
    „Doris“, sagte ich, „sehen Sie sich das an.“
    „Ja, ich glaube, das ist ein Grotuck, aber das ist nicht überraschend. Das ist der häufigste Fisch in diesen Gewässern. Die Wyntaraag fangen ihn zu Millionen, und da ist es doch verständlich, daß eine der Formen, in denen ihr Gott dargestellt wird, die des Grotucks ist.“
    Ich hielt den Talisman näher an ihre Augen. „Besitzen die Grotucks diese grünen Markierungen an den Kiemenschlitzen?“
    „Ich glaube nicht“, sagte sie. „So genau habe ich mir allerdings noch keinen angesehen … Nein, ich glaube nicht. Zumindest die nicht, die ich in den Netzen der Wyntaraag gesehen habe.“
    „Aber dieser große Eisfisch bei dem Dinner, über den Punlaag sich so aufgeregt hat – der hatte doch grüne Kiemen, oder?“
    Sie dachte nach. „Ja. Melonenscheiben oder so etwas Ähnliches. Wahrscheinlich nur eine Verschönerung vom Koch.“
    Ich warf den Kupferring vor ihr auf den Tisch. „Meiner Ansicht nach war es aber genau dieses Detail, das die Reaktion bei Punlaag hervorgerufen hat. Vielleicht hatte er das Gefühl, wir seien drauf und dran, seinen Gott zu verschlingen, oder vielleicht hat er es für ein schlechtes Vorzeichen für das Pyrrhus-Projekt gehalten.“
    Sie nahm den Ring auf und drehte die kleine Grotuck-Skulptur in ihren Fingern herum. „Mmm, tatsächlich. Eine so kleine Differenz im Detail könnte für die Wyntaraag wichtig sein. Wir haben es schließlich mit nichtmenschlichen Gedankengängen zu tun. Außerdem befinden sie sich noch auf einer vorindustriellen Ebene.“
    Der Kellner kam zurück, um uns unser Essen zu bringen: Wir hatten beide Meerestiere bestellt, und ich hatte plötzlich den Appetit verloren. „Haben Sie versucht, sich mit Ihrem Onkel in Verbindung zu setzen, nachdem ich Sie angerufen hatte?“
    „Ja, und er saß immer noch in der Konferenz. Ich habe bemerkt, daß in seinem Vorzimmer einige Wyntaraag hinter dem Schreibtisch seiner Sekretärin herumstanden.“
    „Meinen Sie“, sagte ich und spielte mit meinem Essen, „daß es sich bei den hiesigen Stämmen herumgesprochen hat, daß die Pyrrhus-Gruppe dabei ist, ein Sakrileg zu begehen?“
    „Jetzt, wo Sie es erwähnen, fällt es mir ein, daß ‚Sakrileg’ eines der Eingeborenenworte war, die Punlaag gestern abend in seiner Tirade verwendet hat, und die Nachricht könnte bis zu den Stämmen auf dem Festland durchgedrungen sein. Ihre Boote befahren hier alle Gewässer, darunter auch einige der benachbarten Flüsse, in ihrer gesamten Länge. Die Stämme auf dem Festland verwenden Läufer zur Nachrichtenübermittlung, das könnte hinzukommen.“
    Die dumpfe Vorahnung, die ich vorher auf dem Weg zu der Prozeßplattform der PU gehabt hatte, war gerade ein gutes Stück deutlicher geworden. Und doch, so sagte ich mir, reagierte ich bisher nur auf lokalen Aberglauben. Ich hatte das Gefühl, daß ich mehr herausbekommen mußte. Zum ersten Mal, seit ich auf dieser Welt angekommen war, dachte ich, daß meine Anwesenheit vielleicht wirklich einen Sinn hatte.
    Ein Bild tauchte immer wieder in meinen Gedanken auf, während wir schweigend aßen – die Wandtafel in dem Labor, in dem das Pheromen hergestellt wurde. An viele Details der bunten inneren Organe, die abgebildet gewesen waren, konnte ich mich nicht mehr erinnern, aber warum waren drei Grotucks gezeigt worden?
    „Doris“, sagte ich schließlich, „ist es vielleicht irgendwie möglich, um diese Zeit an einen Bibliotheks-Computerausgang heranzukommen – eine gute naturwissenschaftliche Abteilung müßte er haben?“
    „Also, der kleine Ausgang in der allgemeinen Verwaltung bleibt angeschaltet, solange Onkel Tobias sich in dem Gebäude aufhält. In der Konstruktionsabteilung gibt es wahrscheinlich mehrere, aber ich weiß nicht, wo sie sind.“
    „Wenn wir hier fertig sind, möchte ich gern einiges nachsehen.“
    Sie schob ihren halbgeleerten Teller weg. „Wenn Sie soweit sind, können wir gehen“, sagte sie.
    Als ich die Rechnung bezahlte, fiel mir ihr nachdenklicher Gesichtsausdruck auf. Als ich sie fragte, sagte sie: „Ich habe gerade über den anderen Ausdruck nachgedacht, den ich gestern abend aus Punlaags Gestammel heraushören konnte: der Einsame .“
     
    Die große Vorhalle der allgemeinen Verwaltung mit ihren Marmorwänden war dunkel, und

Weitere Kostenlose Bücher