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Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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wirklich nicht, wen ich anrufen soll, ich schwöre es«, sagte sie so überzeugend wie möglich. »Ich kann mir doch nicht etwas ausdenken, das gar nicht existiert.«
    »Doch, du kannst«, grinste er. »Du kannst alles. Gleich werde ich es dir beweisen.«
    Er stopfte ihr den Knebel wieder in den Mund und hielt die Flamme an ihre Brust. Der Schmerz war unerträglich. Alle erlittenen Schläge kamen ihr in diesem Moment wie eine harmlose Liebkosung vor. Sie hatte geglaubt, nichts könne schlimmer sein als die Schläge, sie hatte geglaubt, es aushalten zu können. Aber jetzt wußte sie, daß die Schläge nur der Anfang gewesen waren. Dem, was jetzt geschah, konnte sie nicht standhalten.
    Er nahm das Feuerzeug wieder weg und sah Larissa fragend an. Sie nickte.
    »Braves Mädchen«, sagte er heiter. »Ich wußte doch, daß du es kannst. Wir werden jetzt sofort anrufen.«
    Er nahm ihr den Knebel aus dem Mund und brachte ihr ein Glas Wasser. Sie trank aus dem Glas, das er in der Hand hielt, sie trank gierig, sich ständig verschluckend, und sie fühlte sich dabei wie ein Hund, der von seinem Herrn großmütig gefüttert wird.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, preßte sie schließlich hervor.
    »Ich werde es dir erklären. Du wirst sagen, daß es um fünfzigtausend Dollar geht und daß Artjuchin hierherkommen muß. Nur dann, wenn ich mit ihm zusammen zur Miliz gehe, bleibt uns das Geld erhalten. Hast du verstanden? Wenn er allein hingeht und sich herausstellt, daß er auf der Flucht war, ist das Geld sofort futsch. Und dann werdet ihr beiden die Zeche bezahlen müssen.«
    »Was ändert es, wenn du ihn zur Miliz bringst? Warum ist das Geld dann nicht futsch?«
    »Weil nur ich weiß, wie man das machen muß. Sag mir die Nummer, ich wähle selbst.«
    Larissa diktierte ihm die Telefonnummer der Person, mit deren Auto Sergej Moskau verlassen hatte.
    * * *
    Swetlana Petrowna Alleko war bereits seit zwei Tagen tot. Der Schuß in den Mund hatte ihren Schädel zertrümmert, neben der Leiche lag ein Revolver der Marke TT, Kaliber 7,62 mm. Auf dem Tisch fanden die Beamten einen Zettel: »Ich kann nicht mehr. Bitte verzeiht mir.« Nastja erkannte, daß der kurze Text mit denselben Druckbuchstaben geschrieben war wie die an die Bräute gerichteten Drohbriefe.
    »Ein typischer Selbstmord«, sagte der Sachverständige Oleg Subow freudlos, während er gemeinsam mit dem diensthabenden Untersuchungsführer den Ereignisort besichtigte.
    Seit Eintreffen der Kripo waren mindestens drei Stunden vergangen. Es war tiefe Nacht, die Zeit vor der Dämmerung, die schwerste Stunde für die, die nicht schlafen konnten.
    Nastja saß still in einer Ecke und beobachtete die Vorgänge. Die Alleko lag in einem schwarzen Seidenkleid auf dem Sofa. Nach ihrer Lage zu urteilen, hatte sie, während sie den Schuß auf sich selbst abgegeben hatte, auf dem Sofa gesessen, den Kopf nach hinten auf die Lehne geworfen. Der helle Bezug des Sofas war überschwemmt von Blut, wahrscheinlich war auch das Kleid voller Blut, aber auf dem dunklen Stoff sah man es nicht. Jetzt wurde die Leiche begutachtet, und Nastja fiel auf, daß die fünfzigjährige Frau unter dem Kleid teure, exklusive Unterwäsche trug. Man konnte sehen, daß ihr Haar frisch gewaschen und kurz vor dem Tod sorgfältig frisiert worden war. Der Lack an den Fingernägeln mußte ebenfalls ganz frisch sein. Bevor die Frau aus dem Leben ging, hatte sie alles getan, um sich auch im Tod als Frau zu fühlen.
    Nastja sah sich im Zimmer um. Alles war sehr sauber und ordentlich, vermutlich hätten die Möbelflächen geblitzt, hätte sich in den zwei Tagen seit dem Selbstmord nicht eine feine Staubschicht darauf gebildet. Der Untersuchungsführer öffnete die auf dem Tisch liegende Schreibmappe, zum Vorschein kamen die Nastja bekannten weißen Kuverts. Es waren genau die, in denen die Drohbriefe verschickt worden waren.
    Selujanow untersuchte Zentimeter für Zentimeter den Inhalt der Schrankwand, überprüfte mit flinken, geschickten Fingern die Kleidung, die Wäsche, das Geschirr.
    »Sascha«, rief er plötzlich, »komm mal her, ich habe etwas gefunden.«
    Sascha, der Untersuchungsführer, und Subow traten an den Schrank heran und holten unter einem Stapel Handtücher einen in Stoff eingewickelten Schalldämpfer und eine Schachtel Patronen hervor.
    Im Zimmer erschien Korotkow. Sein Gesicht wirkte eingefallen, er hatte entzündete Augen.
    »Nastja, komm mal her, und hilf mir bitte.«
    Vorsichtig, auf Zehenspitzen,

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