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Anastasija 02 - Der Rest war Schweigen

Titel: Anastasija 02 - Der Rest war Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Nenner haben. Zum Beispiel wurden die Verkäufer in den Geschäften, in denen Dascha ihre Lebensmittel einkaufte, ganz offensichtlich nicht überprüft. Obwohl man auch das nicht mit Bestimmtheit wissen konnte. Aber den Mann aus der Metro mußten sie in jedem Fall überprüft haben, und die Logik sagte Nastja, daß sie ihn umgebracht hatten, genauso wie den Milizionär Kostja Maluschkin.
    Irgend etwas will einfach nicht zusammenpassen, dachte, Nastja, in meinem Szenario ist ein Fehler, der die ganze Konstruktion immer wieder zum Einsturz bringt. Warum haben sie diesen Psychopathen nicht umgebracht? Schließlich ist Udunjan ihm gefolgt. Dascha hat ihn neben dem Mann im hellbraunen Regenmantel gesehen, also ist ihr Kontakt mit ihm nicht unbemerkt geblieben. Warum also haben sie ihn nicht umgebracht? Weil er Udunjan erklärt hat, daß er Dascha überhaupt nicht kennt, sondern sich nur einen Orgasmus verschaffen wollte, indem er ihr die Hand zwischen die Beine zwängte? Völliger Blödsinn. Niemand, nicht einmal ein Geisteskranker, wird einem Fremden so ein Geständnis machen, wenn man ihn nicht auf frischer Tat ertappt hat. Und gesetzt den Fall, er hätte Udunjan dennoch die Wahrheit gestanden, ergab alles erst recht keinen Sinn, denn dann wäre sofort klar gewesen, daß Dascha nur eine zufällige Passantin war und keinerlei Gefahr darstellte. In diesem Fall hätte Udunjan auch sofort begreifen müssen, daß Daschas Notiz diesen Mann betraf und nicht den, der so unvorsichtig mit seinem Aktenkoffer umgegangen war. Und in diesem Fall würden sie Dascha nicht seit drei Wochen beschatten. Da sie es aber dennoch tun, wissen sie nicht, daß der Mann in dem hellbraunen Regenmantel, der die linke Hand so beharrlich in der Manteltasche hielt, einfach nur ein Perverser ist, sondern gehen davon aus, daß er und Dascha zwei Glieder einer Kette sind. Es gibt also nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie beschatten ihn genauso wie Dascha, um etwas über ihn herauszufinden, oder sie haben ihn umgebracht. Aber wenn sie ihn umgebracht haben, wo ist dann die Leiche? Haben sie sie versteckt?
    Die Informationen, die Nastja pünktlich von Bokr und seiner Truppe erhielt, besagten eindeutig, daß die drei nur Dascha beschatteten, die ganze restliche Zeit verbrachten sie mit ihren Geschäften. Wiederum ergaben sich zwei Möglichkeiten: Entweder war der Psychopath am Leben und wurde von irgendwelchen anderen Leuten beschattet, oder er wurde überhaupt nicht beschattet. Wenn aber diese Bande aus so vielen Leuten bestand, daß sie für jedes Beschattungsobjekt drei Personen zur Verfügung hatte, war es unverständlich, warum sich diese Personen nicht abwechselten. Es wäre doch weitaus vernünftiger, nicht immerzu dasselbe Trio auf ein Beschattungsobjekt anzusetzen, sondern die Beschatter in regelmäßigen Abständen auszuwechseln, damit sie nicht bemerkt und erkannt wurden. Wieso kam der Chef dieser Bande nicht auf eine so einfache Idee? Wenn er so wenig clever war, wie leitete er dann eine Organisation, die allein über sechs oder mehr Außendienstmänner verfügte?
    Und wenn es doch so war, daß der Psychopath lebte und nicht beschattet wurde, weil sie wußten, daß er ungefährlich war? Daraus folgte unerbittlich der Schluß, daß auch Dascha ungefährlich war. Insofern konnte der Mann gar nicht mehr am Leben sein. Aber wo war er? Wo, zum Teufel, war er, ob tot oder lebendig?
    Nastjas Rücken tat weh. Nachdem sie die Metro-Station erreicht hatte, setzte sie sich auf eine Bank, um sich auszuruhen und abzuwarten, bis der Schmerz wenigstens etwas nachgelassen hatte. Der Gedanke, daß sie bis an den Stadtrand fahren mußte, zur Stschelkowskaja, entsetzte sie. Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen die Marmorwand, umfaßte fest ihre überdimensionale Handtasche und schloß die Augen. Warum hatten sie den Mann nicht umgebracht? Um eine Leiche zu verstecken, mußte man sich einiges einfallen lassen. Maluschkins Leiche hatten sie auch nicht versteckt, obwohl sie es eigentlich hätten tun müssen. War Udunjan dem Mann allein gefolgt, oder waren es mehrere gewesen? Wenn er ihm allein gefolgt war, wäre es ihm kaum gelungen, die Leiche so zu verstecken, daß sie im Lauf von drei Wochen unentdeckt bleiben konnte. So etwas war nur unter höchst günstigen Umständen möglich. Zum Beispiel dann, wenn sich am Tatort ein tiefes Gewässer befand oder wenn hoher Schnee lag, der lange nicht taute. Sollte Udunjan ein so unerhörtes Glück gehabt haben? Oder war der

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