Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
Vom Netzwerk:
HATTE ein ko m isches Gefühl.
    Irgendetwas war im Busch: Das Gefühl breitete sich wie ein Nebel in sein e m Leben a u s, und e s versaute ihm den Tag. Er konnte es nicht näher bestimmen, aber es gefiel ihm ganz und gar n i cht.
    Und falls es etwas gab, was er definitiv nicht e m pfand, dann waren es Schuldgefühle. So etwas k a m in seinem Gefühlsleben einfach nicht vor. Er fühlte sich toll. Spider fühlte sich cool. Er fühlte sich nicht schuldig. Er hätte sich nicht einmal schuldig gefüh l t, wenn man ihn auf frischer Tat bei einem Banküberf a ll erwischt hätte.
    Und dennoch, wo er auch hinfühlte, waberte dieses leichte Unbehagen.
    Bisher ha t te Spider geglaubt, dass Götter anders seien:
    Sie hätten kein Gewissen und bräuchten auch keins. Die Beziehung eines Gottes zur Welt, selbst e i ner Welt, auf der er wandelte, war ähnlich gefühls i ntens i v wie die eines Spielers, der das Co m puterspiel, in dem er sich bewegt, gut kennt, und der zudem m it e i nem kompletten Satz von Schummelcodes ausgestattet ist.
    Spider sah darauf, dass er i mmer seinen Spaß hatte. Das war die Hauptsache. So etwas wie S c huld hätte er nicht ein m al erkennen können, w e nn er einen illustrierten Schuldführer besess e n hätte, m it Farbfotos und anschaulicher Darstellung aller Bestandt e ile. Es war nicht so, dass er vollkommen verantwortungs l os gewesen wäre, eher so, dass er etwas ander e s vorgehabt hatte an dem Tag, als die Verantwortung ausgeteilt wurde. Aber etwas hatte sich jetzt verä n d ert – in seinem I nnern oder draußen, da war er sich nicht sicher – und es m achte ihm zu schaffen. Er goss sich noch etwas zu trinken ein. Er winkte m it der Hand und machte die Musik lauter. Er wechselte Miles Davis gegen James Br o wn aus. Es wurde trotzdem nicht besser.
    Er lag in der Hängematte, im trop i schen Sonnens c h ein, lauschte der Musik, wiegte sich in dem Gefühl, dass es extrem cool war, er zu sein … und zum ersten Mal war sogar das irgendwie nicht ausreiche n d.
    Er stieg aus der Hängematte und ging zur Tür. »Fat Charlie?«
    Es kam keine Antwort. Die Wohnung füh l te sich leer an. Draußen vor den Fenstern war es ein grauer Tag, mit Regen. Spider gefiel der Regen. Er war irgendwie passend.
    Schrill und süßlich kl i ngelte das Telefon. Rosie sagte: »Bist du’s?«
    »Hallo, Rosie.«
    »Letz t e Nacht«, sa g te sie. Und dann sagte sie er s t mal gar nichts mehr. Anschließend s a gte sie: »War es für dich genauso schön wie für m ich?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Spi d er. »Also, für m ich war es zie m lich wunderbar. Das heißt, die Antwort wäre wohl ja. «
    »Mm m «, sagte sie. Sie sagten nichts.
    »Charlie?«, sagte Rosie.
    »Uh-hnh ? «
    »Ich finde es sogar schön, nichts zu sagen, einfach nur zu wissen, dass du am ander e n Ende der Leitung bist.«
    »Ich auch«, sagte Spider.
    Sie schwelgten noch etwas wei t er in dem Gefühl, nichts zu sagen, kosteten es aus, verliehen ihm Dauer.
    »Möchtest du heute Abend zu m ir kommen?«, fragte Rosie. »Meine Mitbewohnerinnen s i nd i n d e n Cairngor m s.«
    »Das«, sagte Spider, »könn t e ein Kandidat für den schönsten Satz sein, den unsere Sprache bilden kann . Meine Mitbewohnerinnen sind in den Cairngorms. Reine Poesie.«
    Sie kicherte. »Dussel. Äh m . Bringst du deine Zahnbürste m it…?«
    »Oh. Oh. Okay.«
    Und nach einigen Minuten d e s hin- und hergeworfenen  »leg du auf« und »nein, leg d u auf«, das einem Pärchen von hormonell aufgeputschten Fünfzehnjährigen alle Ehre gemacht hätte, wurden die H ö rer schließlich aufgelegt.
    Spider lächelte wie ein Heiliger. Die Welt, in Anbetracht der Tatsache, dass Rosie in ihr lebte, war schon d i e beste aller m öglichen Welten. Der N e bel hatte sich gelichtet, die Welt hatte sich entdüstert.
    Spider kam nicht einmal auf die Idee, sich zu fragen, wohin Fat Charlie gegangen war. War u m sollte er sich um solche Nebensächlichkeiten Gedanken mache n ? Rosies Mitbewohnerinnen waren in den Cairngor m s, und was war heute Abend? Na, heute Abe n d würde er seine Zahnbürste m itbringen.
     
    —————
     
    FAT CHARLIES Körper bef a nd sich in einem Flugzeug nach Florida; er war eingequetscht auf einem Sitz i n einer Fünferreihe, und er schlief f e st. Das war auch gut so: Die Toiletten im hinteren Teil war e n schon kurz nach dem Start ausgefallen, und obgleich d i e Flugbeg l eiter »Außer Betrieb«-Schilder an die Tür e n gehängt hatten, war da m it noch nich

Weitere Kostenlose Bücher