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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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zu sein, in Pontefract, und dann hatte es ein Schimmern und einen enormen Wind gegeben, und Wus c h! war sie m it einem einz i g en ektopla s matisc h en Zucken zu Hause gewesen. Sie wandelte ein letzt e s Mal durchs Haus, dann begab sie sich h i naus in d e n Herbstt a g. Sie wollte ihre S c hwester in Rye besuchen, und bevor s i e diesen Gedanken auch nur for m ulieren konnte, war sie schon im Garten in Rye und sah, wie ihre Schwester i h ren Spaniel Gassi führte.
    Es schien so leicht zu sein.
    Doch dann hatte sie besch l ossen, G r ahame Coats sehen zu wollen, und von da an w a r alles schiefgegangen. Für einen kurzen Moment war sie wieder in dem Büro im Ald wyc h un d dan n i n eine m leere n Hau s i n P u rley , da s si e noch von einer kleinen Dinnerparty her kannte, die Grahame Coats vor zehn Jahren mal ausgerichtet hatte, und dann …
    Dann hatte sie die Orientierung verloren. Und m it jedem Mal, dass sie sich irgendwo h i nwünschte, wurde die Sache nur noch schlimmer.
    Sie hatte keine Ahnung, wo sie jetzt war. Es schien eine Art Garten zu sein.
    Ein kurzer Wolkenbruch m a chte al l e s nass, ließ sie aber unberührt. Jetzt dampfte der B oden, und sie wusste, dass sie nicht in England war. Es wurde langsam dunkel.
    Sie setzte sich auf die Erde und begann zu schniefen.
    Also ehrlich, stellte sie sich z u r Rede. Ma eve L i vingstone. Reiß dich zusammen. A b er das Schniefen verschlimmerte sich noch.
    »Möchten Sie ein Papiertuch?«, fragte jemand.
    Maeve sah auf. Ein älterer Herr m it grünem Hut und einem sehr dünnen O b erlippenbart hielt ihr ein Papiertuch entgegen.
    Si e n i ck t e . Dan n s a g t e s i e : » E s wir d mi r abe r wahrschein lich nichts nützen. Ich werde es nicht anfassen können.«
    Er lächelte verständnisvoll u n d reichte ihr das Tuch. Es fiel ihr ni c h t durch die Finger, also putzte sie sich die Na s e und t upfte sich die Augen trocken. »Danke. Und entschuldigen Sie. Es war nur alles ein bisschen viel geworden.«
    »Kann passieren«, sagte der Mann. Er musterte sie prüfend. »Was sind Sie? Ein Duppy?«
    »Nein«, sagte sie. »Das glaube ich nicht … was ist ein Duppy?«
    »Ein Geist«, sagte er. Mit seinem dünnen Oberlippenbart erinnerte er sie an Cab Calloway, oder vielleicht auch Don Ameche, an einen von den Stars jedenfalls, die auch im höheren Alter nie aufhörten, St a r s zu sein. Wer er auch sein m o chte, der alte Mann war noch immer ein Star.
    »Oh. Aha. Ja, so einer bin ich. Äh m . Und Sie?«
    »Mehr oder weniger«, sagte er. »Ich bin jedenfalls tot.«
    »Oh. Würde es Ihnen etw a s aus m achen, wenn ich Sie frage, wo wir hier sind?«
    »Wir sind in Florida«, ant w ortete er. »Auf dem Friedhof. Gut, dass Sie m i ch grad erwischt haben«, fügte er hinzu.
    »Ich woll t e ein bisschen spazieren gehen. Möchten Sie m itkommen?«
    »Sollten Sie nicht in einem G r ab liegen?«, fragte sie zögerlich.
    »Ich hab m i ch gelangweilt«, sagte er. »Ich dachte, ein Spaziergang würde m ir guttun. Und vielleicht auch ein bisschen angeln.«
    Sie zögerte noch kurz, dann nic k te sie. Es war nett, sich m it jemandem unterhalten zu können.
    »Möchten Sie eine Geschic h te hören?«, fragte der alte Mann.
    »Eigentlich nicht«, gestand sie.
    »Na schön. Dann fass ich m i ch kurz. Und hole nicht zu weit aus. Wissen S i e, ich könnte Geschichten dieser Art so erzählen, dass es mehrere W o c h en dauert. Es hängt alles von den Details ab – was man h i neintut, und was nicht. Ich mein, wenn ma n das Wetter w e glässt, und was die Leute anhaben, dann kann ma n die Geschichte schon um die Hälfte kürzen. Einmal hab ich eine Geschichte erzählt …«
    »Hören S i e«, sagte sie, »wenn Sie denn unbedingt Ihre Ge s c h i ch t e e r zäh l e n wol l e n , dan n lege n Si e einfac h los , ja?« Es war schon schlimm genug, in der einsetzenden Dämmerung auf der Straße spazieren zu gehen. Zwar rief sie sich in Erinnerung, dass sie nicht würde überfahren werden können, aber zu ihrer Beruhigung trug das wenig bei.
    Der alte Mann begann in e i nem sanften Sings a ng zu sprechen. »Wenn ich ›Tiger‹ sage«, sagte er, »dann m ü ssen Sie sich klarmachen, dass es nicht nur um die gestreifte Katze geht, die aus Indien. Sondern es ist alles, was die Menschen als die großen Katzen kennen – die Pumas, die Luchse, die Jaguare und all die anderen. Haben Sie das verstanden?«
    »Natürlich.«
    »Gut. Also … vor langer, langer Zeit«, begann er, »gehörten Tiger alle

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