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Analog 08

Analog 08

Titel: Analog 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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eines Tages die Grotucks ausgehen“, sagte ich. „Ich meine, Sie haben doch sicher Studien über das Tier anfertigen lassen.“ Vor meinem geistigen Auge entstanden Bilder von einer weiteren Tierart, die bis zum Aussterben ausgenutzt wurde.
    „Kaum“, sagte Mark. „Dr. Sissmann hier hat das Vorkommen der Grotucks im Meer sehr detailliert untersucht. Er hat viel mit Unterseebooten gearbeitet und die Fische in den Netzen der Eingeborenen gezählt. Die Kameraden scheinen sehr fortpflanzungsfähig zu sein – die Schwärme sind für gewöhnlich viele Millionen stark. Wir holen kaum mehr als die normale Verschleißrate heraus – große Raubfische scheinen sich aus ihnen nicht viel zu machen. Die meisten sterben an Hunger im Wettbewerb um das Ernten pflanzlicher Nahrung.“
    Ihre Argumente scheinen zu stimmen, dachte ich. Warum habe ich dann ein so schlechtes Gefühl dabei? Ich sagte: „Das hört sich so an, als würden Sie nur eine Herde ausdünnen.“
    „Genau. Es ist sogar möglich, daß wir so das Überleben der Art sicherstellen.“
    „Und außerdem verdienen Sie für Pyrrhus eine Menge Geld.“
    Er grinste breit. „Auch das.“
     
    Priam versank wie eine rotglühende Kohle zwischen den Aufbauten des Landeplatzes, als ich zum Festland zurückkehrte. Als ich mein Zimmer in dem Gästehaus betrat, blinkte eine Botschaft auf dem Visiphonschirm:
     
    MARIO,
    ES IST EIN PROBLEM MIT DEN EINGEBORENEN AUFGETAUCHT. DIE PU-LEITUNG HAT EIN TREFFEN IN DER ZENTRALE VEREINBART. ICH SOLL ALS NEUTRALER BEOBACHTER TEILNEHMEN. BITTE KÜMMERN SIE SICH UM ANRUFE.
    H.B.S.
     
    Das ist interessant, dachte ich und überlegte, ob es da vielleicht eine Verbindung mit Punlaags Ausbruch bei der Dinnerparty gab. Es hörte sich an, als solle die Sache streng hinter verschlossenen Türen ‚verhandelt werden, denn sonst hätte Stevens mich aufgefordert, ebenfalls teilzunehmen. Ich war jedoch froh darüber, denn vor mir lag noch immer das Essen mit Doris Mooney.
    Ich löschte die Botschaft und hörte mir die Anrufe an, die von Stevens’ Visiphon zu mir umgeleitet worden waren. Neueste Nachrichten von der Kaffeebörse, eine kokette Nachricht von einer alten Flamme auf Luna, ein geplantes Grundstücksgeschäft auf Aborax, der Gouverneur der Republik Freie Welt Dansker fragte nach einem Termin für den nächsten Pokerabend. Nichts von der Zentrale. Ich seufzte und schrieb mir kurz den Inhalt jedes Anrufs auf.
    Ich bin zweiundvierzig Jahre alt, dachte ich immer wieder, und ich bin immer noch ein Laufbursche für einen senilen Nichtstuer. Als ich vor – wann war es – zwanzig Jahren in den Regierungsdienst eingetreten war, hatte ich mir etwas ganz anderes vorgestellt.
    Als die Anrufe für Stevens durchgelaufen waren, erschien auf dem Bildschirm noch etwas für mich: Doris bat mich mit abgekämpftem, müdem Gesicht darum, sie zurückzurufen. Ich wählte die Nummer, die sie mir gegeben hatte.
    „Ich bin heute mit den Wyntaraag nicht sehr weit gekommen“, sagte sie mir, nachdem wir uns begrüßt hatten. „Auf jeden Fall liegt etwas in der Luft. Die Männer haben in der Ratshütte eine große Versammlung abgehalten, aber mich haben sie bei den Frauen beschäftigt. Ich konnte sie nicht dazu bringen, darüber zu reden.“
    Ich erzählte ihr von der Nachricht, die mir Stevens auf dem Visiphon hinterlassen hatte. „Mir ist es nicht gelungen, Onkel Tobias zu erreichen, seit ich vom Dorf zurück bin, aber seine Sekretärin hat mir gesagt, daß in seinem Büro den ganzen Tag eine Menge Wyntaraag gekommen und gegangen sind. Vielleicht kommen wir beim Essen dahinter, was das alles zu bedeuten hat.“
     
    Das Restaurant war einige Blocks von dem Besuchergebäude entfernt – ein kleines, ruhiges Lokal mit gedämpfter, indirekter Beleuchtung und antiker Einrichtung. Doris trug einen lockeren Sarong bis über die Schultern, der ihr ausgezeichnet stand. „Es ist sehr frustrierend“, sagte sie und nippte an einem Kir, „wenn man sowohl ein Fremder auf dieser Welt als auch eine Frau ist.“
    „Ich habe absolut nichts dagegen“, sagte ich und versteckte ein Lächeln hinter meinem Glas.
    Sie machte keine Pause, aber ihre Augen funkelten. „Die Wyntaraag legen ein Verhalten an den Tag, wie es für eine männerbeherrschte Kultur im Stadium Vier typisch ist. Mir war es bisher noch nicht wirklich klargeworden, wie sehr sie mich … bevormundet haben …“
    Ich sah, daß die Erfahrung sie auf irgendeiner Ebene wirklich verletzt hatte, fast so, als sei

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