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Analog 1

Analog 1

Titel: Analog 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Keine Ahnung. Er mußte sich entspannen, seinem Geist freien Lauf lassen. Vielleicht würde ihm etwas einfallen. Er ging in sein Kunstzimmer, setzte sich direkt vor die „Leinwand“, stülpte die Schädelkappe über den Kopf und begann mit dem Entspannungsprozeß. Er war wirklich besonders erregt, denn es dauerte fast fünf Minuten, bevor er seine Imagination einsetzen konnte. Er hatte das hier schon oft getan, und trotzdem staunte er immer wieder. Gedankenmalerei. Zuerst dachte man an ein Bild, wie etwa van Goghs Straße nach Arles . Die Kappe griff die Alpha-, Beta-, und Gammawellen des cerebralen Kortex auf. Diese wurden dekodiert, passierten einen Scanner und wurden in elektrische Impulse umgewandelt, die die präparierte Leinwand pigmentierten. Nun war die Leinwand mit Millionen und Abermillionen winzigster Farbtupfer übersät, kleinste Fleckchen, die aus noch kleineren Teilfleckchen farbigen Harzes bestanden: Blau, Gelb, Rot plus Schwarz und Weiß, aber alle unter einer Schicht Firnislack verborgen. Die Impulse seines Gehirns beeinflußten diese Fleckchen und bewegten sie so lange, bis die Lackschicht abschmolz und die Farbe auf die Leinwand zauberte. Wenn sich dazu viele tausend anderer Fleckchen gesellten, ergab das Ganze schließlich ein farbiges Bild.
    Aber was sollte er heute gedankenmalen? Er wußte es nicht. Er ließ seinen Gedanken freien Lauf. Er überdachte die Ereignisse des ersten Verhandlungstages. Aber der Gerichtssaal verblaßte schon bald, wurde zuerst verschwommen, dann ganz unkenntlich. Szenen aus seiner Kindheit überlagerten das Bild. Die Frontseite der Jugendherberge. Dort war er schwimmen gegangen. War das das Gesuchte, nach dem er Ausschau hielt? Nein, er würde den Rekorder noch nicht einschalten. Er sah keinen Sinn darin, die weiße Ziegelwand der Jugendherberge in Springfield zu zeichnen. Weiter. Nun tauchte ein anderes Gebäude auf. Wieder mit weißen Steinen gemauert. Er schloß die Augen und entspannte sich total. An diese Struktur erinnerte er sich nicht. Interessant. Im Hintergrund erstreckte sich eine langgezogene, flache Hügelkette. Plötzlich begann sein Herz schneller zu schlagen. Denn da war etwas, an das er sich durchaus erinnern konnte. In dieser Szene ging die Sonne gerade unter, und ihre letzten Strahlen beleuchteten Klippen im Zentrum des Panoramas. Er kannte diese Felsformation. Es war das Antlitz von Stony Man, einer Klippenformation im Shenandoah-Nationalpark in Nordvirginia. In seiner Jugend war er viele Male den steinigen Pfad zum Stony Man hochgeklettert.
    Das Gebäude, das sein Unterbewußtsein ihm zeigen wollte, lag im Shenandoahtal, nicht allzu weit von Washington D.C. entfernt. Er konnte den Standort genau ausmachen.
    Aber – weshalb sollte er sich für dieses Gebäude speziell interessieren?
    Er ließ seinen Verstand zu der weißen Wand zurückwandern. Das Haus hatte zwei Stockwerke und machte einen friedlichen Eindruck. Davor ein grüner Rasen, Blumenbeete. Alles sorgfältig gepflegt. Ein heller Waschbetonweg führte zur Straße und wieder zurück.
    Und plötzlich fielen ihm die Besonderheiten auf. Ein Schild am Eingang sprang ihm in die Augen: „ZUTRITT VERBOTEN“. Auch eine eingehendere Untersuchung der Fenster ergab Merkwürdiges: Sie waren vergittert. Und über dem Gitter waren rechteckige elektrische Anschlüsse zu sehen.
    Warum? Um jemanden im Innern festzuhalten? Um die Öffentlichkeit fernzuhalten? Oder gar beides?
    Nun bemerkte er zum erstenmal noch eine weitere Besonderheit. Am unteren, rechten Ende der Leinwand stand deutlich geschrieben: „Copyright 2008, Universal Patents.“
    Natürlich! Mit pochendem Herzen drückte er den Aufzeichnungsknopf. Das Bild wurde augenblicklich fest auf der Leinwand fixiert. Fast hätte er sich mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen. Das Geheimnis von Morisseys Aufenthaltsort war die ganze Zeit um ihn gewesen. Eine neue Botschaft von Faust.
    Er zog die Schädelkappe ab und sprang auf. Es war mittlerweile früh am Samstagmorgen. Er durfte keinen Augenblick verlieren. Er rannte hinüber zum Interkom und rief die Penthousegarage. „Eddie!“
    Eine verschlafene Stimme antwortete.
    „Ja, Sir, Mr. Thomas?“
    „Machen Sie den Chamäleon fertig. Ich bin schon unterwegs zum Fahrstuhl.“
    „Jawohl. Okay, Mr. Thomas.“
    Das kleine Fahrzeug erwartete ihn bereits, als er das Dach betrat. Die Antigravs waren vorgewärmt und summten in wunderbarer Harmonie. Er gab dem Wärter einen Schein und duckte sich

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