Analog 08
Ionenaustausch – in den großen Türmen, die Sie dort ganz am Ende sehen –, dort holen wir das Lutetiumchlorid heraus.“ Weiter ging unsere Wanderschaft – nun durch Dampf und Rauch. „Elektrolyse in geschmolzenem Salz – hier gewinnen wir das Metall als rohen Schwamm. Von diesem Punkt an bleibt es in Argon. Dort drüben ist die automatische Walzstraße in einer Argonkammer; hier tragen die Arbeiter Raumanzüge.“
Schließlich erreichten wir das Lager und den Verschiffungsbereich. „Das gerollte Blech wird in Druck-Container verpackt, die mit Argon vollgepumpt sind“, sagte er. „Von hier aus wird es mit Lastschiffen zum Festland transportiert, und von dort aus wird es in die gesamte Galaxis verschifft.“
„Mit welcher Produktionskapazität rechnen Sie?“
„Bei voller Belastung ungefähr fünfeinhalb Tonnen pro Tag. Das reicht aus, um die Tachyon-Bremseinheiten in zwei typischen Hyperraum-Sternenschiffantrieben abzuschirmen. Das hört sich nicht nach sehr viel an, aber zur Zeit kostet ein Kilo hochgradiges Lutetium, das für die Abschirmung in Antrieben geeignet ist, ungefähr fünftausend Credits.“
Diese Zahlen entlockten mir einen erstaunten Pfiff. „Das wird sich auf dem Markt wohl deutlich auswirken.“
Mark hob seinen Schutzhelm hoch, um sich sein Haar zurückzustreichen. „Zunächst werden wir wohl hauptsächlich an andere PU-Unternehmen verkaufen – an die Werften auf Sirius XII und auf Pluto, wo die großen Sternenkreuzer gebaut werden. Später werden wir dann auch an andere Reeder liefern. Wir wollen natürlich einen guten Profit aus unseren Investitionen herausholen, und deshalb nehme ich an, daß der Preis noch eine Weile gehalten wird.“
„Wie viele Leute werden hier arbeiten?“ fragte ich.
„Bei voller Kapazität ungefähr fünfhundert. Wie Sie gesehen haben, ist die Anlage sehr stark automatisiert.“ Er führte mich zu einem kleinen Fahrstuhl. „Jetzt bleibt nur noch Dr. Sissmanns Labor, in dem die Vorarbeit zur Produktion des Pheromens geleistet wurde.“
Die Tür zu dem Labor war verschlossen, und Mark schloß mit einem magnetischen Passepartout auf. Auf einem niedrigen Regal in der Mitte des Raums standen kleine Fässer voller Flüssigkeit, die von Schaufelpropellern umgerührt wurde. An den Wänden und auf anderen Gestellen waren verschiedene Gerätschaften verteilt, die entweder zu einem Chemie- oder Biologielabor gehören konnten.
„Dr. Sissmann führt zur Zeit eine Expedition durch, um Proben zu sammeln – irgendwo im Meer auf der südlichen Halbkugel. Er hat die Vorarbeit zu dem Grotuck-Pheromen an der Universität von Neu-Mars geleistet. Pyrrhus hat ihn angestellt, als dieses Projekt geplant wurde. Genau hier in diesem Labor hat er die Voraussetzungen für die Serienproduktion geschaffen. Wir werden ungefähr zwanzig Liter pro Tag verbrauchen … Wie ich schon sagte, man braucht wirklich nicht viel, um das von uns gewünschte Resultat zu erzielen.“
An der Wand bemerkte ich eine große Tafel mit anatomischen Zeichnungen des Grotucks – drei Bilder in kräftigen Farben, die sich alle drei leicht unterschieden. Irgendwo unter den umgerührten Fässern erklang eine Glocke, die mich erschreckte. Mark grinste.
„Hier ist alles automatisch. Das Glockenzeichen bedeutet, daß eines der Fässer fertig ist und geleert werden kann. In ein paar Minuten kommt ein Techniker her und erledigt das.“ Mark setzte seinen Schutzhelm ab und klemmte ihn sich unter den Arm. „Das Pheromen läßt sich leider nicht ständig produzieren. Dr. Sissmann arbeitet daran, aber die Chancen scheinen nicht gut zu stehen. Im Augenblick besitzen wir einen Vorrat von mehreren hundert Gallonen – und das ist alles in kleinen Mengen in diesen Tanks hergestellt worden.“
Ich sah wieder auf die Wandtafel und die seltsamen inneren Organe, die sie zeigte. „Wenn Sie das Pheromen von den Grotucks selbst beziehen …“ fing ich an.
„Wir beziehen große Mengen Fisch von der Fischereiflotte der Wyntaraag. Wir zahlen sehr gut, wie ich vielleicht hinzufügen darf. Die ursprüngliche Pheromenprobe stammt von einer Lieferung während der Paarungszeit. Wir haben sie benutzt, um bei späteren Lieferungen das Paarungsverhalten auszulösen, und so konnten wir weiteres Pheromen gewinnen. Und so weiter … Wenn wir die Produktion beginnen, wollen wir Grotucks in kleineren Mengen lebend aus dem Prozeß lösen, damit sie für uns das Pheromen produzieren.“
„Sie nehmen wohl nicht an, daß Ihnen
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