Analog 1
Unterlagen des Patentamts diesem Robert Morissey zugeschrieben werden?“
„Davon habe ich gehört.“
„Als eine philosophische Frage, Mr. Flagman, die Beziehung zwischen Morissey und Faust betreffend: Wer ist der Erfinder der Erfindungen, die von Faust stammen?“
„Einspruch. Spekulation“, sagte Thomas.
„Ich erbitte Mr. Flagmans Urteil als das eines Experten für Erfindungen“, konterte Ordway. „Das hat mit Spekulation nichts zu tun.“
„Einspruch abgelehnt“, sagte Speyer. „Sie dürfen antworten, Mr. Flagman, aber Sie müssen die Gründe für Ihre Schlußfolgerungen angeben.“
„Was Morissey und Faust angeht, so ist Morissey der Erfinder; Faust ist nur eine Maschine, die von ihm erschaffen wurde. Wenn Faust spricht, dann spricht eigentlich Morissey.“
Verdammt, dachte Thomas. Alles den Bach hinunter. Er ignorierte Ordways triumphierendes, verzerrtes Lächeln.
„Das ist alles“, sagte Ordway.
„Noch Fragen, Mr. Thomas?“ erkundigte sich Speyer.
„Ja, Euer Ehren.“ Er wandte sich an den Zeugen. „Mr. Flagman, angenommen, Mr. Morissey wäre tot, aber sein Computer würde trotzdem weiter erfinden, wie es seiner Programmierung entspricht – ist Mr. Morissey dann auch als Erfinder dieser posthumen Erfindungen anzusehen?“
Ordway sprang auf. „Aber das sind nun wirklich Spekulationen, Euer Ehren. Ich erhebe Einspruch!“
„Ich erbitte Mr. Flagmans Urteil als das eines Experten für Erfindungen, um Mr. Ordways Worte zu verwenden“, wandte Quentin Thomas ein.
Speyer zuckte die Achseln. „Abgelehnt. Antworten Sie, wenn Sie können, Mr. Flagman.“
„Mr. Morissey wäre immer noch der Erfinder“, beharrte der Kommissionär.
Der Verteidiger ließ nicht locker. „Angenommen, Faust erfindet weiter. Jetzt sind zehn Jahre seit Morisseys Tod verstrichen. Niemand verändert etwas an Fausts Stromkreisen. Er ist immer noch so, wie ihn Morissey erschaffen hat. Kann man Morissey auch dann noch als Erfinder ansehen?“
„Ja. Aber natürlich würden die Eintragungen dann auf den Namen seiner Gesellschaft vorgenommen werden, seiner Rechtsnachfolger.“
„Und einhundert Jahre später, Mr. Flagman? Wer ist der Erfinder?“
„Morissey“, sagte der Beamte beharrlich.
„Tausend Jahre später?“
„Ich glaube, wir begeben uns da in ein sehr unklares Gebiet, Sir.“
„Dann versuchen wir eine Klärung, Mr. Flagman. Wird Morissey durch seinen Computer unsterblich?“
„Ich glaube nicht, daß ich diese Frage beantworten kann, Mr. Thomas.“
„Also existiert tatsächlich eine Trennlinie? Ein Zeitpunkt, an dem Morissey aufhört, der Erfinder zu sein, und Faust damit selbst zum Erfinder wird?“
„Möglich.“
„Können Sie mit Bestimmtheit sagen, daß dieser Punkt noch nicht erreicht war, als Faust das Patent für Fiber K beantragte?“
„Nein, das kann ich nicht.“
„Also ist Faust möglicherweise der einzig rechtmäßige Erfinder von Fiber K?“
„Ich weiß es nicht, Mr. Thomas, ich weiß es einfach nicht.“
„Ich bin mir über die Schwierigkeiten hier durchaus im klaren, Mr. Flagman. Begeben wir uns also wieder zurück auf rechtlich abgesicherten Boden. Wenn Faust tatsächlich der alleinige Erfinder wäre, Mr. Flagman – wäre dann das Patent gültig?“
„Nein, in diesem Fall wäre es ungültig. Der korrekte Erfinder muß genannt werden.“
„Vielen Dank, Mr. Flagman. Ich habe keine weiteren Fragen.“
„Mr. Ordway?“ fragte Speyer.
„Nein, Euer Ehren.“
„Dann können Sie gehen, Mr. Flagman“, sagte Speyer. „Nun werden wir, da es fast Mittagszeit ist, eine Pause einlegen. Das Gericht wird um dreizehn Uhr dreißig wieder zusammentreten.“
„Alles aufstehen!“ deklamierte der Gerichtsdiener. „Das ehrbare Gericht zieht sich zurück.“
Nachdem Speyer den Saal verlassen hatte, half Thomas Ellen Welles, die Maske abzunehmen.
„Was machen wir mit diesem Ding?“ fragte sie.
„Ich werde es in meinem Koffer verstauen“, sagte er ernst. „Sie werden sie wieder brauchen, wenn das Gericht erneut zusammentritt. Ist leider die Regel hier.“ Er zog seinen Talar aus und stopfte ihn gemeinsam mit der Maske in seinen Koffer.
„Und was jetzt?“ fragte sie.
„Essen wir eine Kleinigkeit.“
Ellen Welles starrte düster in ihre Suppentasse. „Ich glaube, der Einstand mit Flagman ist nicht besonders gut gelungen“, sagte sie.
„Nein“, pflichtete Quentin Thomas bei. „Aber der wußte auch nicht viel. Immerhin konnten wir die offizielle Position
Weitere Kostenlose Bücher