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Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Wohnungen sollten so weit wie möglich voneinander entfernt liegen, am liebsten an zwei entgegengesetzten Enden der Stadt. Bis zum Umzug wohnte sie bei einer Freundin, mit ihrer Tochter sprach sie nicht mehr und interessierte sich nicht mehr für sie. Natürlich erfuhr sie von der Heirat zwischen Liwanzew und Irina. Sie hörte sich die Nachricht schweigend an, sagte kein einziges Wort und legte den Telefonhörer wieder auf. Ihre Tochter hatte sie in der ganzen Zeit kein einziges Mal angerufen.
    »Sagen Sie, Irina, kann es sein, daß Swetlana Petrowna nicht ganz gesund ist?« fragte Nastja vorsichtig.
    »Nicht ganz gesund? Die ist robust wie ein Ackergaul«, erwiderte Irina abschätzig.
    »Ich meine psychisch . . .«
    »Ach das . . . Wenn man einen Mann wie meinen Vater verläßt, um Konstantin zu heiraten, muß man wirklich verrückt sein. Eine psychisch normale Frau würde so etwas nicht tun. Und wenn man bedenkt, daß sie seither nicht mehr mit mir spricht. . . Sie muß von dieser Sache immer noch wie besessen sein.«
    »Was denken Sie, wo könnte Swetlana Petrowna jetzt sein? Wir waren bei ihr, bevor wir zu Ihnen gekommen sind, aber sie war nicht zu Hause.«
    »Sie geht wahrscheinlich spazieren, wo sollte sie sonst sein. Es ist ja schon fast zehn Uhr abends. Sie hat immer schon lange Spaziergänge geliebt, besonders abends, in der Dämmerung. Ich weiß nicht, wieviel zusätzliche graue Haare meinem Vater wegen dieser Spaziergänge gewachsen sind. Sie ging weg, ohne Bescheid zu sagen, und kam oft erst nachts um eins nach Hause. Wir haben stundenlang aus dem Fenster geschaut, haben sie draußen gesucht, auf jeden Schritt im Treppenhaus gelauscht. Und sie geht spazieren, einfach so. Sie ist wirklich verrückt.«
    Als sie bereits im Treppenhaus standen, drehte Nastja sich noch einmal zu Irina um.
    »Sagen Sie, Irina Vitaljewna, schämen Sie sich eigentlich nicht?«
    Die Frau sah Nastja verächtlich an und schlug die Tür zu.
    * * *
    Sie fuhren erneut durch die ganze Stadt, zur Wohnung von Swetlana Petrowna Alleko. Sie war immer noch nicht zu Hause, und sie beschlossen, auf sie zu warten.
    Sie saßen im Auto, ohne Licht zu machen, um die heimkehrende Frau, deren Foto vor ihnen auf dem Armaturenbrett lag, nicht zu verpassen, und unterhielten sich halblaut.
    »Eine schreckliche Geschichte, nicht wahr? Wo kommen solche Menschen wie diese Irina nur her?« seufzte Nastja.
    »Du hast dir bereits selbst die Antwort gegeben. Solche Menschen fallen nicht vom Himmel, sie werden zu dem gemacht, was sie sind. Swetlana Petrowna erntet nur, was sie selbst gesät hat. Wahrscheinlich hat sie das Mädchen in der Kindheit verzogen, hat alles durchgehen lassen, alle Launen, Frechheiten und Ungezogenheiten. Das hat sie jetzt davon.«
    »Ich habe schrecklichen Hunger. Und Durst.«
    »Warte einen Moment, ich gehe schnell um die Ecke. Ich habe dort ein Restaurant gesehen. Ich gehe etwas holen.«
    Anton kam mit zwei heißen Hamburgern und einer großen Flasche Sprite zurück. Die Hamburger waren verpfeffert, aber Nastja bemerkte es nicht. Ihre Gedanken waren bei Swetlana Petrowna Alleko, die von ihrem Liebhaber und ihrer eigenen Tochter so betrogen und erniedrigt worden war.
    »Was meinst du, kann sie den Verstand verloren und angefangen haben, alle Bräute zu hassen?« fragte Anton.
    »Sehr gut möglich. Zuerst hat sie ihnen Drohbriefe geschrieben, und dann hat sie angefangen, sie umzubringen. Und zwar an genau dem Ort, an dem sie ihre Tochter mit ihrem eigenen Bräutigam entdeckt hat. Ich glaube, ich habe dir noch gar nicht erzählt, daß man sie auch auf dem anderen Standesamt gesehen hat, dort, wo der zweite Mord begangen wurde.«
    »Woher kann sie denn eine Waffe haben?«
    »Das ist das geringste Problem. Heute kannst du an jeder Ecke nicht nur einen Revolver kaufen, sondern sogar einen Granatwerfer. Hauptsache, du hast das Geld dafür.«
    »Hör mal, haben wir sie vielleicht verpaßt? Es ist schon fast ein Uhr.«
    »Du hast doch gehört, was Irina gesagt hat. Sie geht bis in die späte Nacht spazieren.«
    »Laß uns trotzdem mal nachschauen gehen, womöglich ist sie doch schon zu Hause.«
    »Aber wir sitzen doch die ganze Zeit hier, sie kann nicht unbemerkt an uns vorbeigegangen sein.«
    »Und wenn sie nur ein Stockwerk tiefer gegangen ist, um Nachbarn zu besuchen? Das Innere des Hauses können wir von hier aus schließlich nicht sehen.«
    »Da hast du auch wieder recht«, stimmte Nastja zu. »Laß uns nachsehen gehen.«
    Sie nahmen den

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