Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Analog 1

Analog 1

Titel: Analog 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
Firma mußte lediglich jemanden finden, der bereit war, seine Todesstrafe zu übernehmen. Eine solche Person nennen wir Optierenden .“ Er betrachtete für kurze Zeit seine Unterlagen, danach hob er den Kopf und sah sich im Gerichtssaal um. „Mrs. Welles?“
    Ellen Welles wollte sich erheben. „Nein“, flüsterte Thomas. „Sagen Sie einfach nur ‚Ja, Euer Ehren’ und beantworten Sie seine Fragen.“
    Sie setzte sich nervös wieder. „Ja, Euer Ehren.“
    „Sie sind die Optierende?“
    „Ja.“
    „Ihnen ist bekannt, daß Sie, sollte das Verfahren tatsächlich eine Rechtsverletzung enthüllen, eine Lösung von einem Gramm Kaliumzyanid in Wasser trinken müssen?“
    „Das ist mir bekannt, Euer Ehren.“
    „Wenn Sie schuldig gesprochen werden und sich weigern sollten, die Flüssigkeit zu trinken, so wird Ihnen das Zyankali gewaltsam injiziert werden. Ist Ihnen auch das bekannt?“
    „Ja, Euer Ehren.“
    „Nun denn“, sagte Speyer, „so müssen wir schließlich noch das Unschätzbare schätzen. Ich muß Sie daher fragen, ob Sie die für Ihr Erscheinen hier erforderliche Kaution ordnungsgemäß hinterlegt haben?“
    „Das habe ich, Euer Ehren.“
    „Diese Kaution besteht aus allen Anteilen von Welles Engineering Corporation?“
    „Ja, Euer Ehren.“
    „Sollten Sie nicht ordnungsgemäß hier erscheinen, so wird die gesamte Kaution beschlagnahmt. Sie müssen die Lösung dann trotzdem trinken, und sollte das auf Ihren Widerstand stoßen, so kann Ihnen ebenfalls gewaltsam Zyankali injiziert werden.“
    „Ja.“
    „Diese Verhandlung wird zwei, möglicherweise drei Tage dauern. Haben Sie noch so lange zu leben?“
    „Das wurde mir von meinen Ärzten bestätigt, Euer Ehren.“
    Er studierte das medizinische Gutachten, das den Unterlagen beigefügt war. Die Ärzte gaben ihr noch einen bis sechs Monate. Merkwürdige Sache. Sie mußte noch lange genug leben, damit er das Urteil verkünden konnte. Lange genug leben, um zu sterben. Interessantes Paradoxon. Er fragte sich, ob sie das auch so sah. Wahrscheinlich nicht. „Sie hinterlassen …“
    „Eine Tochter, Euer Ehren. Dreizehn.“
    „Ja. Ich sehe. Nun, damit sind Sie eine zulässige Optierende. Sie müssen jetzt während der Dauer der ganzen Verhandlung einen Kopfschutz tragen. Haben Sie einen eigenen, oder soll Ihnen der Kläger einen zur Verfügung stellen?“
    Quentin Thomas gab ihr eine schwarze Mütze. „Ich habe eine eigene, Euer Ehren“, sagte sie. Sie zog die Larve wie eine Skimaske über den Kopf und sah aus halbverborgenen Augen zu Speyer empor.
    „Dann beginnen wir“, sagte Speyer. Er sah hinüber zum Kläger. Der Kläger nickte. Speyer fuhr fort. „An dieser Stelle muß, nach den Regeln des Gerichts, der Test durchgeführt werden. Gerichtsdiener, sind Sie bereit für den Test?“
    „Das bin ich, Euer Ehren.“
    „So heben Sie Ihre rechte Hand.“
    Der Gerichtsdiener hob die rechte Hand.
    „Schwören Sie, den Test in bestem Wissen und streng in Übereinstimmung mit dem Gesetz durchzuführen?“
    „Jawohl.“
    „Dann beginnen Sie, und beschreiben Sie jeden Handgriff.“
    „Ja, Euer Ehren.“ Er zog ein Paar Gummihandschuhe über, seine Stimme wurde zu einem monotonen Singsang. „Zuerst gebe ich acht Unzen Wasser in dieses Glas hier, danach nehme ich diese Balkenwaage, lege in eine Schale einen Gewichtsstein von einem Gramm und lege in die andere ein Filterpapier. Dann nehme ich diese braune Flasche, die chemisch reines Kaliumzyanid enthält, und schütte genug des Giftes auf das Filterpapier, um die Schalen ins Gleichgewicht zu bringen. Schließlich gebe ich das Pulver in das Glas Wasser und rühre mit einem Glasstab um, bis es vollständig aufgelöst ist.“
    Aus dem Augenwinkel betrachtete Quentin Thomas die maskierte Frau. Er wußte, sie sah dem Vorgang mit gespannter Aufmerksamkeit zu, aber ihren Gesichtsausdruck konnte er nur erraten. War es Faszination? Furcht? Entsetzen?
    „Das“, sagte der Gerichtsdiener, „war der erste Teil des Tests. Nun gieße ich ein wenig aus dem Glas in diese kleine Schüssel, die ich in wenigen Augenblicken in diesen Käfig hier stellen werde.“ Er deutete auf einen abgeschirmten Käfig neben sich. „In dem Käfig befindet sich eine Maus, die seit drei Tagen nichts mehr zu trinken bekam. Gemäß den Regeln des Gerichts wird eine Kamera im Inneren die Vorgänge auf einen Bildschirm übertragen.“ Die Lichter im Gerichtssaal erloschen, während an der der Richterbank gegenüberliegenden Wand ein

Weitere Kostenlose Bücher